Du bist, was du tanzt? – Persönlichkeiten hinter Tanzarten

Tango Argentino

Name: Laila Kirchner

Alter: 34 Jahre

Eine von zwei Unterrichtenden von Tango Argentino

Was ist Tango?
Tango wird laut dem Duden als ein aus Südamerika stammender Gesellschaftstanz in langsamem ²⁄₄- oder ⁴⁄₈-Takt mit synkopiertem Rhythmus definiert. Im Jahr 2009 wurde der Tango Argentino auf Vorschlag Argentiniens und Uruguays in die Listen des immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. In diesen Ländern ist der Tanz Ende des 19. Jahrhunderts entstanden und hat bis heute eine große Verbreitung.

Wie lange tanzt du schon?

Insgesamt 10 Jahre. Erst habe ich selber getanzt. Ich habe dann relativ früh angefangen zu assistieren und mit zu unterrichten.

Warum tanzt du so gerne Tango?

Grundsätzlich bin ich Cellistin und habe mich dort schon immer gerne mit Tango-Musik auseinandergesetzt. Somit kenne ich diese Musik auch schon von der musikalischen Seite. Das bedeutet, wenn ich tanze, kenne ich bei manchen Stücken jeden Ton. Wenn ich Cello spiele, habe ich außerdem zu jedem Stück schon getanzt. Ich finde es schön, wenn man eine Musik sowohl spielen kann, als auch darauf tanzen kann.

Wie würdest du die Tanzrichtung beschreiben?

Ich finde den Tanz sehr spannend und abwechslungsreich. Es gibt keine festgelegten Schrittfolgen, stattdessen gibt es einen rein improvisierten Tanz. Ich finde den Rollenwechsel interessant: Es gibt zwei Rollen – Führen und Folgen. Der Führende hat mehr den Überblick und hat die kreativere und dominantere Rolle. Der Folgende hat auch eine sehr aktive Rolle, indem dieser versucht, sein Gegenüber zu lesen. Wir fordern einander mit Blicken auf zu tanzen. Der Tanz ist eine Art Kennenlernen und nonverbales Kommunizieren.

Was fasziniert dich am Tango?

Mich fasziniert vorwiegend der kreative Anteil. Ich denke, andere Tänze hätte ich nicht so lange ausgehalten, weil ich irgendwann die Abläufe gelernt hätte. Das wäre mir zu langweilig geworden, aber beim Tango gibt es immer wieder Neues. Außerdem finde ich wie gesagt den Tanz wegen des Rollenwechsels interessant. Ich finde es wichtig, dass alle Teilnehmer beide Rollen anfänglich erlernen, um die Schwierigkeiten des jeweils anderen kennenzulernen und diese verstehen zu können. Dementsprechend teilen wir nicht in Rollenklischees auf und sagen, dass die Männer führen müssen und die Frauen folgen müssen, sondern lassen das offen.

Als Musikerin empfinde ich da schon eine sehr starke Leidenschaft dafür, das ist aber eine rein musikalisch-interpretatorische Leidenschaft, würde ich sagen. Zum Beispiel, wenn ich Musik höre und sie eben gestalten kann oder andersrum, dass ich Tango-Musik spiele und andere Menschen dazu tanzen.

Wie hat deine Leidenschaft zum Tanz angefangen?

Ein Freunde meinte zu mir, dass Tango zu mir passen könnte. Ich war am Anfang eine sehr distanzierte Person und mir war alles körperlich viel zu nah, aber fand den Tanz immer sehr spannend und blieb dabei. Bevor ich mit dem Tanzen begonnen habe, war ich bereits fasziniert von der Tango-Musik.

Gab es ein Schlüsselereignis?

Eine Freundin von mir hatte früher schon viel Tango getanzt und ich musste immer die führende Rolle übernehmen, um mit ihr zu üben. Ich habe außerdem oft Tango-Musik gehört. Für mich war nach einem Jahr Tanz klar, dass ich nicht nur als Folgende weitermachen möchte, weil ich als Musikerin musikalische Grundkenntnisse habe und oft nicht damit klar kam, wenn mein Gegenüber beispielsweise nicht auf den Takt geführt hat. Daher war der Schlüssel für mich tatsächlich der Wunsch, selber führen und damit selber gestalten zu können.

Siehst du Tanzen als einen Teil deiner Persönlichkeit an?

Ja, ganz deutlich! Mir geht es nicht gut, wenn ich eine Woche nicht tanze. Seitdem ich tanze, tanze ich wöchentlich zwei bis drei Mal und sehe das einerseits als einen sportlichen Ausgleich an und andererseits als etwas, was nicht wegzudenken ist.

Was sagen deine Freunde und Bekannte dazu, dass du Tango tanzt?

Viele tanzen selber Tango und für andere ist das ein wenig exotisch und sie finden es spannend. Aber an sich ist es ein Tanz, mit dem manche sich identifizieren können und manche wiederum nicht.

Ein Beitrag von
Mehr von Nika Layeghi
Diese Freibäder in Dortmund haben trotz Eichenprozessionsspinner auf
Wegen des Eichenprozessionsspinners war das Freibad Stockheide im Dortmunder Hoeschpark geschlossen. Nun...
Mehr
Join the Conversation

1 Kommentare

  1. says: Tanzamateur

    Ein wirlich tolles Interview.

    “Entweder man hat eine Faszination zum Tanzen oder nicht.” Genau das ist der Kern und das sollten sich manche Nörgler mal auf die Fahne schreiben.

    Beste Grüße

Schreibe einen Kommentar
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert