Erfolgreiche Serien werden verlängert. Oft laufen die Serien dann länger als zehn Jahre. Zwar mag die Quote erfolgreich sein, doch die gute Geschichte leidet.
Einige Menschen werden schnell gepackt, andere erst nach einigen Folgen. Fast ein Drittel der Deutschen schaut laut einer Studie des Marktforschungsinstituts Splendid Research fast täglich Serien – ich auch. Von Anfang bis Ende. Sherlock, Family Guy, Dexter, Breaking Bad, Sex Education, Unreal, Young Sheldon – you name it. Ich bin Seriennerd. Solang es nichts mit Fantasy zu tun hat, schaue ich es. Von Folge 1 der ersten Staffel bis die letzte Folge ausgestrahlt wird und die Serie endet.
Das mache ich nicht, weil mir alle Serien so gut gefallen oder sie besonders spannend sind. Nein – das ist mein innerer Monk. Mein innerer Monk, der sagt: “Du kannst diese Serie nicht unbeendet in deiner Watchlist stehen lassen!” Netflix befeuert das. Sobald es neue Folgen einer Serie gibt oder eine Staffel noch nicht zu Ende geschaut ist, bleibt die Serie prominent in meiner “Weiter ansehen”-Liste. Auch wenn ich sie eigentlich gar nicht mag.
Es geht nicht mehr um die eigentliche Geschichte, sondern ums Geschäft. Das nervt!
Ein Beispiel: The Walking Dead, laut einer Umfrage unter den Top 5-Lieblingsserien der Deutschen, mag ich eigentlich gar nicht mehr. Spätestens mit Beginn der dritten Staffel war ich raus. Zu vorhersehbar die Handlung, zu düster die Stimmung, zu nervig die unterschiedlichen Wendungen. Mittlerweile bin ich bei Folge 8 der siebten Staffel, weil ich diese Serie einfach abarbeiten will. Im Februar wurde bekannt, dass der TV-Sender und Co-Produzent AMC mindestens noch eine zehnte Staffel in Auftrag gegeben hat. Das ist der Horror.
Ähnlich ging es mir bei der Serie Dexter. Das Setting ist ja mega: Es geht um einen Forensiker, der in seiner Freizeit Menschen umbringt, die etwas Schlechtes getan haben. Gepaart mit viel schwarzem Humor, ist das ein echt gelungenes Ding. Die Serie hat echt viel Spaß gemacht – aber nicht über acht Staffeln. Die Spannungsverläufe und das Storytelling waren von Staffel zu Staffel ähnlich, die einzelnen Geschichten zu vorhersehbar und beim Zusehen hatte ich ständig ein Gefühl von “das kenne ich doch schon”.
Hört dann auf, wenn die Geschichte noch richtig gut ist!
Die Serienproduzenten versuchen erfolgreich laufende Formate so lang künstlich zu strecken, wie sie damit Geld verdienen können. Irgendwann geht es dabei nicht mehr um die eigentliche Geschichte, sondern ums Geschäft. Das nervt! Auch weil ich das Gefühl habe, es den Serien irgendwann anzumerken.
Verliert die Serie an Quote, wird sie abgesetzt oder nicht verlängert. Die Autoren müssen sich dann ein halbwegs plausibles Ende aus den Fingern saugen, das die Fans nicht zu sehr enttäuscht und sich gleichzeitig in die Storyline einfügt. Dass das nicht immer so gut funktioniert, zeigte sich an den Reaktionen zu den Serienfinale von Lost, How I Met Your Mother oder Dexter.
Mini-Serien zeigen, wie es funktionieren kann.
Ich würde mir wünschen, dass Serienproduzenten eine Serie von Anfang an mit einem vordefinierten Ende produzieren. Den Mut haben, eine gute Geschichte zu erzählen und sich dann einem neuen Projekt zu widmen.
Wie gut das funktionieren kann, zeigen Mini-Serien wie The Night Manager: Tom Hiddleston spielt einen Nachtmanager in einem Hotel, der vom Geheimdienst auf einen Waffenhändler angesetzt wird. Die Serie hat acht Folgen, einen richtig guten Spannungsverlauf und dadurch, dass Autoren keine mögliche Fortsetzung ins Staffelfinale einplanen müssen, ist das Ende auch richtig gelungen.
Also liebe Serienproduzenten: Sorgt für gute Stories und hört dann auf, wenn die Geschichte noch richtig gut ist! Ich schaue so lang die nächsten Folgen von The Walking Dead – sonst meckert der Monk.