Seit dem Datenskandal zwischen Cambridge Analytica und Facebook werden erneut kritische Stimmen laut. Diesmal kommen sie allerdings von Facebook-Insidern. Mitte März forderte bereits Roger McNamee, Investor und langjähriger Mentor Zuckerbergs die stärkere Regulierung und Zerschlagung großer Tech Konzerne. Nun erheben sich weitere prominente Stimmen.
Die aktuelle Kritik stammt von Facebook Mitgründer Chris Hughes. Gemeinsam mit Mark Zuckerberg baute er das soziale Netzwerk Facebook auf. Er selbst arbeitet jedoch seit über 10 Jahren nicht mehr bei Facebook.
Nun kritisierte er in einem Artikel der New York Times die Marktmacht und Einflussnahme des Facebook Konzerns. Seiner Meinung nach ist der Facebook Konzern in den Letzen 15 Jahren zu mächtig geworden. Mit der Machtzunahme geht laut Hughes eine gewisse Nachlässigkeit gegenüber grundlegenden Verpflichtungen von Facebook einher. Somit liegt die Verantwortung über zulässige Inhalte bei Facebook. Sie werden nicht von einem Gesetz vorgeschrieben. Diese Macht sollte laut Hughes durch Richtlinien der US-Regierung reguliert werden.
Facebook: Das größte virtuelle Land der Welt
Durch die Facebook-Aktienstruktur hat Mark Zuckerberg die Mehrheit der Aktienstimmrechte und kann allein wichtige Unternehmensentscheidungen treffen. Es gibt kein Kontrollgremium über ihm, dass seine Entscheidungen beeinflussen kann. Höchstens die Wettbewerbshüter hätten bei den Übernahmen von Facebook eingreifen können, doch dies geschah nicht.
Gehen wir noch mal einen Schritt zurück. Wie konnte Facebook es überhaupt schaffen, solch eine Marktmacht zu erlangen? Der Zulauf gegenüber der Social Media Plattform war bereits in den Anfangsjahren enorm. Durch den Börsengang 2012, schaffte es Facebook 16 Milliarden Dollar einzunehmen. Diese Gelder waren der Start für die Expansion Facebooks. Später waren sie dadurch in der Lage Instagram für eine Milliarde und Whats App für 19 Milliarden US Dollar zu kaufen.
Betrachtet man die aktuellen Nutzerzahlen des Konzerns, wäre er nach Einwohnerzahlen das größte Land der Welt. Solch immense Nutzerzahlen erreichten sie durch das Aufkaufen von Konkurrenten wie Instagram. Diese Akquisitionen sind die Ausgangslage für die starke Kritik Chris Hughes. Facebook ist schon lange nicht mehr nur eine Kommunikationsplattform. Von jedem US-Dollar der in Social Media Marketing investiert wird, gehen 84 Cent an Facebook. Dies ist nur einer der Gründe warum Facebook heute auf eine Marktkapitalisierung von ca. 550 MRD US-Dollar kommt. Umgerechnet entspricht das laut Hughes dem BIP der 65 schwächsten Länder weltweit.
Auch dein Arbeitgeber ist bei Facebook
Das Unternehmen Facebook gibt es seit 2004. Wer Facebook in der Anfangszeit nutzte, wird sich zu dem Zeitpunkt noch keine großen Gedanken darüber gemacht haben, wer diese Bilder oder Posts später einmal finden könnte. Heute wissen wir wie allumfassend relevant soziale Netzwerke sind. Egal welche Veranstaltung oder soziale Aktivität sie findet irgendwie ihren Weg in die sozialen Medien.
Dabei sollten wir nicht vergessen, dass alle diese Daten bei einem Konzern zusammenlaufen und je nach Privatsphäre-Einstellung auch von Arbeitgebern eingesehen werden kann. Nicht nur potenzielle Arbeitgeber, sondern auch andere Dritte sind in der Lage bestimmte Daten zu erheben. Die Verbraucherschutzzentrale Nordrhein-Westfalen warnt besonders vor der Funktion, die Kontaktliste auf dem Smartphone fortlaufend aktualisieren zu lassen – dies ermögliche dritten, Telefondaten abzugreifen.
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