Die Armutsquote ist in deutschen Großstädten höher als im Bundesdurchschnitt. Das gab jüngst eine Studie der Bertelsmann-Stiftung bekannt. Die Armutsquote, also der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der Gesamtbevölkerung, soll in Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohnern bei 14,0 Prozent liegen, während die durchschnittliche Armutsquote bundesweit 10,1 Prozent betragen soll.
Arm ist nicht gleich arm.
Die Studie unterscheidet zwischen absoluter und relativer Armut. Dabei wird absolute Armut als ein Zustand beschrieben, „in dem die Grundversorgung nicht gegeben ist, also das zum Überleben Notwendige an Nahrung, Wasser, Kleidung, Obdach und Heilung von Krankheiten fehlt“ (Monitor Nachhaltige Kommune Bericht 2018). Relative Armut wird hingegen so definiert, dass der durchschnittliche Wohlstand der jeweiligen Gesellschaft als Orientierungshilfe gilt. Als arm gelten nach dieser Definition diejenigen, die am unteren Ende der Verteilungsskala liegen. Für die EU ist Armut dann gegeben, wenn eine oder mehrere von drei ausgewählten Kriterien existieren. Diese sind „Armutsgefährdung“, „erhebliche materielle Entbehrung“ oder „Haushalt mit sehr geringer Erwerbsbeteiligung”. Als “armutsgefährdet” gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verdient. 2017 galt jede sechste Person in Deutschland als “armutsgefährdet”.
Im Westen geht die Sonne unter.
Die Armutsquote hat sich in den letzten zehn Jahren in verschiedenen Kommunen unterschiedlich entwickelt. In 37 Kommunen (46 Prozent) sei die Quote der Sozialleistungsempfänger gestiegen, während in 27 Städten (34 Prozent) die Quote gesunken sei soll. In 16 Städten (20 Prozent) soll sie in etwa gleich geblieben sein. Regional gesehen kommt das Ruhrgebiet dabei nicht gut weg. Während in allen zehn ostdeutschen Großstädten mit mehr als 100.000 Einwohner die Armutsquote sank, nahm die Armut in allen 13 Ruhrgebietskommunen zu.
Nach Recherchen der WELT sind vier der fünf Städte mit der höchsten wachsenden Armutsquote aus dem Ruhrgebiet. In Gelsenkirchen stieg der Anteil der Sozialhilfeempfänger an der gesamten städtischen Bevölkerung von 21 Prozent in 2007 auf 26 Prozent in 2016. Damit ist jeder fünfte Gelsenkirchener auf Hilfe vom Staat angewiesen. Ähnlich sehen die Zahlen für die Ruhrgebietsstädte Essen, Duisburg und Herne aus. Und auch Dortmund macht beim Thema Armut keine gute Figur. Die Armutsquote stieg von 18 Prozent auf 20 Prozent. Zum Vergleich: In Städten wie Heidelberg oder Fürth liegt die Quote bei gerademal 5 Prozent.
Als potentiellen Grund für die negative Entwicklung im Ruhrgebiet nennen die Autoren der Studie „den noch nicht vollständig bewältigten Strukturwandel“.
Die Stadt Dortmund wollte sich auf KURT-Nachfrage generell nicht zu dem Thema “Armut in Dortmund” äußern.