“Do it yourself” (DIY) ist ein Trend, über den sich vor allem unser Kontostand freut. Mit wenig Geld und ein bisschen Mühe kann man in kurzer Zeit ein Geschenk mit besonderem Wert basteln – so zumindest die Anleitungen im Internet. Das Problem: Sie funktionieren nicht – zumindest nicht bei Menschen ohne Begabung zum Basteln. Wir haben es trotzdem ausprobiert.
Letztes Jahr gaben die Deutschen laut einer Statistik der FOM durchschnittlich 465 Euro für ihre Weihnachtsgeschenke aus. In diesem Jahr sind es sogar rund 470 Euro. Unter den 12 bis 22-Jährigen ist der Betrag mit 186 Euro zwar etwas niedriger, aber wenn man sich das durchschnittliche Monatseinkommen eines Studenten vorstellt, immer noch ziemlich hoch. Warum also nicht einfach etwas selber machen? Schließlich gibt es doch so viele Vorteile.
Darum ist DIY toll
- DIY-Geschenke sind meistens sehr persönlich. Schließlich investiert man viel Mühe und Zeit in die Herstellung.
- Den Umsetzungsmöglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Für Alle, die keine eigenen Ideen haben, gibt es zahlreiche Vorschläge und Anleitungen im Internet.
- Selber machen ist meistens günstiger, als etwas zu kaufen. Perfekt für Studenten.
Hinzu kommt: Deutsche lieben Selbstgemachtes! 22 Prozent von 1.000 Befragten in einer Studie der Kantar TNS planen, in diesem Jahr etwas Selbstgemachtes zu verschenken. Grund genug für mich, es dieses Jahr auch mal auszuprobieren.
Versuch Nr.1: Die Mamortasse
Mamoroptik ist der Trend 2018, egal ob auf Handyhüllen, Notizblöcken oder eben auf Tassen. Warum also nicht so eine Tasse selber machen? Die Anleitung verspricht eine fertig marmorierte Tasse in zehn Minuten. Außerdem soll das Basteln “super einfach” sein und “total viel Spaß machen”. Alles, was wir dazu brauchen sind:
- eine weiße Tasse
- eine Schüssel mit warmem Wasser
- Nagellack in einer oder in veschiedenen Farben
- ein Stäbchen zum umrühren
Die Prozedur ist eigentlich relativ einfach – dachte ich zumindest:
- Den Nagellack in die Schale mit Wasser tropfen.
- Mit dem Holzstäbchen verrühren, bis ein schönes Muster entsteht.
- Die Tasse eintauchen, wieder rausnehmen und trocknen lassen.
Drei Schritte, das klingt jetzt erstmal nicht so schwer. DIY für Dummies, wenn man so will. Naja, anscheinend bin ich ziemlich dumm. Denn nach dem zweiten Schritt wird die Aufgabe für mich unlösbar oder einfacher gesagt: die Tasse wird hässlich.
Der Nagellack bildet eine Art Haut auf der Wasseroberfläche, die sich in doppelten und dreifachen Lagen auf die Tasse legt und seltsame Huckel bildet. Da man dieses Ergebnis niemandem zeigen kann, versuche ich das “Nagellackdesaster” von der Tasse zu entfernen. Das klappt schlecht bis gar nicht. Nach 30 Minuten der Durchbruch: Der Nagellack klebt jetzt nicht mehr an der Tasse, dafür überall an meinen Händen, aber das ist mir mittlerweile egal. Ich will doch einfach nur eine schöne Tasse.
Also auf ein Neues. Mein zweiter Versuch ist zwar besser, sieht aber immer noch so aus, als hätte ein Kindergartenkind auf einer Tasse herumgekleckst. Auf jeden Fall nicht verschenkenswürdig.
Mein Fazit: Würde ich diese Tasse meiner Mutter schenken, würde sie die vermutlich mit einem genauso falschen Lächeln annehmen, wie meine Kindergartenbilder früher. Für Bastelhasser ist diese Geschenkidee auf jeden Fall nichts. Mit etwas handwerklichem Geschick hätte es aber wahrscheinlich schon funktioniert. Statt der zehn Minuten brauche ich mehr als eine Stunde.
Insgesamt hat mich diese Tasse außerdem mehr gekostet, als ein gekauftes Exemplar. Denn mamorierte Tassen gibt es im Internet für rund zehn bis 15 Euro. Ganz zu schweigen von den Agressionen und dem Frust…
Versuch Nr. 2: Das Kaffeepeeling
Kaffee oder zumindest Koffein ist in einigen Hautprodukten enthalten. Hauptsächlich weil es die Durchblutung fördert. Im Internet finde ich ein einfaches DIY-Rezept. Das Peeling soll zusätzlich alte Hautschuppen entfernen und so für einen schöneren Teint sorgen. Die Herstellung klingt erstmal relativ einfach, man braucht:
- 5 El Kaffeepulver (alternativ auch Kaffeesatz, der aber trocken sein muss)
- 2 El Olivenöl
- 2 El Honig
- einen verschliesbaren Behälter zum einfüllen
- als Extra (aber kein Muss): ätherische Duftöle
Die Umsetzung ist so simpel, dass es wirklich jeder hinbekommt. Alle Zutaten werden in einer Schüssel zusammengemischt und verrührt. Danach muss man das Peeling nur noch in den Behälter füllen und fertig.
Mein Fazit: Beim Einfüllen und Mischen etwas falsch zu machen, ist relativ schwierig. Mehr macht man auch eigentlich gar nicht. Günstig war es auch noch, erfüllt also alle Kriterien eines studentischen DIY-Weihnachtsgeschenks. Ohne ätherische Öle riecht es allerdings einfach nur nach Olivenöl – nicht mein Fall.
Nachhaltig gedacht oder einfach nur pleite?
Günstig, einfach und schnell – das versprechen die DIY. Dabei sollte das eigentlich nicht der Sinn eines selbstgemachten Weihnachtsgeschenks sein, finde ich. Schließlich soll es etwas Besonderes sein und von Herzen kommen. Stattdessem glaube ich, dass der DIY-Trend gern als Ausrede genutzt wird, ganz nach dem Motto: “Ich hab dir etwas selbst gemacht, das finde ich viel persönlicher” was eigentlich bedeutet “seit zwei Wochen esse ich durchgehend Nudeln mit Ketchup und ich habe kein Geld Geschenke zu kaufen”. Das kann dann auch zu in meinen Augen sinnfreien Geschenken wie einem Geweih aus alten Fahrradteilen führen.
Nach meinen DIY-Versuchen komme ich zur der Erkenntnis: Auch selbstgemachte Geschenke müssen durchdacht sein und zu dem Menschen passen, den man beschenken will. Das macht sie aber oft auch aufwendiger, als gekaufte Geschenke. Wenn man kein Bastelgenie ist, hat man dabei nichtmal eine Erfolgsgarantie. So ging es mir: Nach drei Stunden mehr oder weniger erfolgreichem Marmorieren von Tassen habe ich die Nase so voll, dass ich doch noch ein “Auf-den-letzten-Drücker”-Geschenk im Internet bestelle.
Für das nächste Jahr werde ich einfach jeden Monat fünf Euro für Weihnachtsgeschenke zur Seite legen. Das wird mir hoffentlich Wutausbrüche, Leid und Tränen ersparen. Die passende Spardose dafür kann man übrigens “in zehn Minuten super leicht und mit viel Spaß” selber machen – sagt die Anleitung.
Beitragbilder: Unsplash und Michele Denise Friemann