Gewalt gegen Männer – Endstation Männerhaus?

helfende Hand

Gewalt gegen Männer ist ein tabuisiertes Thema. Manfred Höges von dem Sozialdienst katholischer Männer (SKM) Düsseldorf setzt sich für einen sensibilisierten Umgang mit der Thematik ein. Er hilft Betroffenen bei dem Weg raus aus der Gewalt.

Erfahrungen mit Gewalt kann jeder Mensch machen. Eine besondere Form ist die häusliche Gewalt. Das eigene Zuhause, ein eigentlich geschützter Ort, wird plötzlich zum Austragungsort von gewalttätigem Handeln. Im Lagebericht 2021 der Polizei Nordrhein-Westfalen wird deutlich, dass 30,9 % der angezeigten Taten männliche Opfer haben.

Häusliche Gewalt umfasst mehrere Aspekte und Arten. Neben der körperlichen und sexualisierten Gewalt, gibt es auch die ökonomische und soziale Gewalt. „Während Frauen im Zusammenhang mit häuslicher Gewalt früh körperliche Gewalt erleben, ist das bei Männern oft die letzte Gewaltform, die sie erfahren“, weiß Manfred Höges von dem SKM Düsseldorf. Bei Männern fände erst psychische Gewalt statt. Diese umfasst häufig Stalking, aber auch die Isolation und den Mann finanziell abhängig zu machen. All diese Arten begegnen Höges in seinem Berufsalltag immer wieder. Der Sozialarbeiter ist ausgebildeter Männergewaltberater und arbeitet in einem der zwölf Männerhäuser in Deutschland.

Hemmungen vor dem Gang ins Männerhaus

Männerhäuser sind Zufluchtsorte und bieten Schutz, wenn ein Mann Zuhause nicht mehr sicher ist. Doch nicht jeder betroffene Mann nimmt diese Möglichkeit in Anspruch. Das liegt unter anderem an der Tabuisierung von Gewalt gegen Männern und an „der Angst vor’m Scheitern“, so Höges.  Die Tabuisierung hänge damit zusammen, dass dieses Thema noch nicht ausreichend in der Gesellschaft angekommen und für viele sogar undenkbar sei.

Höges berufliche Erfahrung zeigt, dass relativierendes Verhalten durch Polizeibeamte, Justizmitarbeitern und der Gesellschaft, zusätzlich hemmend wirkt. Das sei sehr traurig und einer der Gründe, wieso er sich für ein Umdenken in der Bevölkerung einsetzt. Mithilfe von Vorträgen bei sozialen Einrichtungen und kommunalen Ausschüssen verfolgt er sein Ziel, im Umgang mit diesem Vorfällen zu sensibilisieren. Langfristig seien auch Vorträge bei der Polizei geplant. Denn „die Verantwortung für Gewalt trägt immer der Täter/ die Täterin,“ und „Gewalt hört nicht auf, wenn man keine Grenzen setzt.“ In der Männergewaltberatung erarbeitet Höges mit Betroffenen verschiedene Möglichkeiten, eine solche Grenze zu setzen. Das müsse nicht immer die Flucht in eine Schutzwohnung sein.

Verhaltenstipps im Umgang mit Betroffenen

Solltet Ihr das Gefühl haben, dass in eurem Umfeld eine Person von Gewalt betroffen ist, empfiehlt Manfred Höges folgendes: Nehmt die Situation, sowie die gemachten Erfahrungen ernst und zieht es nicht ins lächerliche. Außerdem könnt ihr die Person ansprechen. Folgende Formulierung, wäre eine Möglichkeit: „Hey, das was du erzählst ist auch eine Art von Gewalt. Bist du dir dem bewusst?“ Ihr könnt zudem immer betroffene Personen unterstützen Hilfe zu bekommen. Hierfür könnt ihr den Kontakt zu entsprechenden Organisationen herstellen. Eine von diesen Organisationen ist der SKM, welcher für Männer aller Religionen und Herkünfte ein zuverlässiger Ansprechpartner ist.

Beitragsbild: Lohmann

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