Vom Erzeuger direkt auf den Küchentisch

Abends lange Uni und anschließend keine Lust mehr auf Einkaufen? Kein Problem. Viele Anbieter liefern das Gemüse zu den Kundinnen und Kunden nach Hause. So auch die Abokiste: Geerntetes Gemüse wird tags drauf in Kisten gepackt und landet frisch in den Küchen Dortmunds. Wir haben eine Kiste auf ihrem Weg begleitet.

Die sattgrünen Feldsalate glitzern in der Sonne, eine Reihe neben der anderen. Der Boden ist matschig, es hat geregnet. Gärtnerin Rita Breker-Kremer läuft in ihren knallroten Gummischuhen über das Gelände des Werkhofs – vorbei an knapp einem Dutzend Folientunneln. Seit Mitte August pflanzt Breker-Kremer in Etappen Feldsalat. Er kann über den Winter geerntet werden, denn Feldsalat ist frost-beständig.

„Früher war man selbst Erzeuger der Produkte, die man gegessen hat. Da wusste man, dass es im Winter keine Tomaten gibt“, sagt Breker-Kremer, die schon seit 35 Jahren in der Werkshofs-Gärtnerei arbeitet. „Wenn man sich regional ernähren will, muss man auf Lagergemüse oder auf Gemüse aus beheizten Gewächshäusern zurückgreifen.“

Die kleinen Feldsalat-Setzlinge werden erst in Kisten hochgezüchtet und dann in den Boden gepflanzt.

Lagergemüse: Das sind zum Beispiel Sellerie, Rosenkohl, Lauch und Kürbisse. Das bekommen die Kundinnen und Kunden bei Bestellung einer Regional-Kiste in den Wintermonaten vor die Haustüre geliefert.

In der Regional-Kiste ist Gemüse, dass im Umkreis von 200 Kilometern angebaut wurde. Die kleinste Kiste gibt es ab 12 Euro und sie enthält 1,7 Kilogramm Gemüse (Grünkohl, Fenchel, Kürbis). Im Supermarkt ist das natürlich günstiger, aber nicht nach Demeter-Standards angepflanzt.

Was ist Demeter?
Demeter ist einer der Bio-Verbände, die im Gegensatz zu Bio-Eigenmarken von Supermarkt-Ketten und dem EU-Biosiegel noch strengere Richtlinien haben. Im biologisch-dynamischen Anbau sollen selbstgerührte Präparate die Bodengesundheit unterstützen, gesät und geerntet wird möglichst an den empfohlenen Tagen des Aussaatkalenders nach Maria Thun. Statt Spritzmittel wird bevorzugt mit Nützlingen wie Spinnentiere oder Insekten gearbeitet. Auf dem Gelände gibt es beispielsweise wilde Hecken, die die Vielfalt in der Tierwelt erhalten sollen. In der Werkhofs-Gärtnerei pflanzt Breker-Kremer auch alte Tomatensorten an, um diese wieder zu vermehren.

Im Winter wird bei der Abokiste ein bisschen geschummelt

Im Winter ist das mit dem regionalen Gemüse halt so eine Sache. Bis auf Wintersalate, Kohl und Kürbisse ist in Deutschland nicht viel zu holen. Deshalb kauft die Abokiste beim Bio-Großhändler dazu, um Wünschen der Kundinnen und Kunden nachkommen zu können. Diese können abgesehen von der Regional-Kiste nämlich auch das Vollsortiment bestellen. Da kommt die Tomate dann auch mal aus Italien oder Spanien.

„Auch bei der Ware, die nicht aus der Region kommt, ist uns die Qualität wichtig und wir wissen, von welchen Landwirten sie kommt“, sagt Marc Schmitt-Weigand, Betriebsleiter der Abokiste. Darin unterscheide sich das Gemüse von der Ware aus den großen Supermärkten. „Irgendwie Bio, aber keiner weiß, woher es genau kommt. Da nehmen wir es schon genauer.“

Verpackt wird das Gemüse und Obst in recycelbares Papier.

Und die anderen?

Die Abokiste ist nicht das einzige Lieferunternehmen für frisches Obst und Gemüse in der Region. Es gibt vergleichbare Angebote von Bio-Betrieben in der Nähe. In Bochum gibt es zum Beispiel den Lieferservice Flotte Karotte.

Ein anderes Konzept hat das Unternehmen HelloFresh. Es liefert nicht nur die Zutaten, sondern gleich auch das passende Rezept dazu. Eine Veggie-Box mit drei Mahlzeiten für zwei Personen kostet 35,79 Euro.

Wie die Abokiste wird die HelloFresh-Box wöchentlich geliefert und kann auch ausgesetzt werden. HelloFresh ist aber deutlich größer: Das Unternehmen hat nach eigenen Angaben circa 1.250.000 Kunden weltweit. Das Gemüse wird an fünf Tagen die Woche geliefert.

Zurück zur Kiste

Hendrik Richter ächtzt als er die zwanzigste Kiste auf seine Ladefläche hievt und die grüne Abdeckplane von seinem Fahrrad herunterzieht. „Das Fassungsvermögen kann man nicht mit einem unserer Bullys vergleichen. Aber für die enge Innenstadt ist das Rad optimal“, sagt er.

Henrik Richter hat auf seinem Rad Platz für 20 voll bepackte Kisten und beliefert 60 Kunden in einer Tagestour.

Von einem Zentraldepot aus fährt er seine Runden. Wenn die Kundinnen und Kunden nicht Zuhause sind, stellt Richter die Kiste ins Baumhaus, hinter die Mülltonne oder an das Ende der Kellertreppe.

Von Vielen hat Richter sogar die Hausschlüssel – sie kennen ihren Fahrer. So tritt er jede Woche aufs Neue in die Pedale, wenn Gärtnerin Breker-Kremer wieder Feldsalat und Kohl für die Kundinnen und Kunden der Abokiste hat.

Beitrags- und Teaserbild: Salome Berblinger

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