Erfolg, Anerkennung, blöde Sprüche: Frauen im Fußball

Schiedsrichterin Anna-Lena (Mitte)

Egal ob Fußball-Fan, Schiedsrichterin oder Fußballspielerin – Frauen sind in allen Bereichen des Fußballs präsent. Wir haben mit drei jungen Frauen gesprochen, die in ihrem Leben in irgendeiner Art und Weise etwas mit Fußball zu tun haben. Wir haben sie nach ihren schönsten Erlebnissen im Fußball gefragt. Aber natürlich haben wir mit ihnen auch über unschöne Momente gesprochen – eine kleine Sammlung vielfältiger Geschichten über Erfolg und Niederlage, über Anerkennung und Durchsetzungsvermögen.

Die Fußballerin: Lara – Fußball als Teil des Lebens 

„Ich persönlich habe das Gefühl, ich bin damit aufgewachsen.“ Gemeint ist das Fußballspielen. Schon seit sie klein war, hat ihr Vater sie regelmäßig zu Turnieren „mitgeschleppt“. Später in der Schule hat sie mit den Jungs auf dem Schulhof zusammen hin und her gekickt. Ein Probetraining hat den Blick auf das Fußballspielen dann aber etwas geändert: „Ich hatte eigentlich nie ein Problem damit, dass da nur Jungs waren, weil das kannte ich ja schon. Aber irgendwie hat mir das einfach nicht gefallen. Ich habe dann erst einmal gesagt: Nö, das ist nicht mein Ding, mach ich nicht.“

Eiskunstlauf statt Fußball – Fußball statt Eiskunstlauf

Dann hat sie das Fußballspielen insgesamt etwas aus den Augen verloren und über 10 Jahre lang Eiskunstlauf gemacht – „Etwas ganz anderes“, erklärt sie lachend. „Wenn ich Leuten erzähle, ich habe mal Eiskunstlauf gemacht, sagen alle immer: Ne, du? Aber für Lara ist beides harter Sport, auch wenn man bei dem einen ein Kür-Kleid und bei dem anderen ein Trikot anzieht. „Die Sportarten schließen sich nicht aus, auch wenn manche sagen, dass das eine eher Männersport und das andere eher Frauensport ist.“ Auf Dauer hatte sie aber keine Lust auf Einzelsport und Einzelkämpferinnen. Mittlerweile hat die 29-Jährige den Weg zurück zum Fußball gefunden. Nach einem Training beim SuS Hörde vor circa sechs Jahren war für Sie klar: Hier bleibe ich.

Frauenmangel im Fußball

Mit ihren 25 Spielerinnen seien die Frauen des SuS Hörde im Vergleich zu anderen Mannschaften recht gut aufgestellt. Den Frauenmangel merke man aber trotzdem. Schon früh in der Saison der Kreisliga A, mussten zwei Mannschaften ihre Teilnahme zurückziehen, weil sie schlichtweg zu wenige Spielerinnen hatten.

Für Männer-Fußball kann sich Lara nicht wirklich begeistern. Sie schaut lieber Frauenfußball: „Dafür werde ich immer belächelt, aber damit kann ich mich besser identifizieren. Immer, wenn ich die Frauen spielen sehe, habe ich das Gefühl, da ist noch mal ein anderer Wille hinter. Ich habe nochmal mehr Spaß daran und freue mich wirklich über jedes Tor.“

Der Fußballfan: Janina – Ein Leben voll mit Fußball

„Wenn ich im Stadion bin, bin ich einfach glücklich” Sie ist ein Vollblut-BVB-Fan. Janina ist 25 Jahre alt und wohnt immer schon in Dortmund und „blutet deswegen auch schwarz-gelb“. Ihre komplette Familie ist fußballverrückt. Sie hatte also gar keine andere Wahl, als auch Fußball-Fan zu werden. Und als Fan ist sie konsequent: „Wenn Dortmund Heimspiel hat, dann arbeite ich nicht.“

Fußball als Konstante

Für Janina ist der Fußball die Konstante in ihrem Leben. Durch den Fußball kann sie für sich alleine sein, aber genauso gut auch in der Kurve stehen und sich von der springenden Menge mitreißen lassen. Zusammen mit ihren Freundinnen, “dem harten Kern” geht sie regelmäßig ins Stadion – die letzten zwei Jahre jedes Heimspiel – jedes Spiel in Block 12, mitten in “der gelben Wand”. Mitten in der absoluten Fankurve des BVBs. Woanders fühle sie sich einfach nicht wohl.

