Duell: Braucht die Welt Filmfortsetzungen?

Seit gestern ist der neue Star Wars Film “The Rise of Skywalker” in den deutschen Kinos. Die spin offs mit eingerechnet ist das der 12. Star Wars Film. Kurt Reporter Josua Schwarz hat davon die Nase voll und hält Filmfortsetzungen für einen Verrat am Originalfilm. Reporter Johan Brockschmidt hingegen kann von seinen Lieblingsfiguren gar nicht genug haben.

Mann soll weitermachen, wenn es am schönsten ist – Johan Brockschmidt liebt Filmfortsetzungen

Ohne Filmfortsetzungen würde Harry Potter noch bei den Dersleys wohnen, Frodo würde noch immer den Ring mit sich rumschleppen und Heath Ledgers Joker wäre nie auf der Leinwand erschienen.

Die geldgeilen Studios sind eher Segen als Fluch

Natürlich gibt es schlechte Filmfortsetzung. Aber wenn eine Fortsetzung schlecht ist, dann liegt das ganz einfach daran, dass Autor, Regisseur und Schauspieler einen schlechten Job gemacht haben, keine neue Geschichte kreiert haben. Oft wechselt der Regisseur oder der Autor und der Film rennt dem ersten Teil hinterher. Es liegt aber offensichtlich nicht daran, dass eine Geschichte fortgesetzt wird. Das erlaubt viel mehr Möglichkeiten: Man braucht keine unnötig lang gezogene Exposition, die die Charaktere präsentiert und kann direkt mit der Handlung beginnen. Die Zuschauer identifizieren sich bereits mit den Charakteren.

Außerdem heißt es immer wieder, die Studios würden Fortsetzungen nur deshalb produzieren, weil sie auf das große Geld aus sind. Das stimmt! Aber das sind Unternehmen immer – auch beim ersten Film. Es ist nur dann falsch, wenn die Unternehmen selbst in den kreativen Prozess eingreifen. Der finanzielle Aspekt ist eher ein Vorteil, denn wenn der erste Film ein Erfolg war, lässt das Studio fast immer mehr Budget springen. Das heißt: mehr Drehtage, bessere Sets und Kostüme, schönere Effekte; kurzum mehr Raum für die Kreativen und damit auch bessere Filme.

Sonderfall Star Wars

Lass mich über Star Wars abnerden. Meiner Meinung nach sind alle Filme gut und „Empire strikes back“ und „revange of the Sith“ Meisterwerke. Und welche Filme sind das? Die Fortsetzungen. Wäre es bei „A new Hope“ geblieben, wie es der Filmschöpfer George Lucas ursprünglich plante, wäre Star Wars heute nicht Star Wars. Yoda hätte niemals Luke trainiert und der wäre nie über seine Familienverhältnisse aufgeklärt worden. Ein ganz mieses Gefühl allerdings habe ich bei Filmen wie „Solo“. Über das Holiday Special brauchen wir nicht zu diskutieren. Das sagt ja schon das Box Office. Was allerdings fest steht ist, dass die neuen Filme unter dem Namen „Star Wars“ in ihrer Resonanz leiden. Sie sind zweifellos gute Filme mit interessanten Charakteren und beeindruckenden Effekten, doch leiden sie immer am Vergleich zum Werk ihrer Vorgänger. Die Fangemeinde ist so divers, dass es gar nicht möglich ist, alle zu befriedigen. Die Beziehung zwischen Rey und Finn ist zwar nett anzuschauen, aber sie ist längst nicht so dynamisch wie die zwischen Han und Leia. Wenn sich Kylo Ren und Luke ein Lichtschwertduell liefern, ist das visuell beeindruckend, aber dennoch nicht so emotional wie Luke, der gegen seinen Vater kämpft. Aber das macht die originalen Filme nicht schlechter. Sie werden immer so gut bleiben, wie sie nun mal sind. Es war also immer noch gut, die neuen Filme zu produzieren. Die angekündigten Serien „The Mandalorian“ und „Kenobi“ sind noch vielversprechender. Denn nun versuchen die Macher nicht mehr die originalen Teile zu kopieren, sondern neue Wege zu gehen – wie die Prequals. Die Macht ist also noch immer mit dem Star Wars Universum. Und das ist die einzige Möglichkeit, wie ein ganzes Filmfranchise überleben kann.

Franchises sind die Zukunft des Films

Auch wenn es Martin Scorcese nicht gefällt: Franchises dominieren die große Leinwand und das gilt nicht nur für die Superhelden von Marvel. Spin offs, Prequals und Remakes sind überall zu finden. Serien sind auf dem Vormarsch. Kurzum: Die Zuschauer lüsten nach Kontinuität – und das zurecht. Wieso sollte man sich bei seinen Lieblingscharakteren mit zwei Stunden Material zufrieden geben, wenn man neun Filme Tony Stark, acht Staffeln Tyrion Lannister, acht Filme Rocky oder gefühlt Millionen Filme mit James Bond genießen kann? Ein Charakter kann erst so richtig zur Filmlegende werden, wenn er öfter auf der Leinwand zu sehen ist, wenn er eine lange Reise durchläuft, die auch für den Zuschauer lang erscheint. Denn was braucht ein guter Film? Charaktere mit Identifikationspotential, eine durchdachte Geschichte und Originalität. Mit mehreren Filmen ist man nicht mehr limitiert und eine Figur kann über mehrere Filme wachsen, verzweifeln oder sich verlieben. Und das noch authentischer, denn man erfährt viel mehr über seine oder ihre Beweggründe und Charakterzüge. Gute Filme nicht fortzusetzen ist, als würde man sagen: „Unser erstes Date war so schön, lass uns lieber nicht auf ein zweites gehen.“ Und selbst wenn das zweite dann nicht läuft, freut man sich trotzdem, es gemacht zu haben.

