Kommentar: Luisa Neubauer hat den Hass nicht verdient

Klimaaktivistin Luisa Neubauer ist in sozialen Netzwerken oft Hasskommentaren ausgesetzt. Das ärgert unsere Autorin. Sie findet: Wir brauchen Menschen wie Neubauer. Ein Brief an die Klimaaktivistin.

Liebe Luisa,

wenn ich durch dein Instagram-Profil scrolle, finde ich in den Kommentaren etliche Beleidigungen: „Linke Faschisten Braut. Würg.“ „Ich kotze im Strahl, mir wird echt schlecht bei der Alten.“ Viele Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, müssen mit Hasskommentaren leben, besonders Politiker*innen. Die Kommentierenden hinterfragen dich aber nicht wegen mangelnder Kompetenz. Sie reduzieren dich auf deine politische Gesinnung, dein Geschlecht, dein Äußeres. Diese böswilligen Kommentare sind respektlos und unnötig. Es wirkt so, als würden die Verfasser*innen dich aus Prinzip kritisieren, weil du Veränderungen in der deutschen und globalen Politik forderst, die unbequem sind.


Du stehst für einen Wandel in der Politik, der gerade erst begonnen hat. So liegt zum Beispiel der Frauenanteil im Bundestag 2021 bei rund 31 Prozent. Nur zwei von 709 Abgeordneten sind unter 30 Jahre alt. Das sind 0,28 Prozent. Zukünftig braucht es mehr Diversität in der deutschen Politik: Wir brauchen mehr Frauen und besonders mehr junge Menschen, die sich politisch engagieren.

Als Umweltaktivistin sollst du ein Ideal erfüllen, das für kaum jemanden erreichbar ist. Wenn du ins Flugzeug steigst, heißt es zum Beispiel: „Klima ist ihr egal, sie findet nur sich selbst toll, Langstrecken Luisa!“ Kaum ein Mensch ist dazu in der Lage, ein klimaneutrales Leben zu führen. Jeder Beitrag zählt, egal ob ich die Bahn nehme, statt ins Auto zu steigen oder im Sommer Gemüsespieße grille. In der Süddeutschen Zeitung hast du 2019 gesagt: „Ich bin auch nur ein Mensch.“ Das macht dich ehrlich und nahbar, denn: Kein Mensch kann alles richtig machen. Du hast auch betont, dass Kritik an persönlichem Verhalten hauptsächlich von größeren Problemen auf strukturell-politischer Ebene ablenken soll.

Den Blick nach vorne

Als Klimaschutzaktivistin vertrittst du die Interessen unserer Generation. Du forderst eine Politik, mit der wir die globale Erwärmung auf weniger als 2 Grad Celsius beschränken können. Wenn die Temperaturen zu stark ansteigen, kann es zu unkontrollierter Klimaerwärmung kommen. Etablierte Parteien haken Themen, die den Klimaschutz betreffen, immer noch schnell ab. Noch im vergangenen Jahr hat die Bundesregierung das Kohlegesetz verabschiedet: Kohlestrom soll es in Deutschland noch bis 2038 geben. Dir geht das zu langsam. Du forderst den Kohleausstieg bis 2030.

Unsere Welt braucht Personen wie dich, die Fortschritt schaffen und Umweltschutz in den Fokus rücken. Lass dich durch den Hass nicht beirren und kämpfe weiter für das, was dich und uns bewegt – für eine bessere Zukunft!

 

Liebe Grüße

Emily Megger

 

Beitragsbild: flickr.com/Stefan Müller, lizenziert nach Creative Commons, unverändert

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