KurtsTrip: Für 9 Euro in den Urlaub – ein Wochenende in München

Ein langes Wochenende steht bevor. Ich will das 9-Euro Ticket nutzen und damit nach München fahren. Das, was entspannt um 7 Uhr morgens in Dortmund beginnt, soll später noch ordentlich an den Nerven zerren.

Mein Freund und ich haben vier Tage frei. Wir wollen die Zeit nutzen und wegfahren. Nach München, mit dem Euro-Ticket, einmal quer durch Deutschland und über die größten Bahnhöfe. Erst nach Duisburg, dann Koblenz, Frankfurt, Würzburg, Nürnberg. Dort nimmt das Unheil schließlich seinen Lauf. Der geplante Anschlusszug fällt aus, also warten wir auf den nächsten. Es kommt, wie es kommen muss. Auch bei der nächsten Verbindung heißt es zunächst, ein Teil der Strecke werde repariert. Voraussichtliche Verspätung: 40 Minuten, vermutlich mehr, vielleicht Ausfall. Müde und verschwitzt, voller Sehnsucht nach einem kühlen Bier und einer vernünftigen Mahlzeit beschließen wir also, das letzte Stück mit dem ICE zu fahren und uns den Fahrtpreis erstatten zu lassen.

Kommt der RE zu spät, darf man ICE fahren

Das Fahrgastrecht der Deutschen Bahn sieht vor, dass Gäste, die ein Ticket für den Nahverkehr haben, auf einen ICE umsteigen können, wenn der Zug mehr als 20 Minuten Verspätung hat. Die Deutsche Bahn erstattet dann die Zusatzkosten. Dieser Paragraf ist auch auf das 9-Euro-Ticket anwendbar. Um den ICE nutzen zu können, muss man zwar trotzdem vor Ort ein Ticket lösen, dieses kann man sich aber später beim „Servicecenter Fahrgastrechte“ erstatten lassen. Dafür muss man dem Servicecenter schriftlich mitteilen, dass der gewünschte Zug Verspätung hatte und dies durch ein Foto der Anzeigetafel oder zum Beispiel einen Screenshot aus der App belegen. Zusammen mit der Quittung für das ICE-Ticket würden die Mehrkosten schließlich erstattet, erklärt die Deutsche Bahn auf Nachfrage.

Der ICE ist pünktlich, klimatisiert und das WLAN funktioniert auch. Der Plan B läuft also glatt. Zumindest bis in Dachau – 15 Kilometer vor München – plötzlich eine Person auf den Gleisen steht. Die Bundespolizei braucht etwa eine Stunde, um die Strecke zu räumen. Nach circa zwölf Stunden erreichen wir schließlich München, anderthalb Stunden später als erwartet.

In München haben wir nur zwei Tage Zeit. Deshalb haben wir den Trip sorgfältig geplant. Im Vorhinein zu planen, empfiehlt sich in München durchaus, ansonsten wird man von der schieren Masse an Möglichkeiten erschlagen. Museen, Theater, Restaurants und Bars gibt es an jeder Straßenecke. Doch das Geld reicht irgendwann nicht mehr, das wissen gerade wir Studis gut. Deshalb lohnt es sich, einen oder zwei Kilometer aus der Altstadt in die Ludwigsvorstadt und in Richtung Isar raus zu spazieren. Dort gibt es viele kleine und kostengünstige Ausgehmöglichkeiten.

Fun Fact: Auf der Isar kann man sogar surfen. An der sogenannten Isarwelle bricht eine große Steinkonstruktion den schnellen Flusslauf und lässt Wellen entstehen, auf denen Surfer*innen ihr Können unter Beweis stellen. Aber Achtung: Das Wasser der Isar ist ziemlich kalt. Mit einem Neoprenanzug macht man nichts falsch.

Wer sich für Kultur begeistert, sollte die Jugendtarife der Theater und Konzerthäuser nutzen. In der Staatsoper zahlen Studierende für die Vorstellungen immer eine Pauschale von zehn Euro. In der Philharmonie kosten alle Platzkategorien für M

Hinter dem Schloss Nymphenburg liegen schattige Schlossgärten

enschen unter 30 Jahren 13 Euro. Das nutzen wir, um die gute Abendgarderobe zu entmotten und den Münchner Philharmonikern bei einer makellosen Vorstellung zuzuhören.

Wer gerade bei der Sommerhitze lieber von den asphaltierten Straßen und aufgeheizten Gebäuden weg möchte, kann sich in den Gärten von Schloss Nymphenburg im Münchner Osten oder im Englischen Garten in den kühlenden Schatten alter Bäume begeben.

Das Münchner Umland bietet eine Flucht aus dem Gewusel der Großstadt. Mit der S-Bahn kommt man in einer halben Stunde an den Starnberger See. Dort gibt es alles für Faulenzer*innen und Sportjunkies. Neben vielen Wanderrouten am und um den See kann man Schwimmen, Boot und Rad fahren oder einfach in der Sonne brutzeln. Wem der Starnberger See zu voll ist, kann eine kleine Wanderung zum nahegelegenen Maisinger See unternehmen. Nach etwa sieben Kilometern erreicht man das kleinere, im Naturschutzgebiet gelegene Gewässer. Neben einer kleinen Badestelle gibt es dort einen gemütlichen Biergarten, von dem aus man unter den tiefhängenden Ästen alter Kastanien sitzen und seltene Gänse und Wasservögel beobachten kann.

München ist also groß und vielseitig. Das 9-Euro-Ticket kommt einem deshalb doppelt zugute. Man kann damit auch die Münchner Öffis nutzen und spart sich so die teuren Tagestickets. Grundsätzlich gilt: Ein Ausflug nach München ist mit dem 9-Euro-Ticket möglich. Wer so einen Trip plant, sollte allerdings Ausfälle und Verspätungen in Kauf nehmen und starke Nerven haben. Sitzplätze und Klimaanlagen in den Zügen sind rar. Es ist auch sinnvoll, ein paar Filme herunterladen oder Arbeit mit auf den Weg zu nehmen.

Sicherlich lohnt sich die Anreise zu einem längeren Urlaub mehr. Zwei Tage Zug zu fahren für zwei Tage Urlaub kann im Rückblick ganz schön frustrieren. Wer aber eine ganze Woche in einer Stadt oder der Natur plant, für den ist das Ticket eine kostengünstige Alternative zu den horrenden ICE-Preisen oder zu umweltschädlichen Inlandsflügen.

Wo? München (Urlaub mit dem 9-Euro-Ticket zu machen, ist aber deutschlandweit möglich.)

Wie? Mit den Regios kommt man weiter, als man denkt. Die meisten Strecken fährt man von der Anfangs- bis zur Endhaltestelle durch – sitzt also circa zwei Stunden in jedem Zug. Am besten macht man sich vorab einen groben Plan, hat aber immer eine Öffi-App an der Hand, um flexibel zu bleiben.

Wann? Das 9-Euro-Ticket gilt noch bis zum 31.08.2022.

Wie viel? Die Fahrt hin und zurück kostet neun Euro. Ein philharmonisches Konzert kostet in München 13 Euro für unter 30-Jährige. Der Zugang zu den Gärten von Schloss Nymphenburg ist kostefrei, genauso wie das Schwimmen oder Wandern am Starnberger See. Wer will, kann Schloss Nymphenburg aber auch für acht Euro besichtigen.

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