Fest steht: Ich freue mich auf „The Rise of Skywalker“ und bin mir ganz sicher, dass du mit mir ins Kino gehst.

 

Josua Schwarz hat die Nase voll von endlosen Fortsetzungen

Ich denke das Gefühl kennt jeder. Man schaut sich einen Film an und denkt: „Wow, der ist richtig geil!“ Dann sieht man: „Mega, es gibt noch einen zweiten Teil!“ Und nachdem man sich den angeschaut hat fragt man sich nur noch: „WARUM?“

Beispiele gibt es unzählige. Ob Matrix, Star Wars, Jurassic Park oder auch Titanic. Filmfortsetzungen sind meistens schlechter als ihre Vorgänger. Wobei man da auch unterscheiden muss. Bei Trilogien, wo ein Film keine abgeschlossene Handlung darstellt, sind die Folgefilme der Trilogie meistens auch gut. In diesem Fall geht es nicht um die Folgefilme, sondern um die Folgetrilogien.

Unnötiger Hype

Ein großer Punkt, warum Folgefilme meistens schlechter sind als ihre Vorgänger, ist meistens der riesige Hype, der rund um diese Filme entsteht. Dieser Hype ist in der Regel so groß, dass der Film den Erwartungen überhaupt nicht gerecht werden kann. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass die Filmemacher für den Hype nichts können. Aber das stimmt nicht. Gerade die Filmemacher und Konzerne versuchen gezielt einen solchen Hype zu kreieren, um mehr Leute dazu zu bringen, sich den Film anzuschauen. Das spült wieder Geld in die Kassen.

Geld regiert die Welt

Daraus folgt auch mein zweiter Kritikpunkt. Die Beweggründe, warum Filmfortsetzungen gemacht werden, sind meistens finanzielle. Bei einem neuen Star Wars Film beispielsweise könnte man mit einer Schwarz-Weiß-Kamera eine Pflanze beim Wachsen Filmen. Solange Star Wars draufsteht, gehen die Menschen trotzdem in den Film und Disney macht ein dickes Plus. Wirtschaftlich gesehen also ein voller Erfolg. Die Story fällt dabei meist hinten runter, da der Entwicklungsprozess falschherum abläuft. Damit meine ich: Anstatt eine Story zu haben und dann den Film zu planen, wird erst der Film geplant und dann die Story geschrieben. Logischerweise nicht sehr erfolgsversprechend, zumindest aus künstlerischer Sicht.

Ein weiteres Problem ist, dass neue gute Filme, welche vielleicht nicht so eine Marke im Hintergrund haben, in der öffentlichen Wahrnehmung einfach untergehen und nicht die Anerkennung bekommen, die sie eigentlich verdienen. Das führt dazu, dass verhältnismäßig immer weniger gute neue Filme mit neuen Geschichten in die Kinos kommen. Mittlerweile hat man fast leider nur noch die Wahl zwischen dem 25. Teil von Fast and Furious oder einem alten Disney-Film, der noch einmal neu verfilmt wird. Das liegt aber auch an dem schlimmsten, nervigsten und widerlichsten Grund von allen: Uns Fans.

Irrationalität der Fans

Ich weiß beispielsweise schon, dass ich mir den neuen Star Wars Teil anschauen werde, obwohl ich weiß, dass der Film wie Teil 7 und 8 wahrscheinlich richtig kacke wird und diese Unvernunft regt mich auf. Schon nach den letzten beiden Teilen bin ich aus dem Kino gegangen und dachte mir: „Was für ein Scheiß!“ Und trotzdem werde ich mir auch den neunten Teil gönnen. Das ist wie, wenn man sich freiwillig alle zwei Jahre zu Weihnachten mit Vorfreude in den Schritt treten lässt.

Auch Johan wird dieses Problem irgendwann bekommen. Für alle die es nicht wissen: Johan ist großer Marvel-Fan. Noch kann man sich die Filme anschauen, was aber größtenteils an den Schauspielern lag, von denen jetzt viele abgesprungen sind. Ich prognostiziere, dass die neuen Filme nicht mehr an das Niveau der alten Filme herankommen werden und spätestens in fünf Jahren werden die neuen Filme richtig schlecht sein. Ich finde sogar, dass man jetzt schon einen leichten Qualitätsabfall merken kann, da meiner Meinung nach der erste Iron Man immer noch der beste Marvel Film ist. Bis dahin wünsche ich Johan noch viel Spaß an seinen Filmen und hoffe, dass er bis dahin im übertragenen Sinne ein gutes Schmerzmittel findet, das er dann sogar vierteljährlich nehmen muss.

Gebt neuen Filmen eine Chance

Zu guter Letzt muss man natürlich sagen, dass es auch gute Filmfortsetzungen, bzw. Filmtrilogiefortsetzungen gibt. Aber die gibt es leider nur in den seltensten Fällen. Deswegen richte ich jetzt noch einmal einen Appell an alle Filmfans – auch an mich – da draußen: Guckt euch nicht immer nur das an, was ihr schon kennt, sondern probiert auch mal neue Sachen aus. Nur so können kleine Filme, die aber sehr gut sind, Erfolg haben und die Kinobranche wird darauf reagieren und nicht eine Story zum X-ten mal wiederholen. Dadurch wird unsere Filmwelt wieder vielfältiger und der künstlerische Wert der Filme wieder bedeutend höher.

und
Ein Beitrag von
Mehr von Johan Brockschmidt
Promis im Homeoffice – Die verschiedenen Typen
In der Corona-Krise stehlen Virologen und Politiker den "normalen" VIPs die Schau....
Mehr
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert