“Wenn Inklusion funktioniert, bist du nicht mehr der Exot.“

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Inklusion bedeutet mehr als nur Barrierefreiheit. Welche Herausforderungen bestehen aktuell und wie können sie überwunden werden? Menschen aus dem Hochschulsport sprechen über ihre Erfahrungen und Wünsche.

Wer ist dabei?

Laura Marklewitz (26) studiert Sonderpädagogik auf Lehramt. Zu Beginn ihres Studiums war sie in verschiedenen Kursen des Hochschulsports aktiv, mit einer Freundin, die ebenfalls eine Seheinschränkung hat. Mittlerweile geht sie nur noch ins Fitnessstudio der Uni und kann ihren Blindenführhund Frida mitnehmen. Frida hat dort sogar einen eigenen Wassernapf.

Julien Franke studiert Journalistik mit dem Nebenfach Soziologie. Der 23-Jährige hat den Showdown-Trainer Andreas an seinem ersten Tag am Campus zufällig auf dem Leitstreifen kennengelernt. Danach hat er sich direkt für den Kurs angemeldet und bleibt bis heute am Ball. Zeitweise war er auch im Fitnessstudio. Das wurde ihm dann aber zu eintönig.

Andreas Schmitz hat vor 20 Jahren an der TU studiert. Er leitet seit einigen Jahren den Showdown-Kurs, den einzigen Sportkurs, der speziell für Menschen mit Behinderung angeboten wird. Der 57-Jährige ist Förderschullehrer und lebt mit einer Sehbehinderung.

Christoph Edeler (44) ist seit über einem Jahrzehnt der Leiter des Hochschulsports. Während des Interviews tippt er die Anregungen der Studierenden eifrig auf seinem Macbook mit.

Kathrin Wieth ist 20 Jahre alt und studiert Sonderpädagogik auf Lehramt. Sie nutzt einen Rollstuhl und würde gern am Hochschulsport teilnehmen, hat aber keine für sie passende Sportart gefunden. Sie spielt stattdessen in der Reha- und Behindertensport-Gemeinschaft Dortmund 51 Rolli-Basketball. Am Tag des Gruppeninterviews konnte Kathrin nicht zur Uni kommen, weil die S1 nach einem Sturm komplett ausfiel.

Wie stellt ihr euch den idealen Hochschulsport vor, der für alle zugänglich ist?

Studentin Laura Marklewitz mit ihrem Blindenführhund Frida. Foto: Studio Gewers

Laura Marklewitz: Alle Angebote sollten für alle räumlich zugänglich sein. Das heißt, dass Geräte auch für Menschen nutzbar sind, die eigentlich im Rollstuhl sitzen. Es sollte genug Platz sein, um den Rollstuhl abzustellen. Denn für einige Übungen bewegen sich manche auch aus dem Rollstuhl heraus. Im Fitnessstudio der Uni ist es für mich so geregelt: Mein Blindenhund liegt hinter dem Tresen und ich bin sehr froh, dass ich Frida überhaupt mitnehmen darf. Aber es wäre für mich trotzdem angenehmer, wenn ich mit ihr durchs Fitnessstudio gehen und sie sich neben jedes Gerät setzen könnte. Das würde mir mehr Sicherheit geben.

Julien Franke: Eine vielfältige Auswahl an inklusiven Sportarten ist wichtig. Nicht unbedingt immer Behindertensportarten, sondern einfach Sportarten, an denen alle teilnehmen können. Auch die Orientierung im Gebäude sollte leichter sein. Häufig steht auf der Website, was in welchem Raum stattfindet, bloß wo der Raum ist, weiß ich davon nicht. Zumindest hier im Neubau ist sowohl am Treppengeländer als auch an den Räumen Brailleschrift angebracht. Auch eine Beschreibung auf der Website, die die grundlegende Gebäudestruktur erklärt, wäre hilfreich. Ich kann natürlich andere fragen, aber ich bin immer derjenige, der sagt: Lieber mehr selbstständig als weniger.

Christoph, habt ihr im Neubau explitzit auf Barrierefreiheit geachtet und wenn ja, wo?

Christoph Edeler: Ja, haben wir. Der Zugang ist barrierefrei und uns war wichtig, dass Menschen mit Sehbeeinträchtigung die Räume finden. Es wird bald ein neues Wegeleitsystem für alle Räumlichkeiten und überall Raumnummern geben, sodass ihr die besser ertasten könnt.

Und ein neues Wegeleitsystem heißt, es werden dann hier überall auf dem Boden noch Leitstreifen eingefügt?

Christoph: Es wird nicht an allen Punkten im Gebäude diese Leitstreifen geben. Nur unten, um zu den Übersichten zu kommen, damit die Personen erkennen können, wo sie sind und wo sie hinmöchten.

Gab es einen Auslöser oder einen Zeitpunkt, an dem ihr angefangen habt, hier im Hochschulsport auf Inklusion zu achten?

Christoph: Wir versuchen schon seit langem, alles möglich zu machen, wenn sich Leute an uns wenden, so wie du, Laura. Du bist auf uns zugekommen, hast deine Voraussetzungen erläutert und wir haben geguckt, dass du mit deinem Hund bei uns ins Fitnessstudio kommen kannst. Die Leute kommen zu mir und sagen: Ich habe folgende Herausforderung und möchte gern Sport machen. Und dann versuchen wir, eine passende Sportart zu finden. Seit 2015 haben wir glücklicherweise Showdown. Das ist aktuell unsere einzige Sportart, die wir im Behindertensportbereich haben und die auch Anklang findet. Und sonst versuchen wir die Personen in die Kurse zu integrieren.

Warum gibt es nur diese eine Sportart im Behindertensportbereich?

Christoph: Vor ein paar Jahren haben wir mal Goalball angeboten und auch viel Werbung dafür gemacht. Beim ersten Termin waren sechs Leute da, beim zweiten vier, danach zwei und dann hat es leider nicht mehr funktioniert. Wir sind aber für fast alles offen, wenn die Rahmenbedingungen dafür gegeben sind. Es wollte auch schon einmal jemand Rollstuhlbasketball anbieten. Aber 20 Rollstühle zu kaufen, wäre ein relativ hoher finanzieller Aufwand und wir wissen nicht, wo wir die lagern können. Es gibt also einige Gründe, warum wir nicht mehr Behindertensportarten anbieten.

Showdown-Trainer Andreas Schmitz. Foto: Sophia Buschhorn

Andreas: Ballsportarten, aus dem Bereich Sehbehinderung wie Goalball, Blindenfußball und Showdown erfordern ein gewisses Maß an Mut. Wenn du sehend lebst, musst du dich erst einmal überwinden, dein Sehen dafür temporär aufzugeben. Beim Showdown ist das aber nicht ganz so extrem, denn du stehst an der Platte und hast einen deutlichen Orientierungspunkt. Es gibt Menschen, die haben eine Sehbehinderung und wollen auf ihr Restsehvermögen nicht verzichten. Es gibt aber auch Normalsichtige, die bei dieser Sportart relativ leicht auf das Sehen verzichten können. Mir hat das bei allen drei Sportarten, die ich vorhin genannt habe, nie etwas ausgemacht. Ich mache auch manchmal absichtlich, wenn ich unterwegs bin, die Augen zu. Aber nur weil jemand sehbehindert ist, ist er nicht immer gleichzeitig auch der auditive Typ, der gerne auf sein Sehen verzichtet. Vielleicht erklärt das, warum Goalball kaum Anklang gefunden hat, weil die Leute einfach merken: Oh, ich werde von einem relativ schweren Ball getroffen, ohne dass ich ihn vorher sehe.

Laura: Ich bin nicht bereit, mein restliches Sehvermögen für eine Sportart wegzubinden. Es war für mich als 12-Jährige schon beim Training vom Blindenstock so dramatisch, jedes Mal die Augen zugebunden zu kriegen, dass ich das nicht wieder machen würde. Aber ich habe auch eher bei anderen Sportangeboten mitgemacht, weil es mich mehr interessiert.

Welche Sportkurse hast du belegt und was hast du für Erfahrungen gemacht?

Leiter des TU-Hochschulsports Christoph Edeler. Foto: Felix Schmale

Laura: Ein Kurs hieß Bauch, Beine, Po. Eine Freundin und ich haben uns als Blinde versteckt – wir haben uns hinbringen lassen und so getan, als ob wir sehen können. Aber ich glaube, nach einiger Zeit hatten die raus, dass wir nicht sehen können. Sie haben es aber nicht direkt angesprochen, was sehr angenehm war, weil wir ja nicht entdeckt werden wollten. Andererseits hätten wir vielleicht auch mehr Hilfe bekommen, wenn wir Bescheid gegeben hätten. Bei einem anderen Kurs haben wir es angesprochen und dort wurden die Übungen für uns immer ein bisschen genauer erklärt.

