Leben wir in Zukunft auf anderen Planeten?

Das Zeiss Planetarium Bochum

 

Wer steckt hinter dem Planetarium? 

Susanne Hüttemeister ist schon seit 15 Jahren Leiterin des Planetariums in Bochum. Bereits als Kind hat sie mit ihrem Teleskop den Sternenhimmel über dem Sauerland erkundet. Ihre Leidenschaft, die Astronomie hat sie dann in ihrem Studium in Bonn gefestigt. Heute möchte Sie ihre Faszination zum Weltall mit anderen Menschen teilen. Das tut sie in Form einer Außerplanmäßigen (APL) Professur, also kurz gesagt als Dozentin, an der Ruhr-Uni und als Leiterin des Planetariums in Bochum. So kommuniziert sie auf verschiedenste Weisen – zusammen mit ihrem Team – Astronomie. Dabei spielt es keine Rolle ob ein Kindergartenkind, ein Student oder ein Professor im Publikum sitzt. 

Was ist ein Planetarium überhaupt? 

Im Planetarium kann man sich weit entfernte Sterne und fremde Galaxien anschauen, oder? Aber warum ist die Kuppel geschlossen? Und wo ist eigentlich das Fernrohr? Susanne Hüttemeister erklärt, was ein Planetarium überhaupt ist und warum nicht immer nur Sterne unter der Kuppel finden muss. 

 

 

Susanne Hüttemeister zur Erfindung des Planetariums

Das Planetarium wurde vor fast 100 Jahren erfunden und zwar in Jena – damals sagte man „Wunder von Jena“. Es war ein Projektionsgerät, dass den Sternenhimmel und die Planeten – deswegen auch Planetarium – auf eine Halbkugel, auf die Planetariumskuppel, projiziert. Man kann dann den Projektor bewegen, sodass man den Sternenhimmel an jedem Ort der Erde zeigen kann und die Planeten, Sonne, natürlich auch Mond, natürlich auch laufen lassen kann. So kann man die Stellung der Gesterne zu jeder Uhrzeit, zu jedem Datum, zeigen. Das war das klassische Planetarium und so war das viele Jahrzehnte. Man ging ins Planetarium um „Sterne zu gucken“ und da stand dann jemand, der einem den Himmel erklärte und den Lauf der Sterne und der Planeten. Das machen wir alles immer noch. Wir haben einen – natürlich inzwischen weit fortgeschrittenen – Sternenprojektor. Wenn man die Generationen zählt, seit Erfindung um in den 1920er Jahren, dann sind wir bei Generation neun in „Projektorgeneration“. Das ist modern, computergesteuert, Glasfasern, extrem scharfe Sterne. Also das gibt es alles immer noch und der wird in fast jeder Veranstaltung eingesetzt und häufig auch live. Dazu kommt aber, dass die Kuppel zu einem digitalen Medium wird, wo man auf die gesamte Kuppel ein Videobild  im Grunde projizieren kann – nicht einfach so, sondern technologisch extrem aufwendig, weil das natürlich nicht mit einem Projektor so geht, sondern mit sehr zahlreichen Projektoren, wo man die Übergänge nicht sehen darf, wo leistungsfähige Rechner hinter jedem Projektor stehen, und wo auch die Projektoren keine normalen Videobeamer sind, sondern was, was für die Planetarien besonders „gezüchtet“ und entwickelt wird. Aber, das geht seit ungefähr zehn bis 15 Jahren – seitdem sind die Rechner kräftig genug – dass man ein Bild, meist 4K auf die Kuppel bringt, dass sich dann bewegt. Auch das geht zum Teil live, dann kann man live durch das Universum fliegen. Aber das geht dann auch in die Richtung von großen Produktionen, die Jahre dauern in Produktionszeit – zu astronomischen Themen, das ist das Kerngeschäft, aber auch zu musikalischem, zu Kulturthemen. Das heißt, man kann in fremde Welten eintauchen, die über den Sternenhimmel weit hinaus gehen. Das müssen nicht immer nur Welten im Weltraum sein – auch wenn Weltraum natürlich das naheliegendste ist. Das können auch Welten der Phantasie sein und dadurch lässt sich die Kuppel unfassbar vielfältig nutzen.

