Habt ihr euch schon mal nicht wohl in eurem Körper gefühlt oder wurdet wegen eures Aussehens diskriminiert? Body Positivity geht gegen solche Diskriminierungen vor. Was macht die Bewegung aus?
Der Hashtag #bodypositivity ist auf Social Media unter Millionen von Beiträgen zu finden. Die Bewegung ist dort sehr präsent. Täglich laden viele verschiedene Menschen Bilder von sich und ihrem Körper hoch und versehen sie mit dem Hashtag. Die Bewegung will dafür sorgen, dass auf Social Media, aber auch überall anders, niemand mehr wegen des Aussehens diskriminiert wird.
Sich mit idealisierten Körperbildern zu vergleichen, kann sich negativ auf die Stimmung und das eigene Körperbild auswirken. Das zeigt eine Studie zu Bildern attraktiver Prominenter und Menschen aus derselben Peergruppe auf Instagram von den australischen Professorinnen Zoe Brown und Marika Tiggemann aus 2016. Die Body-Positivity-Bewegung will gegen solche Entwicklungen vorgehen und für mehr Realität auf Social Media sorgen. Neben einer realistischen Darstellung von Körpern möchte die Bewegung erreichen, dass jede*r seinen*ihren Körper genauso zeigen kann, wie er*sie es möchte. Und das, ohne kritisiert zu werden.
Body Positivity bedeute Respekt für jede*n
Auch das Plus-Size-Model Selin Doganci setzt sich gegen Diskriminierung aufgrund körperlicher Merkmale ein. Die Bewegung Body Positivity bedeute, dass jeder Mensch unabhängig von seinem Aussehen denselben Wert habe. „Wir wollen auch mit Respekt behandelt werden“, sagt Doganci. Sie habe schon oft mitbekommen, dass Menschen, die nicht dem Schönheitsideal entsprechen, unberechtigt weniger Wert zugesprochen werde. „Manche Menschen respektieren mich aufgrund meines Aussehens unbewusst weniger. Für diese Menschen ist dieser fehlende Respekt so normal, dass sie gar nicht sehen, dass daran etwas falsch ist.“ Das will Doganci ändern.
Durch Body Positivity können viele ihr Leben mehr genießen
Jede Person soll sich also in ihrer Haut wohlfühlen können. Dieser Meinung ist auch Fitnesscoach Dominic Zimmermann. Menschen kämen zwar häufig mit dem Ziel zu ihm, etwas an sich verändern zu wollen. Es sei aber nicht gut, wenn dieses Ziel immer nur dem aktuellen Schönheitsideal entspreche. Laut Zimmermann ist der größte Vorteil der Bewegung: „Menschen, die vorher total selbstkritisch waren und sich im Leben eingeschränkt haben, weil sie dachten, sie sähen nicht gut genug aus, können sich durch Body Positivity besser fühlen und selbstbewusster werden.“ Dadurch könnten sie ihr Leben mehr genießen.
Zimmermann findet die Body-Positivity-Bewegung hilfreich – vor allem für das psychische Wohlbefinden: „Am Ende sollte es darum gehen, dass wir uns in unserem Körper gut fühlen und uns schmerzfrei bewegen können.“ Neben den Prinzipien der Bewegung sei es dafür wichtig, in einem gesunden Körper zu leben.
Was sagen Ärzt*innen zu der Bewegung?
Die Body-Positivity-Bewegung findet überwiegend auf der psychischen Ebene statt. Ärzt*innen sehen in der Bewegung grundsätzlich Vorteile. Dennoch kritisieren sie, dass manchen Anhänger*innen nicht bewusst sei, welche Folgen bestimmte Lebensweisen haben können. Sie würden beispielsweise die Konsequenzen von zu wenig oder zu viel Bewegung oder einer unausgewogenen Ernährung ignorieren. Außerdem bemängeln Ärzt*innen, dass einige Menschen die Bewegung als Rechtfertigung für einen ungesunden Lebensstil missbrauchen würden.
Als Beispiel ziehen Ärzt*innen oft eine übergewichtige Person heran. Menschen, die übergewichtig sind, könnten laut der Stiftung Gesundheitswissen langfristig an den Folgen von Adipositas leiden. Mit Adipositas steige das Risiko für weitere Erkrankungen und „damit verbunden das Risiko, früher zu versterben als Menschen mit Normalgewicht“, schreibt die Stiftung auf ihrer Website. Weitere Erkrankungen seien beispielsweise Stoffwechselerkrankungen oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems.
Selin Doganci versteht die Bedenken der Ärzt*innen zwar. Sie betont aber, dass sich die Body-Positivity-Bewegung nicht auf die Ebene der Gesundheit beziehe. Body Positivity habe nichts damit zu tun, ob ein Mensch gesund oder ungesund sei. Es gehe um die moralische Ebene und das Bild in der Gesellschaft.
Beitragsbild: Adobe Stock/Tina