Christoph: Was wäre denn da dein Wunsch an uns?

Laura: Nett wäre, wenn die Kursleitenden die Übungen einfach ein bisschen genauer beschreiben würden. Ich glaube, das hilft auch Menschen, die bei 100 Leuten in der letzten Reihe stehen und vielleicht ihre Brille nicht aufhaben. Heutzutage fühle ich mich zwar nicht mehr unwohl zu sagen, dass ich blind bin, aber als ich hier angefangen habe zu studieren, war das noch sehr schambehaftet für mich.

Christoph: Also ich kann das verstehen, wenn man nicht direkt sein Handicap offerieren möchte. Aber es ist natürlich für die Kursleiter*innen einfacher, wenn sie wissen, da ist eine Person, der ich es noch mal ein bisschen anders erklären muss.

Dass die Übungsleitenden die Übungen erklären, wäre doch auch möglich, ohne dass sie wissen, ob sich jemand mit einer Behinderung im Kurs befindet oder?

Christoph: Auf jeden Fall ist es möglich, aber wir haben 150 Kursleiter*innen. Die eine Person wird es vielleicht mehr erklären als die andere. Aber auch nochmal zum Thema Sensibilisierung allgemein: Das ist uns sehr wichtig und deshalb sind zum Beispiel alle Kursleiter*innen zu Seminaren zur Prävention sexueller Gewalt verpflichtet.

Christoph, du hast eben schon angesprochen, dass zum Beispiel beim Rollstuhlbasketball viele Rollstühle benötigt werden. Scheitert die Inklusion daran, dass für so etwas zu wenig Geld da ist oder eingeplant wird?

Christoph: Wir haben gewisse Gelder, zum Beispiel auch für die Fortbildungen, unabhängig vom Thema. Letztlich zählt bei allen Sportarten: Wie ist die Nachfrage? Da ist es fast egal, welche Sportart das ist, Geld ist da. Wäre Rollstuhlbasketball immer hundertprozentig ausgelastet, dann kann ich mir das vorstellen, aber aktuell weiß ich nicht, ob das funktioniert. Und wir haben diese Lagerthematik der Rollstühle, die wir grade nicht lösen können. Wir könnten mal ausprobieren, einen Workshop zu Rollstuhlbasketball anzubieten. Wenn eine hohe Nachfrage besteht, kann man gucken, ob es die Möglichkeit einer Kooperation gäbe.

Andreas: Beim Showdown ist das ja auch eine Kooperation zwischen unserem Verein und der Hochschule.

Julien: Kathrin spielt Rollstuhlbasketball. Aber nicht im Hochschulsport, weil es das hier nicht gibt, sondern in einem Verein und mit dem könnte man sicher mal sprechen.

“Es gibt einfach kein passendes Angebot für mich“

Wegen eines Ausfalls der S1 konnte Studentin Kathrin Wieth nicht beim Gruppengespräch dabei sein. Sie hat im Einzelinterview erzählt, wie sie als Person mit einer Gehbehinderung das Angebot des TU-Hochschulsports findet.

Bist du im Hochschulsport aktiv?

Kathrin Wieth beim Bogenschießen. Foto: Kathrin Wieth

Nein, aber ich mache Sport bei der Reha- und Behindertensport-Gemeinschaft (RBG 51) in Dortmund. Nur beim Hochschulsport noch nicht. Ich habe mich informiert, was es da gibt, aber ich habe nichts gefunden, was mich angesprochen hat, beziehungsweise was ich mitmachen könnte.

Was würde dich ansprechen?

Vor allem Teamsport – das finde ich immer ganz cool. Basketball spiele ich ja schon. Aber ich würde auch relativ viel einfach gerne mal ausprobieren. Es gibt eine ganze Bandbreite an Parasportarten, zum Beispiel Schwimmen, Bogenschießen, Tischtennis, Tennis und so weiter.

Wärst du lieber in die Kurse integriert, die schon vorhanden sind oder findest du es besser, wenn es spezifische Parasport-Angebote gibt?

