5G ist ein neuer Mobilfunkstandard. Die fünfte Generation des Mobilfunkstandards soll bis zu 100 mal schneller sein als der aktuelle Standard 4G – besser bekannt als LTE. Außerdem können wesentlich mehr Geräte gleichzeitig im Netz sein. Statt wie bisher nur wenige hundert, sollen bei 5G theoretisch bis zu eine Millionen Geräte pro Sendemast gleichzeitig nutzbar sein. Die Zeit von überlasteten Netzen bei Großveranstaltungen könnte dank der neuen Technik also bald vorbei sein. Der wichtigste Vorteil von 5G ist allerdings, dass die Daten nahezu in Echtzeit übertragen werden können.
Aber welche Veränderungen bringt der neue Standard denn konkret? Welche Chancen oder auch Risiken birgt 5G? Dazu forschen auch Wissenschaftler an der TU Dortmund. Im Rahmen des Projektes „Competence Center 5G.NRW“, an dem neben der TU auch die Uni Wuppertal, die RWTH Aachen und die Uni Duisburg-Essen beteiligt sind, erhält die TU rund 1,2 Millionen Euro vom Land NRW. Das Team um Prof. Christian Wietfeld beschäftigt sich vor allem mit dem Aufbau und Betrieb einer flexiblen 5G-Experimentalplattform, die auch Unternehmen vor Ort die Möglichkeit gibt innovative Techniken zu testen.
Wie verändert 5G unseren Alltag?
Auf den ersten Blick ändert sich für die meisten von uns erst einmal gar nichts, denn nur eine handvoll Smartphones der neuesten Generation haben die erforderliche Technik verbaut, um 5G zu empfangen. Wenn man allerdings ein solches Handy besitzt, kann man derzeit mit entsprechendem Vertrag mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde surfen. Das ist rund 30 mal schneller als mit LTE.
Außerdem könnte der neue Standard demnächst das kabelgebundene Internet bei uns Zuhause revolutionieren. Langsame DSL-Verbindungen könnten durch mobile 5G-Router ersetzt werden und so schnelles WLAN auch in ländlichen Regionen ermöglichen. Dafür muss allerdings ein 5G-Funkmast in der Nähe sein. Und die sind derzeit noch spärlich gesäht. Zwar hat Vodafone in Dortmund und in wenigen weiteren deutschen Städten bereits entsprechende Masten aufgestellt, allerdings soll 5G erst 2025 in ganz Deutschland verfügbar sein.
Vodafone gehört damit neben der Deutschen Telekom, Telefónica und 1 & 1 Drillisch zu den Mobilfunkunternehmen, die ein eigenes 5G-Netz in Deutschland aufbauen dürfen. Bei der Auktion der Bundesnetzagentur hatten die Unternehmen zusammengerechnet insgesamt 6,5 Milliarden Euro für die Lizenzen geboten. Nach der Versteigerung der Lizenzen wurde die Bundesnetzagentur unter anderen dafür kritisiert, rund ein Fünftel der möglichen Frequenzen direkt an die Industrie zu verkaufen. Firmen können dadurch ihr eigenes Netz auf dem Betriebsgelände einrichten und den Mobilfunkunternehmen entgeht eine lukrative Einnahmequelle.
Operationen per Joystick
Da 5G eine sehr hohe Dichte an Endgeräten unterstützt und Daten nahezu in Echtzeit überträgt, ist es eine Kernkomponente des “Internet of Things”, das heißt der Vernetzung zwischen “intelligenten” Gegenständen. So könne man zum Beispiel Leerfahrten bei der Müllabholung vermeiden, indem beispielsweise Recycling-Container nur dann angefahren würden, wenn diese voll seien, sagt Prof. Christian Wietfeld vom Lehrstuhl für Kommunikationsnetze. Die Technologie werde auch für einen zukünftig automatisierten und damit viel sichereren Straßenverkehr benötigt. Die somit deutlich reduzierten Unfallzahlen und die verbesserte Effizienz werde aufgrund der im Hintergrund wirkenden 5G Netze möglich.
Selbstfahrende Fahrzeuge werden auch schon eingesetzt. Bei BASF in Ludwigshafen rollen seit Mai automatisierte LKW über das Betriebsgelände. In Bad Birnbach in Bayern fährt bereits seit 2017 ein autonom fahrender Bus Fahrgäste durch den Kurort. Dass es noch nicht mehr autonome Fahrzeuge gibt, liegt vor allem daran, dass ethische Fragen wie die Schuldfrage bei Unfällen noch nicht endgültig geklärt sind. Eine weitere Anwendungsmöglichkeit ist die sogenannte Remote-Roboterchirurgie. Dabei geht es darum, dass beispielsweise ein Arzt in der Berliner Charité per Joystick und Roboterarm einen Patienten in einer ländlichen Gegend operiert. Was ziemlich nach Science-Fiction klingt, soll in Spanien und China bereits gelungen sein.
Streit um Huawei
Großer Streitpunkt beim Ausbau eines 5G-Netzes ist die Beteiligung des chinesischen Technologiekonzerns Huawei. Kritiker befürchten, dass das Unternehmen Daten an die chinesische Regierung liefern könnte. Der Konzern zählt zu den Marktführern im Bereich der digitalen Infrastruktur.
In den vergangenen Jahren ist das Misstrauen in Huawei jedoch weltweit gewachsen – zunächst in den USA, Australien und Kanada. Mittlerweile warnen allerdings auch europäische Sicherheitsexperten. Konzernchef Ren Zhengfei, der den Konzern in den 80er-Jahren gegründet hat, versicherte gegenüber der Bundesregierung mehrfach, dass Huawei mit seiner Software keinerlei Spionage betreiben wolle. Bundeskanzlerin Merkel schloß eine Beteiligung des Konzern nicht grundsätzlich aus, möchte aber strenge Sicherheitsvorkehrungen einführen. Vonseiten der Opposition und der SPD wurde sie dafür stark kritisiert.
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