Leben wir in Zukunft auf anderen Planeten?

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KURT: Wir haben gerade ja schon darüber gesprochen, ob wir irgendwann mal auf einem anderen Planeten leben könnten. Ergebnis war: Es ist kompliziert! Dagegen klingt diese eine „Lösung“, sag ich mal, schon fast einfach: Wir passen die Bedingungen auf einem Planeten an unsere Bedürfnisse an. Das Ganze nennt sich „Terraforming“, also praktisch: Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt. Im wahrsten Sinne des Wortes. Ist das so einfach, Frau Hüttemeister?

Susanne Hüttemeister: Nein, das ist leider auch nicht so einfach. Wir schauen ja in Bezug auf Terraforming mit großem Interesse auf den Mars, weil der in einem halben Jahr von der Erde aus zu erreichen ist, mit heutiger Technologie. Das hat die Raumsonde „Inside“ wieder prima hingekriegt und ist nach einem halben Jahr Reise weich und wunderbar gelandet. Allerdings, wenn man sich so die ersten Bilder anguckt, wo sie gelandet ist, das ist genau so wie es sein sollte in Elysium Planitia. Der Ort ist auch bewusst so ausgesucht, dass da nichts sein soll. Da sollten keine Steine im Wege sein, damit sie gut runterkommt. Aber: das sieht schon sehr nach Wüste aus.

Der Aufbau des Sauerstoffs hat auf der Erde ungefähr zwei Milliarden Jahre gedauert.

Und wenn man sich die Bedingungen auf dem Mars anguckt, dann ist die Atmosphäre nur weniger als ein Prozent so dicht wie die Erdatmosphäre. Das ist auch eine reine Kohlendioxid-Atmosphäre, fast reine, ohne Sauerstoff! Ganz ganz wenig Wasser nur und wenn, dann nur als Eis unter der Oberfläche. Das heißt, da wäre echt viel zu tun! Und: Der Mars ist einfach kleiner als die Erde. Er ist nur ungefähr halb so groß. Und das heißt, sogar wenn wir Möglichkeiten finden würden, eine dichtere Atmosphäre zu erzeugen, irgendwie dadurch die Temperaturen zu erhöhen, sodass wieder Wasser fließt – früher, vor Milliarden Jahren war das mal so auf dem Mars – dann müsste man wahrscheinlich immer dranbleiben, und in dem Moment wo man aufhört, würde sich der Mars wieder so entwickeln, wie wir ihn heute vorfinden. Also: schon auf dem Mars ist es schwierig!

Was bedeutet Elysium Planitia?
Elysium Planitia ist eine Region auf dem Mars, die sich über seinen Äquator erstreckt. Die Ebene ist etwa 2,5 Millionen m2 groß und ist aufgrund ihrer Beschaffenheit ein idealer Landeplatz für Raumsonden.

KURT: Es ist also nicht besonders „nachhaltig“. Aber wie könnte man es denn hinbekommen, dass auf dem Mars zum Beispiel eine ähnliche Atmosphäre herrscht oder eine ähnliche Temperatur wie auf der Erde?

Susanne Hüttemeister:  Man braucht eine dichtere Atmosphäre. Und so war es auch vor vielen Milliarden Jahren. Man braucht einfach mehr Treibhauseffekt in diesem Falle, um den Mars zu wärmen. Und man braucht dann natürlich irgendwann auch Sauerstoff in der Atmosphäre, wenn wir Menschen uns frei bewegen wollen.

Wenn wir zum Mars auswandern, wird die erste Kolonie entweder in Höhlen oder Kuppeln leben.

Sauerstoff kommt auf der Erde ausschließlich durch Leben, durch Pflanzen. Das heißt, man müsste auf dem Mars den Pflanzenwuchs fördern – Pflanzen brauchen aber auch wieder flüssiges Wasser. Das heißt wir brauchen flüssiges Wasser, wir brauchen eine dichte Atmosphäre, wir brauchen höhere Temperaturen und dann muss sich der Sauerstoff aufbauen. Wasser in den Wein: Dieser Aufbau des Sauerstoffs hat auf der Erde ungefähr zwei Milliarden Jahre gedauert.

KURT : Puh, okay (lacht). Ich hab auch von ganz komische Phantasien gelesen von Spiegeln, die im Weltraum die Sonnenstrahlung reflektieren und den Mars erwärmen sollen…

Susanne Hüttemeister:  Das wäre eine Möglichkeit. Also man spekuliert, dadurch die Sonneneinstrahlung auf den Mars zu erhöhen, aber das alleine kann nicht reichen. Der Mars ist natürlich anderthalb Mal weiter weg von der Sonne als die Erde und kriegt deshalb weniger Sonnenstrahlung als die Erde, aber eigentlich ist das Problem weniger die Sonneneinstrahlung und mehr der Aufbau der Lufthülle.

KURT: Das klingt also alles noch eher nach Phantasie oder zumindest Zukunftsmusik, aber Tatsache ist ja, dass wir darüber nachdenken. Heißt das, dass wir die Erde tatsächlich irgendwann mal verlassen müssen?

Susanne Hüttemeister: Es ist zunächst mal keine gute Idee. Weil alles das, was wir machen könnten bei anderen Planeten so viel aufwändiger ist, dass es bei allen Problemen, die wir auf der Erde haben, doch wesentlich nachhaltiger und einfacher ist, auf der Erde zurechtzukommen.

Wenn wir unsere Probleme lösen, dann hat das Leben auf der Erde noch mindestens 500 Millionen Jahre vor sich.

Die anderen Planeten können uns inspirieren, wir können dadurch auch die Erde viel besser verstehen, wenn wir die anderen Planeten erforschen. Auch was mit der Erde passiert ist, was auf der Erde nötig ist, wie es auf der Erde früher war. Aber wir sollten uns realistisch schon auf die Erde konzentrieren. Wenn wir zum Mars auswandern – Marskolonie –  werden die ersten Marsastronauten entweder in Höhlen oder in Kuppeln leben.

KURT: Das klingt jetzt nicht so schön, wenn wir hier einfach unter strahlendem Sonnenschein, unter freiem Himmel spazieren gehen können. Zum Abschluss noch kurz Ihre Schätzung, wie lange könnten wir denn noch auf der Erde überleben?

Susanne Hüttemeister:  Also wenn wir unsere Probleme lösen, dann hat das Leben auf der Erde noch mindestens 500 Millionen Jahre vor sich. Und vor 500 Millionen Jahren war das Leben noch nicht einmal an Land gegangen. Auf der Erde gab es nur einfache Lebewesen im Meer. Das heißt, da haben wir noch eine gute Zukunft auf der Erde!

KURT: Wir halten fest: Alles schöne Überlegungen zum Kopfzerbrechen! Bis aus solchen Auswanderungsphantasien allerdings wirklich Pläne werden, dauert es noch eine ganze Weile. Vielen Dank Frau Hüttemeister für das Gespräch!

Susanne Hüttemeister:  Sehr gerne!

eldoradio*-Podcast vom 27.11.2018

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