Weiße Straßen, weiße Autos und weiße Felder – traumhaftes Winter-Wonderland im Ruhrgebiet. Aber auch nur theoretisch. Schnee ist zwar sehr schön und mag im Winter auch Romantik versprühen, aber wenn die Temperaturanzeige in den zweistelligen Minusgradbereich rutscht, wird es ungemütlich.
Seit vergangenen Samstagabend versinkt Dortmund im Eis- und Schneechaos. Straßen werden zu Rodelbahnen umfunktioniert, Lastwagen dürfen nicht mehr fahren und Fenster sind zugefroren. Wir sind eingeschneit, wortwörtlich. Doch wie konnte es dazu kommen?
„Eine einzigartige Kombi aus warmer Luft aus dem Süden und kalter Luft aus dem Nordosten ist der Verursacher“, sagt Ines von Hollen, Meteorologin vom Deutschem Wetter Dienst (DWD) in Essen. Von Hollen ist im Bereich Wetterberatung und Vorhersage tätig und erklärt, wie es zu solch einem Winterphänomen bei uns in NRW kommen konnte.
So entsteht das extreme Wetter
Schon vergangene Woche herrschte im Nordosten Deutschlands kalte Luft, deswegen kam es auch schon im Bereich Mecklenburg-Vorpommern zu vereinzelten Minusgraden. Die kalte Luft floss aufgrund ihrer hohen Dichte bodennah nach NRW, sagt von Hollen. Das sei auch der Grund, warum es in Minden schon vergangenen Freitag zu sehr Temperaturen kam.
Sonntagnacht kam die warme Luft aus dem Süden Deutschlands in Dortmund an, welche sich dann über die kalte Luft schiebt: „Warme Luft ist leichter als kalte Luft, und bleibt deshalb oberhalb der kalten Luft liegen“, sagt die Expertin. Schnee entsteht in sehr hohen Luftschichten, wenn der auf die warme Luftschicht fällt, schmilzt er und verwandelt sich in Regen.
Untypisches Wetter für NRW
Durch die bodennahe kalte Luft gefriert dieser Regen aber wieder, bevor er auf den Boden fällt – so entsteht Eisregen. Genau der Eisregen bezog Samstagnacht und Sonntag alle Straßen im Dortmunder Umkreis und bedeckte die Fenster mit einer dicken Eisschicht.
„Normalerweise kennen wir in NRW ja eher Matschwinter“, sagt die Meteorologin. In Nordrhein-Westfalen herrsche normalerweise Maritimes Klima, was uns eher selten Schnee bringt und milde Wintertemperaturen mit sich bringt. Das aktuelle Kaltluftwetter hat seinen Ursprung im Osten, wo Kontinentalklima mit sehr kalten Wintern an der Tagesordnung steht. Durch eine Nordostströmung sei genau diese Kaltluft zu uns gekommen.
„Der Klimawandel ist unschuldig“
„Es muss bestimmt zehn Jahre her sein, als es das letzte Mal so kalt war“, erinnert sich von Hollen. Sie schaut nach und tatsächlich sei es im Dezember 2010 das letzte Mal so kalt gewesen: -14,1 Grad Celsius zeigen die Klimatabellen in Essen an. Dass es jetzt aber wieder so kalt ist, habe nichts mit dem Klimawandel zu tun, meint die Meteorologin. Die Tendenzen seien eher, dass unsere Winter etwas milder werden. Der Klimawandel betreffe eher die Sommer und würde die Temperaturen in den heißen Monaten noch weiter ansteigen lassen.
So wird das Wetter in den nächsten Tagen
„Die warme Luftschicht haben wir jetzt aber los“, sagt die Meteorologin des DWD. In den kommenden Tagen sei also nicht mehr mit Eisregen zu rechnen, sondern allein mit Schneefall. Zudem soll der Niederschlag weniger werden. Mitte der Woche soll auch mal die Sonne rauskommen, sodass man den Schnee auch wirklich genießen kann.
Nach dem #Schnee kommt die klirrende #Kälte. Die letzten Mild-Bastionen im Süden fallen im Laufe der Woche und fast überall stellt sich dann #Dauerfrost ein. In den Nächten kühlt es gebietsweise auf -10 bis -20 Grad ab. /V pic.twitter.com/Uiz0AhtDGa
— DWD (@DWD_presse) February 7, 2021
Die Kälte hingegen verzieht sich aber nicht so schnell. Die ganze Woche wird es noch frostig sein. Mütze und Schal werden wir also nicht so schnell wieder in den Schrank räumen können, jedoch kann die Sonnenbrille rausgeholt werden und zum Schneeoutfit addiert werden.
Beitragsbild: Aleyna-Sofie Dülger