Frauen gehören ins Stadion

Bei manchen Stadionbesuchen musste sich Janina auch schon einen blöden Spruch von anderen Fan anhören. Teilweise machte sie das auch echt sauer. Aber trotzdem fühlt sie sich im Stadion wohl und sieht solche Seitenhiebe und dummen Sprüche eher als Ausnahme: „Ich würde sagen, dass ich mich bei den meisten Spielen mega integriert fühle.“

Für sie sei wichtig, wie man den Dingen gegenübertritt. Wenn jemand ein Problem damit habe, dass Frauen im Stadion sind, sei das deren Problem. Trotzdem habe sie keine Lust sich vorschreiben zu lassen, wo sie zu sein hat. „So war ich noch nie, so bin ich nicht. Wenn mir jemand sagen würde, dass ich hier nicht hingehöre, dann würde ich halt sagen: Ja, ich bin jetzt trotzdem hier, hast du Pech gehabt.“ Aber sie betont noch einmal, dass solche Sprüche nur die Ausnahme sind. Denn egal wer in der Kurve hinfalle, ob Mann oder Frau, jeder würde aufgefangen werden.

Die Schiedsrichterin: Anna-Lena – Alle tanzen nach ihrer Pfeife

Allein gegen 22 Männer. Das passiert Anna-Lena regelmäßig. Die 21-Jährige ist seit 2010 Schiedsrichterin für den Holzwickeder SC. Anna-Lenas Vater war damals mitverantwortlich für den Einstieg in die Schiedsrichterwelt. Schon mit vier Jahren hat sie angefangen Fußball zu spielen. Mit 13 Jahren hatte Anna-Lenas Vater dann einen gut gemeinten Rat für seine Tochter: „Mein Vater hat dann gesagt, für dich wäre mal das Richtige, wenn du auch mal einen Schiedsrichterschein machen würdest.“ Durch Zufall ist sie damals noch in einen Kurs reingerutscht. Das hat ihr dann auch so viel Spaß gemacht, dass sie dabei geblieben ist und sich entschieden hat, primär zu pfeifen und nicht mehr zu spielen. Mittlerweile pfeift sie Frauen-Regionalliga und Herren-Bezirksliga.

Männer können so alt sein wie der eigene Vater

Das erste Mal, als Anna-Lena Männer pfeifen musste, war ein besonders aufregender Moment: “Es war ein komisches Gefühl, das erste Mal Männer zu pfeifen. Gerade wenn dann jemand spielt, der alterstechnisch dein Vater sein könnte.” Von männlichen Spielern wird Anna-Lena teilweise auch kritisiert. “Was hat eine Frau denn hier zu suchen?”, ist nur einer von vielen Sprüchen, die sie sich als Schiedsrichterin regelmäßig anhören muss.

Dass sie als Frau Männerspiele pfeift, sei für sie keine große Sache. Allgemein findet Anna-Lena den Unterschied zwischen Männern und Frauen eher lächerlich: „Ich finde es albern, dass es eine Trennung gibt. Eine Frau zu sein bedeutet ja nicht gleich, dass man schlechter ist. Für mich ist es normal und ich glaube für die meisten anderen auch.“ Trotzdem wird sie manchmal angesprochen und gefragt, ob sie die Schiedsrichterin sei und betont deswegen noch einmal, dass so eine Trennung nicht mehr in die heutige Zeit gehöre. „Es ist Fußball und warum sollten nicht Frauen Männer pfeifen? Bei Bibiana Steinhaus sieht man, dass es bestens funktioniert.“

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