Durch sinkende Mitgliederzahlen stehen viele Kirchen leer. Gleichzeitig wollen in Deutschland immer mehr Menschen in der Stadt leben – genau da, wo die leeren Kirchen sind. Deswegen sollten wir aus leeren Gotteshäusern Wohnungen machen.
Seit 1975 sind die Anzahl der Kirchenmitglieder sowohl in der evangelischen als auch in der katholischen Kirche rückläufig. Allerdings gab es 1990 nach der Wiedervereinigung Deutschlands noch einmal einen Anstieg der Mitgliederzahlen.
Dennoch ist für viele Menschen, egal ob Kirchenmitglied oder nicht, eine Kirche ein Gotteshaus. Damit ist es für einige ein heiliger Ort, an dem man sich zurück ziehen kann. Für die meisten Gläubigen gehört es dazu, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen und die heilige Messe bzw. Gottesdienst zu feiern.
Einige Kirchen sind schon verkauft
Einige Kirchengemeinden werden aufgrund von rückläufigen Mitgliederzahlen zusammengelegt. Deswegen stehen die Kirchengebäude leer. Laut der Katholischen Nachrichten-Agentur KNA wurden seit der Jahrtausendwende in Deutschland 548 katholische Kirchen, Kapellen und Gemeindegebäude aufgegeben. Davon wurden insgesamt 160 Gebäude abgerissen und 142 verkauft. Viele werden seitdem als Kindergärten, Büros, Verlagshäuser, Sporthallen, Wohnungen, Jugendzentren, Kitas oder Ateliers weiter genutzt.
Vor sechs Jahren wurde die Dortmunder Kirche in Lindenhorst entwidmet. Später baute der Käufer die Kirche zu einem Altenheim um. Aus der evangelischen Kirche in Dortmund Dorstfeld ist eine Eventkirche entstanden. Dort werden nun Partys statt der heiligen Messe gefeiert. In Mönchengladbach entstand aus einer Kirche neuer Wohnraum: In der Herz-Jesu-Kirche gibt es seitdem 23 neue Wohnungen.
Wohnraum fehlt!
Laut dem Mieterschutzbund gibt es in ganz Deutschland zu wenig Neubauten. Jährlich sind 80.000 neue Sozialwohnungen nötig. Allerdings wird nur ein Drittel davon gebaut. Da einige Kirchengemeinden sowieso zusammengelegt, Kirchen damit geschlossen und eventuell sogar verkauft werden, können daraus einfach neue Wohnungen entstehen. Ob man das Kirchengebäude dann umbaut oder gleich abreißt, um ein neues Wohngebäude zu errichten, sollte vom Objekt abhängig sein.
Natürlich gibt es auch viele leerstehende Fabriken, aber die liegen meist außerhalb von Ballungsräumen. Kirchen dagegen stehen für gewöhnlich zentral in der Stadt und damit genau da, wo viele Menschen leben möchten. Zudem gehört zu einer Kirche auch immer ein Grundstück. Das Grundstück ist dabei viel größer als die Grundfläche der Kirche allein. Damit wären größere Häuser möglich.
Deutschland hat genug Kirchen
In Deutschland gibt es laut einer Erhebung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aus dem Jahr 2013 ungefähr 21.000 Kirchen und Kapellen. Katholische Gotteshäuser gibt es in Deutschland nach Angaben der Deutschen Bischofskonferenz 24.200. Insgesamt fehlen bundesweit 1,9 Millionen Wohnungen. Das hat eine Auswertung der Daten des Statistischen Bundesamtes durch die Hans-Böckler-Stiftung ergeben. Würden mehr Kirchengemeinden zusammengelegt werden, gäbe es mehr volle Kirchen und gleichzeitig auch mehr leerstehende. Die können dann wiederum für Wohnraum genutzt oder abgerissen werden, um neue Häuser zu bauen.
Beitragsbild: Sergio Souza
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