Die Einzelhändlerin Angelika Bülow Hafer (Beitragsbild) findet, dass die Innenstadt einladender werden muss. Viele Geschäfte haben wegen Online-Handel und Corona Schwierigkeiten. Die Städte brauchen deshalb einen Plan, wie sie mit dem Leerstand umgehen.
Immer mehr Menschen bestellen online. Viele Einzelhändler*innen klagen über Probleme. Doch was bedeutet das für die Innenstadt? „Das Stadtbild wird ein anderes sein, als wir es kennen“, sagt Gernot Pahlen von der Business Metropole Ruhr. „Für alle wird sich das Einkaufen grundlegend ändern.“
Er ist Leiter des Kompetenzfeldes Flächen- und Investorenservice. „Menschen wollen etwas erleben, wenn sie in die Stadt kommen“, sagt Gernot Pahlen. Konkret kann das bedeuten, dass es mehr Gastronomien, Veranstaltungen und Grünflächen gibt. „Die Aufenthaltsqualität muss sich eben verbessern.“ Seit Oktober 2020 ist Galeria Kaufhof in Witten geschlossen. Das große, graue Gebäude war prägend für die Einkaufsstraße Wittens. Seit Jahrzehnten kauften Kund*innen dort ein. Jetzt stehen die rund 15.000 m² leer. Wie Witten geht es auch vielen anderen Städte. Dass sich etwas ändern muss, wissen auch die Einzelhändler*innen. Angelika Bilow-Hafer ist eine von ihnen.
Die Kommunen brauchen mehr Unterstützung vom Bund
Sie ist Chefin der Genuss Galerie Hafer und die stellvertretende Vorsitzende der Standortgemeinschaft Witten-Mitte. „Das Internet hat das Einkaufen verändert und Corona hat diesen Effekt nochmal verstärkt“, sagt die Einzelhändlerin. „Es sind eben nicht mehr die glorreichen 1970er-Jahre. Viele nehmen das nicht an und beschweren sich.“ Laut Bilow-Hafer kämen immer mehr Menschen mit einer Erwartungshaltung, etwas zu erleben, in die Stadt. Demnach müssten Geschäfte einladender werden. Konkret könne das bedeuten, dass es Sitzmöglichkeiten in Läden oder Pflanzen gibt. Aber nicht nur Kund*innen seien für die Stadt verantwortlich. „Alle müssen anpacken. Zum Beispiel müssen sich auch Anwohner*innen um das Blumenbeet vor ihrer Haustür kümmern“, sagt die Chefin der Genuss Galerie.
Momentan finde ein Generationenwechsel statt, so die Einzelhändlerin. Viele Läden, die schon seit Jahrzehnten da seien, würden schließen. Dafür kämen neue Läden hinzu. Allerdings überwiege der Leerstand. Für diesen müsse eine neue Funktion gefunden werden. Das weiß auch Gernot Pahlen: „Es müssen neue Wohnungen entstehen und mehr Büro- und Arbeitsflächen.“ Die vorhandenen Flächen müssen also umfunktioniert werden.
Städte haben sich schon immer verändert
Die Probleme in vielen Innenstädten sind gleich – sei es Witten oder Duisburg. Doch jede Kommune brauche einen eigenen Plan, was besser gemacht werden könne. Außerdem würden sie Unterstützung benötigen. „Die Städte brauchen Geld vom Bund und Gesetze müssen angepasst werden“, sagt Gernot Pahlen. Dann könne der Wandel auch funktionieren – Städte hätten sich schließlich schon immer verändert. Pahlen: „Das ist auch eine Chance, um die Innenstadt zu gestalten. Wenn alle anpacken, klappt das auch.“
Beitragsbild: Jonas Halbe