Die Geschichte des Zeiss-Planetariums  

Foto: Planetarium Bochum

Einmal ins Weltall und wieder zurück: Der Kosmos, unser Planetensystem, die Unendlichkeit und Fragen über Raum und Zeit haben die Menschheit schon immer fasziniert und ins Grübeln gebracht. Bei einem Besuch im Planetarium kann man diesen Fragen auf den Grund gehen und in die Welt der Astrophysik eintauchen.  

Die Geschichte des Planetariums in Bochum beginnt in den 1960er Jahren, zeitgleich mit dem Bau der Ruhruniversität Bochum. Damit läuten diese Bauwerke eine neue Ära ein, der Strukturwandel im Ruhrgebiet beginnt: Die Schwerindustrie hat keine Zukunft mehr, eine Stimmung des allgemeinen Umbruchs herrscht. Zu der Zeit hat die Stadt bereits die Absicht, öffentliche Kultur- und Veranstaltungsgebäude zu errichten. Die Menschheit interessiert sich zunehmend für den Kosmos – die Aufbruchsstimmung in fremde Welten ist groß. Die Errichtung eines Planetariums kommt ins Gespräch. Der erste Spatenstich ist im Jahr 1962, wenige Jahre später, 1969 setzt der erste Mensch seinen Fuß auf den Mond.   

Karl-Heinz Schwarze war der damalige Leiter des städtischen Hochbauamtes – und konnte Gerüchten zufolge in seiner Garage Sputnik-Signale, also Satelliten-Signale, empfangen. Er sollte auch das Planetarium errichten. Im Jahr 1964 eröffnet das Planetarium in Bochum. 

Seit den Anfängen des Planetariums wurde viel modernisiert: Von neuen Installierungen, über die Erneuerung der Projektionsfläche in der Kuppel bis hin zu einem neuen Planetariumsprojektor von der Firma Zeiss, dem Namensgeber des Planetariums, hat sich viel getan. Damals wurde der Sternenhimmel mechanisch projiziert, heute passiert das computergesteuert. Es gibt eine Ganz-Kuppel-Videoprojektion – das bedeutet, dass sich die Vorstellungen auf der gesamten Kuppel abspielen. Dafür wird momentan der – bis heute – modernste Sternenprojektors der Welt Modell IX „Universarium“ der Firma Zeiss benutzt. Er bildet so viele Sterne ab, wie das menschliche Auge unter besten Beobachtungsbedingungen und im freien Weltraum sehen könnte.  

Auf dem Bild ist sein Vorgängermodell zu sehen – es wird im Planetarium ausgestellt. Trotz einiger Modernisierungsmaßnahmen hat das Zeiss Planetarium viel von seiner ursprünglichen Erscheinung seit der Eröffnung im Jahr 1964 bewahrt. Technisch ist das Planetarium Bochum allerdings in seiner Ausstattung eines der modernsten weltweit. 

Besucherrekord in Bochum 

 In das Zeiss-Planetarium sind im Jahr 2018 knapp 275.000 Besucher gekommen – damit liegt Bochum im deutschlandweiten Besucher-Ranking auf dem zweiten Platz. Es ist das einzige Großplanetarium im Ruhrgebiet und bietet unter seiner Kuppel – die einen Durchmesser von knapp 20 Metern hat – Platz für 260 Menschen. Diese können aus einer der knapp 2400 jährlichen Veranstaltungen im Planetarium wählen.  

Durch den verglasten Flur rund um den Veranstaltungsraum, der Kuppel, hebt das Planetarium außerdem räumliche Barrieren auf – so bleibt im Inneren des Gebäudes trotzdem noch ein Stück Natur. 

Die Leiterin des Planetariums in Bochum hat uns bereits erklärt, was ein Planetarium ist. Aber wo liegt der Unterschied zu einer Sternwarte? 

Im Planetarium steht ein Projektor unter einer Kuppel, der die Sterne an die Kuppel „wirft“. Diese Kuppel bleibt allerdings generell geschlossen – also ist jede Vorstellung Wetter- und Tageszeit unabhängig. In einer Sternwarte hingegen steht ein „Fernrohr“, mit dem man in den Himmel guckt. Bei schlechter Sicht kann man dort natürlich nichts erkennen. Eine Sternwarte ist also eher eine Art Beobachtungsstation, an der man mit Geräten, also Fernrohren oder Antennen, das Weltall beobachten und erforschen kann. Im Planetarium werden diese Ergebnisse unter anderem dann in den Kuppeln vorgestellt. Auf dem Foto sieht man den aktuellen Projektor im Kuppelsaal in Bochum. 

Bilder: Inga Heidl, Anna Kipnis

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