Sag mal, Prof: Warum sehe ich Blitze, wenn ich mir die Augen reibe?

Egal ob Allergie, Müdigkeit oder ein langer Tag vor dem Bildschirm. Irgendwann fangen unsere Augen an, zu jucken. Schon wenn wir beginnen, sie zu reiben, sehen wir Lichtblitze durch die Gegend flimmern. Aber auch danach kann es passieren, dass die Lichterscheinungen noch nicht weg sind. Prof. Dr. Stephanie Joachim, Leiterin des Experimental Eye Research Institute der Ruhr-Universität Bochum, erklärt, warum das so ist.

Im Frühjahr und über den Sommer, wenn die Pollen durch die Gegend fliegen, leiden viele Menschen unter Heuschnupfen. Ihre Augen jucken dann häufiger. Wenn sie sie reiben, verschafft ihnen das vermeintlich Linderung. Wer mit der Hand über das geschlossene Auge reibt, sieht oft Lichtblitze – auch Photopsie genannt.

Wenn wir die Augen reiben, üben wir Druck auf diese aus, sodass sie schlechter durchblutet werden. Die Netzhaut sendet dann ein gestörtes Signal über den Sehnerv ans Gehirn. Diese Störung oder auch Unterbrechung versucht das Gehirn mit Lichtblitzen zu überbrücken. Es spielt uns quasi einen Streich.

Schwarz vor den Augen

Foto: Magnus Terhorst

Das gleiche passiert, wenn wir nun plötzlich damit aufhören, uns die Augen zu reiben. Denn dann werden die Augen zwar wieder vollständig durchblutet, da nun kein Druck mehr auf sie ausgeübt wird. Für den kurzen Moment, in dem sich die Durchblutung langsam wieder einstellt, überträgt die Netzhaut aber weiterhin ein gestörtes Signal. Somit versucht das Gehirn immer noch, diese Störung zu korrigieren. Mit geöffneten Augen sehen wir nun keine Blitze mehr, sondern schwarze Flusen, die durch den Raum schwirren. Im Gehirn ist das aber derselbe Prozess.

Auch wenn wir schnell aufstehen, kann es vorkommen, dass wir Lichtblitze sehen oder uns schwarz vor Augen wird. Dieses Phänomen nennt man orthostatische Dysregulation. Stehen wir zu schnell auf, sackt das Blut in die Beine. Eigentlich gleicht der Kreislauf den so entstehenden Mangel des Blutes im Gehirn aus, indem er die Herzfrequenz und den Blutdruck erhöht. Häufig kommt es jedoch vor allem bei jüngeren Menschen vor, dass sich der Organismus nur langsam an den Blutmangel im Gehirn anpasst. Der Blutdruck sinkt und es kommt zu Sehstörungen.

Individuelles Lichterspiel

Welche Formen und Farbmuster die Lichtblitze haben, die sich durch das Augenreiben ergeben, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Auch Krankheiten wie Migräne, Epilepsie, ein niedriger Blutdruck oder der grüne Star können die Muster beeinflussen, die durch den Raum oder das geschlossene Auge schwirren.

Wer mit Allergien zu kämpfen hat, sollte auf das Augenreiben verzichten. Durch beispielsweise eine Pollenallergie entsteht eine Entzündungsreaktion auf der Augenoberfläche. Häufig fühlt es sich so an, als sei ein Fremdkörper im Auge. Wenn wir dann reiben, stören wir den natürlichen Tränenfilm, der die Augen vor dem Austrocknen schützt. Ebenso können Keime von den Händen auf die Augen gelangen oder die Hornhaut beschädigen. Besser ist es also, dem Juckreiz nicht nachzugeben.

Prof. Dr. Stephanie Joachim ist Leiterin des Experimental Eye Research Institute der Ruhr-Universität Bochum.

Beitragsbild: Hermes Rivera/Unsplash

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