Nützlinge, der Pflanzenschutz der Zukunft?

Landwirt*innen setzen zur Schädlingsbekämpfung immer öfter Nützlinge ein. Wie alle anderen Methoden hat auch diese Vor- und Nachteile. Könnte so der Pflanzenschutz der Zukunft aussehen?

Manche Insekten schaden der Landwirtschaft. Sie fressen Teile der Pflanze und können Krankheiten übertragen. So können sie ganze Ernten vernichten. Aber nicht alle Insekten sind schädlich. Manche von Ihnen können dabei helfen, die zerstörerischen Tiere zu bekämpfen. Auf diese Nützlinge greifen Landwirt*innen immer öfter zurück. Denn sie sind eine biologische Alternative gegenüber Pestiziden. Die Vorteile ringen aber mit dem wachsenden Preisdruck, vor allem in Zeiten der Inflation. 

Nützlinge funktionieren nach einem einfachen Mechanismus, der sie auch so beliebt macht:  Landwirt*innen setzen die Nützlinge auf den befallenen Pflanzen aus, damit diese die Schädlinge fressen. Vorteile sind, dass Nützlinge schnell verfügbar und etabliert sind, im Gegensatz zu Pestiziden keine Rückstände hinterlassen und somit sicher für Mensch und Pflanze sind.

Genau wie alle anderen Pflanzenschutzmethoden haben Nützlinge aber auch Nachteile. Sie funktionieren nur im geschützten Bereich unter Glas oder Folie. „Dies ist sehr aufwendig und bedarf genauer Kenntnisse der betreffenden Organismen. Denn schon gegen unterschiedliche Blattlausarten sind unter Umständen unterschiedliche Nützlingsarten einzusetzen”, sagt Ellen Richter, Leiterin des Pflanzenschutzdienstes der Landwirtschaftskammer NordrheinWestfalen. Außerdem gibt es nicht gegen alle Schädlinge Gegenspieler und der Nützlingseinsatz ist gegenüber anderen Methoden in der Regel teurer.

Biologischer Pflanzenschutz gewinnt an Bedeutung

Die Schlupfwespe bekämpft heute schon standardmäßig die Weiße Fliege in Tomaten. Foto: pixabay.com/ViniSouza128

Pflanzenschutzmittel haben einen schlechten Ruf in der Gesellschaft. Aber in den vergangenen Jahren gab es enorme Entwicklungen und moderne Produkte haben ein deutlich verbessertes ökologisches Profil, sagt Ellen Richter: „Wir haben in der EU das teuerste, aufwändigste und sicherste Zulassungsverfahren, mit dem sichergestellt wird, dass es keine negativen Auswirkungen gibt.” Pestizide sind also unbedenklicher, als viele vermuten. Trotzdem wird in Deutschland Schädlingsbekämpfung nach den Kriterien des Integrierten Pflanzenschutzes betrieben. Das bedeutet, dass Landwirt*innen zunächst auf Maßnahmen wie resistente Pflanzenarten und Nützlinge zurückgreifen und erst zuletzt auf chemische Pflanzenschutzmittel.

„Der biologische Pflanzenschutz gewinnt in vielen Gartenbausparten wie Gemüsebau, Zierpflanzenbau und Obstbau immer mehr an Bedeutung, auch bei Privatkunden”, sagt Stefanie Hackel, Pflanzenschutzberaterin bei Katz Biotech AG. Die Firma züchtet und verkauft Nützlinge. Landwirt*innen setzen bei vielen Kulturen standardmäßig Nützlinge ein und ziehen das dem chemischen Pflanzenschutz vor. „Sie bekämpfen zum Beispiel die Weiße Fliege in Tomaten oder Weihnachtssternen mit Schlupfwespen“, erklärt Hackel. Die Landwirtschaftskammer NRW fördert diese Entwicklung hin zum biologischen Pflanzenschutz. Sie berät Landwirt*innen zu geeignetem Pflanzenschutz. Laut Ellen Richter haben solche alternativen Produkte, Techniken und Verfahren dort einen hohen Stellenwert.

Beunruhigende Entwicklungen in der Landwirtschaft

Können Nützlinge trotz ihrer Nachteile eine realistische und zukunftsfähige Alternative zu herkömmlicher Schädlingsbekämpfung sein? Ellen Richter bejaht das: „Im Gewächshaus sind sie das schon .” Parallel dazu gebe es enorme technische Entwicklungen: „Die Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren verändert und musste, auch durch den hohen Preisdruck von außen, stark technisiert, rationalisiert und ökonomisch leistungsfähig werden, um zu bestehen. Dies prägt ein neues, noch wenig vertrautes Bild der Landwirtschaft.”

 

Beitragsbild: pixabay.com/nonstopsmile 

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