Drei Tore, drei Mannschaften – Fußball auf einem sechseckigen Ascheplatz

Eigentlich hat Fußball nur wenige elementare Regeln. Auf dem „Hexagon Pitch“ in Oberhausen werden sie gebrochen. Autor Carl Brose hat sich nach jahrelanger Erfahrung als Fußballer der Herausforderung gestellt.

Auf dem Fußballplatz bin ich zu Hause. Hier fühle ich mich wohl. 17 meiner 21 Lebensjahre habe ich in einem Verein gespielt. Die Regeln waren immer klar: Zwei Mannschaften, zwei Tore, wer mehr Tore schießt, gewinnt das Spiel.

Der schottische Künstler Roderick Buchanan hat dieses Verständnis von Fußball auf den Kopf gestellt. In Oberhausen hat er einen „Hexagon Pitch“ entworfen. Das Spielfeld ist sechseckig, es spielen drei Mannschaften gleichzeitig auf drei Tore gegeneinander. Dabei muss jedes Team ein Tor verteidigen und kann auf die beiden Tore der Gegner angreifen. Am Ende gewinnt die Mannschaft mit den wenigsten Gegentreffern.

Pakt mit dem Gegner schließen

Der dunkelrote Ascheplatz, auf dem das Spielfeld aufgezeichnet ist, wird von einer Hochhausfassade und einem kleinen Wäldchen eingerahmt. Als ich den Platz betrete, fühle ich mich etwas verloren: Die üblichen Orientierungspunkte auf dem Fußballfeld fehlen mir, es gibt zum Beispiel keine wirkliche Mittellinie.

An Spieltagen treffen hier die unterschiedlichsten Teams aufeinander. Heute spielen die Studierenden der Kunstakademie Düsseldorf in Gelb, in Rot stehen uns die Frintroper Kickers gegenüber, eine Inklusionsmannschaft des Diakonischen Werks Essen. Ich selbst spiele in dem zusammengewürfelten blauen Team. Spontane Mitspieler sind gerne gesehen, sie sollten sich aber vorher per Mail bei den Veranstaltern „Urbane Künste Ruhr“ anmelden (info@urbanekuensteruhr.de).

Grundsätzlich ist jede Mannschaft in dem Hexagon erst einmal auf sich allein gestellt, Ziel ist es, zunächst das eigene Tor zu verteidigen. Im Angriff jedoch bilden sich erste Allianzen. Normalerweise finden sich zwei Teams in der Offensive zusammen und gehen dann gemeinsam auf das Tor des übrig gebliebenen Gegners.

Zu Beginn des Spiels geschieht das noch ohne große Absprachen und eher intuitiv. Allerdings wird schnell deutlich, dass die Düsseldorfer Studierenden uns anderen deutlich überlegen sind. Darum schließen wir mit dem roten Team nach dem ersten Drittel einen Pakt. Ab jetzt heißt es: gemeinsam gegen Gelb.

Wir spielen uns den Ball zu und verteidigen unsere beiden Tore gegenseitig. Nach jedem Treffer gegen die Düsseldorfer jubeln wir grölend. Den Rückstand holen wir nach und nach auf, bis es wenige Minuten vor Schluss unentschieden steht. In der letzten Minute gelingt es den Düsseldorfern aber doch noch, uns den entscheidenden siebten Treffer einzuschenken. Das Spiel endet mit einem Punktestand von 7:7:6, damit gehen wir gemeinsam mit Team Rot als Verlierer vom Platz.

Das Spiel gleicht sich von selbst aus

Trotz Niederlage scheinen die Frintroper Kickers nach dem Spiel zufrieden zu sein. Sie haben in der Vergangenheit schon einige herbere Klatschen einstecken müssen. „Unsere Gegner achten häufig nicht darauf, dass es ausgeglichen sein muss, obwohl wir immer wieder darauf hinweisen. Hier gleicht sich das Spiel von selbst aus. Es hat den Jungs heute wirklich Spaß gemacht“, sagt Sina Rath. Sie ist seit mehreren Jahren die Betreuerin und Trainerin der Inklusionsmannschaft.

Mich selbst fasziniert der eingebaute Ausgleichs-Generator, den das Spiel mit sich bringt. So hat jede und jeder Spaß, unabhängig von der Stärke der eigenen Mannschaft.

Ihr wollt es selbst ausprobieren?

Wo? Knappenstraße 141a, 46047 Oberhausen

Wie? vom Dortmunder Hauptbahnhof mit dem RE3 bis zur Haltestelle Oberhausen Hauptbahnhof, von dort weiter mit der Buslinie 143 bis zur Station „Knappenmarkt“, dann noch knapp 5 Minuten zu Fuß

Wann? Diesen Donnerstag (20. Juni) ist um 19 Uhr zum letzten Mal Anpfiff. Im nächsten Jahr könnte es das Projekt eventuell als dauerhafte Installation geben, allerdings ist noch nicht klar wann und wo.

Wie viel? Die Teilnahme am Spiel ist kostenlos.

Teaser- und Beitragsfotos: Simon Jost

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