Das kommt auf die Sportart an. Beispielsweise beim Basketball kann ich nicht einfach beim normalen Fußgänger-Basketball mitmachen. Die sind alle viel größer und laufen ganz anders, ich würde wahrscheinlich allen über die Füße fahren. Bei Tischtennis oder Bogenschießen hingegen kann man einfach inkludiert werden. Aber bei ein paar Sportarten brauchen wir schon spezifische Para-Angebote.

Und so was wie Basketball würdest du dann auch gerne an der Uni machen?

Ja. Ich habe auch schon von Rollstuhl-Karate oder von Rollstuhl-Fechten gehört. Ich habe beim Hochschulsport gelesen, dass es auch Fechten gibt, aber eben nicht für mich.

Der Leiter vom Hochschulsport, Christoph Edeler hat angeboten, dass du auf ihn zugehen kannst und er versucht, das möglich zu machen. Wärst du bereit, da ins Gespräch zu kommen?

Auf jeden Fall. Man muss ja mit den Leuten reden, um das irgendwie hinzubekommen.

Und denkst du, die Nachfrage für zum Beispiel Rolli-Basketball wäre bei uns an der Uni groß genug?

Da muss ich ehrlich sagen, bin ich mir nicht ganz sicher und ich weiß nicht, wie viele Rollstuhlfahrer es bei uns an der Uni gibt. Man muss schon viel Armkraft haben, damit man den Ball auch werfen kann. Deshalb sind die meisten mit E-Rollstuhl wahrscheinlich raus. Allerdings muss ich auch sagen, dass bei uns beim Rolli-Basketball locker die Hälfte Fußgänger sind, die sich in den Rollstuhl setzen, weil sie Bock drauf haben.

Der Hochschulsport hat leider keine Rollis, vielleicht könnte man die ausleihen?

Beim RBG 51 Dortmund, wo ich gerade Basketball spiele, haben die auch immer Leihrollstühle. Ich weiß nicht, ob die das dann auch für Uni machen würden, weil das echt eine kostspielige Sache ist. Aber man könnte es versuchen. Ich denke, das sollte nicht so schwer sein, eine Kooperation einzugehen.

Andreas, gibt es noch andere Parasportarten, die du dir im Hochschulsport gut vorstellen könntest?

Andreas: Judo ist eine klassische Sportart, die auch mit einer Seheinschränkung möglich ist. Oder Bogenschießen. Sowohl Menschen, die im Rollstuhl sitzen, als auch Menschen, die schlecht sehen, brauchen dann so eine Art Guide. Sonst auch noch Leichtathletik, also Sportarten, die gar nicht speziell für Menschen mit einer Behinderung sind, aber trotzdem ausgeübt werden können. Eigentlich auch Schwimmen – obwohl ich das schwierig finde. Wenn in einer Bahn 20 Personen schwimmen, hat man echt Schiss, dass man mit jemandem zusammenrasselt.

Laura: Ich war fünf Jahre lang beim DLRG, obwohl ich nicht sehen konnte. Ich musste immer als Erste schwimmen und meine Schwester ist dann vor oder hinter mir geschwommen. Vielleicht wäre es auch praktisch, so etwas wie eine Teambörse zu organisieren. Dort könnten sich Personen zusammenfinden, sodass niemand allein zum Sport gehen muss.

Christoph: Es gibt eine Sportpartnerbörse, wo du genau das eintragen kannst. Die wird viel fürs Tanzen genutzt, aber du kannst alles dort einstellen.

Christoph, wie funktioniert denn die Integration in die Kurse?

Student Julien Franke beim Showdown. Foto: Sophia Buschhorn

Christoph: Soweit ich weiß, gut. Wir leben hier in einer Bubble, weil wir eine Zielgruppe haben, die in der Regel Abitur hat oder anders an die Uni gekommen ist. Und die Kursleiter*innen haben auch häufig hier studiert oder studieren noch. Die sind, glaube ich, für verschiedene Themen sensibler.

Laura: Das ist nicht zwingend so. Ich wurde im Hörsaal schon aufgerufen, beim Filmgucken: Die Blinde kann jetzt nach vorne kommen, wir gucken den Film. Und ich kann von vorne leider auch nicht genug sehen, aber ich bin dann trotzdem nach vorne gegangen und habe so getan, als ob ich den Film gucken kann.

