Seit Dienstag, dem 24. Mai, können Kund*innen in vielen Läden bundesweit nicht mehr mit Debit- oder Kreditkarte zahlen. Ein Ende der Störung ist noch nicht absehbar, doch es gibt Alternativen zur Kartenzahlung, für die keine Rückkehr zum Bargeld nötig ist.
“Nur Bargeld! Kartenleser funktioniert nicht” steht auf einem Zettel, der an der Kasse in Edeka-Pelzer in Dortmund-Oespel hängt. Wie der Supermarkt sind auch viele andere Einzelhändler in Deutschland bereits seit fast eine Woche von der Kartenzahlung-Störung betroffen.
Die Ursache des Ganzen ist das H5000: Dies ist ein Kartenzahlungsterminal des US-Herstellers Verifone. Das Gerät wird von vielen Einzelhändlern in Deutschland benutzt, weshalb die Folgen bundesweit zu spüren sind. Betroffen sind unter anderem Filialen von Supermärkte, Discounter und Drogerien wie Edeka, Aldi-Nord und dm.
Nach Angaben von Verifone handelt es sich lediglich um eine Fehlfunktion in der Software des Geräts, die keine Sicherheitsbedrohung darstellt. In einer Mitteilung auf seiner Webseite schreibt das Unternehmen, dass sie “mit Hochdruck” gemeinsam mit ihren Kunden und Partnern an einer Lösung arbeite. Ein paar Händler lösen das Problem mittlerweile selbst: Aldi Nord ersetzt nach eigenen Angaben alle betroffenen Kartenlesegeräte. Der Austausch sei ohnehin für das laufende Jahr geplant gewesen. Kund*innen können daher in einigen Filialen des Discounters wieder mit Karte zahlen.
Störungen dauern an
Die Zahlungsdienstleister Payone und Concardis bestätigen, dass die Störungen auf unbestimmte Zeit andauern. Inzwischen gebe es ein Update für die betroffenen H5000-Geräte, so Payone. Die Version sei aber nicht stabil genug, um sie überall einzusetzen. Außerdem sei ein manueller Eingriff vor Ort entweder durch den Einzelhändler oder durch einen Techniker notwenig.
“Nur Bares ist Wahres”
Spätestens seit der Corona-Pandemie zahlen immer mehr Menschen auch Kleinbeträge per Karte oder Smartphone. Das zeigt auch das Ergebnis der Studie “Zahlungssysteme im Einzelhandel 2022” des Kölner EHI Retail Institute: Die überwiegende Mehrheit der Zahlungen im deutschen Einzelhandel wird inzwischen mit Karte getätigt. So machen Kartenzahlung 58,8 Prozent des Umsatzes aus– bei Bargeld sind es 38,5 Prozent.
Die Kartenzahlungstörungen können dazu führen, dass der volle Warenkorb an der Kasse nicht bezahlt werden kann, sagt David Riechmann, Sprecher der Verbraucherzentrale NRW. Dies gelte insbesondere, wenn vor dem Kauf nicht ausreichend auf die fehlenden Zahlungsmöglichkeiten hingewiesen wurde. Zudem könnten Kund*innen ihre Einkäufe nicht in der gewünschten Filiale oder nur auf dem Umweg über den nächsten Geldautomat tätigen. Für Riechmann gilt im Moment: “Nur Bares ist Wahres”. Er empfiehlt, eine Bargeldreserve zu Hause zu haben, um “zumindest die wichtigsten Einkäufe oder auch eine Tankfüllung in Bar zahlen zu können”. Auch im Portemonnaie sei ein bisschen Bargeld immer sinnvoll. “Die eigene Karte könnte kaputt gehen und dann wäre man auch zahlungsunfähig”, sagt Riechmann
Riechmann deutet darauf hin, dass die Bargeldversorgung zum Teil “eh schon erschwert ist, gerade im ländlichen Raum” durch die Schließung von Filialen und dem Abbau von Geldautomaten sei. Da auch Bargeldabhebungen an der Kasse bei einem Ausfall des Zahlungsterminals nicht funktionieren, sagt Riechmann, könne dies zu Engpässen und Zahlungsschwierigkeiten führen.
Mit Karte, Bargeld oder QR-Code?
Anbieter alternativer Bezahlmethoden sehen sich durch den Vorfall gestärkt. So startet beispielsweise “Pay With Charlie”, ein QR-System des Beratungsunternehmen ZIIB, seinen RollOut im Einzelhandel und bei Taxi-Unternehmen. In der Betriebsverpflegung, an Automaten, Snackboxen und Kühlschranken hat die Firma “Pay With Charlie” schon rund 10.000 Standorte eingerichtet.
Bei “Pay With Charlie”, so ZIIB-Geschäftsführerin Nicole Groß, handele es sich um eine “eCommerce Transaktion”, die von den Kund*innen in drei Schritten selbst geführt werde. Zunächst scannt der Kunde oder die Kundin einen QR-Code, anschließend bestätigt die Person den zu zahlen Betrag oder gibt ihn selber ein, dann kann sie die bevorzugte Zahlungsart auswählen.
Die “Pay With Charlie”-App erfordere keine Registrierung, wodurch sie auch keine persönlichen Daten speichert, so Groß. Darüber hinaus sei die Transaktion mit einer Zwei-Faktorautorisierung gesichert und die Zahlung sei “komplett tokenisiert”. Laut Nicole Groß würden die Kosten der Transaktionen die Händler*innen tragen, nicht der Kunde oder die Kundin.
Sobald die Kartenlesegeräte an den Supermärkten wieder funktionieren, kann man an der Kasse also zwischen drei Zahlungsarten wählen: Bar, mit Karte oder mit QR-Code.
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