Julien: Es kommt weniger auf den Bildungsgrad an, sondern vielmehr darauf: Gibt es Berührungspunkte? Denn Inklusion in der breiten Masse ist bei weitem noch nicht da, wo sie sein müsste.

Haben sich unangenehme Erfahrungen auf euer Verhältnis zum Sport ausgewirkt?

Laura: Ja, bei mir war zum Beispiel Sportunterricht ziemlich grausam. Wer blind ist, kann komischerweise Ultimate Frisbee nicht so gut spielen, was die Mitschüler dann nicht so toll fanden. Und wenn ich mit sehenden Leuten in einem Team war, wurde ich beleidigt, weil ich so schlecht bin. Die Sportlehrerin hat auch nicht viel dagegen gesagt. Deswegen ist Sport dann ab Schulsportalter wirklich schwierig geworden. Ich glaube, dass viele schon eine Barriere haben, überhaupt zum Sport hinzugehen, weil wir nie wirklich gelernt haben, Spaß daran zu haben.

Christoph: Und deswegen bin ich dankbar, dass wir Gespräche führen, aus denen ich lerne. Und dass wir gemeinsam dafür sorgen, dass die Leute sensibilisiert werden.

Andreas: Ich muss insgesamt die Uni Dortmund loben. Die ist im Vergleich zu vielen anderen Unis wesentlich barrierefreier, nicht nur, was den Sport angeht.

Christoph: Wir sind auch mit dem DoBuS (Behinderung und Studium) im Austausch und mit der neuen Stabsstelle Chancengleichheit, Familie und Vielfalt, sodass wir versuchen, das Thema ganzheitlich anzugehen. Nur wenn wir Dinge nicht wissen, können wir sie leider nicht ändern.

Andreas: Inklusion heißt, dass sich beide Seiten aufeinander zubewegen müssen. Meist muss sich leider der Mensch mit Behinderung sehr stark an die Situationen anpassen. Er muss sich aber dann auch mal melden und sagen: Okay, ich bin jetzt hier. Und dann muss die andere Seite auf ihn oder sie zugehen. Das finde ich bei Showdown auch so cool: Es ist im Prinzip Inklusion umgekehrt. Das heißt, wir nehmen auch Sehende auf und die Leute lassen sich darauf ein.

Julien: Wenn Inklusion echt funktioniert, dann bist du irgendwann nicht mehr der Exot.

Was ist eigentlich Showdown?

Das Ziel des Spiels ist es, den Ball mit dem Schläger in das gegenüberliegende Tor zu schlagen. Showdown ist vergleichbar mit Tischtennis, denn es wird auch auf einer Platte gespielt. Die ist 3,6 Meter lang und 1,2 Meter breit. Drumherum ist eine Bande, die 14 Zentimeter hoch ist, damit der Ball nicht herunter rollen kann. Die beiden Spieler*innen stehen sich an den kurzen Seiten der Platte gegenüber und tragen eine Dunkelbrille, sodass niemand etwas sieht. Ganz unabhängig von der Sehkraft.

Der Ball ist gefüllt mit Metallstiften, ist ein bisschen kleiner als ein Tischtennisball und auch leichter. Er darf aber nicht, wie beim Tischtennis, fliegen, sondern muss immer rollen. In der Mitte der Platte gibt es ein Brett, sodass es hörbar ist, wenn der Ball dagegen fliegt, anstatt darunter her zu rollen. „Wir müssen ihn hören, weil wir ihn ja nicht sehen können“, so Andreas, der Leiter des Showdown-Kurses an der TU.

Wenn ein Tor gemacht wird, ist das laut, weil der Ball in das Tor hineinfällt. Gespielt wird mit einem Holzschläger, der 30 Zentimeter lang ist. Ein Satz geht so lang, bis eine Partei elf Punkte hat. Ein Tor gibt zwei Punkte und ein Fehler des Gegners einen Punkt. Andreas war mit den Teilnehmer*innen des Kurses schon bei einigen internationalen Turnieren. „Das sind die schönsten Momente: Wenn ich als Trainer sage, was der Spieler tun soll und das wird dann das entscheidende Tor“, sagt er stolz. Man müsse vor allem auf Taktik und Psychologie achten – wenn die Gegner*innen nervös werden, könne man sie schlagen.

 

Beitragsbild: Canva/miodrag ignjatovic

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