Wie Dortmunds Innenstadt attraktiver für junge Menschen wird

Für viele junge Menschen ist die Dortmunder Innenstadt kein Ort zum Abhängen. Woran liegt das und was muss passieren, damit sich das ändert? Das haben Studierende der TU herausgefunden.

Wie wird Dortmunds Innenstadt attraktiver für junge Menschen? Das haben Raumplanungs-Studierende der TU Dortmund 2021/2022 in einem Uni-Projekt untersucht. Sie haben Vorschläge formuliert und der Stadt Dortmund vorgelegt. Ende letzten Jahres stellten die Studierenden ihre Ergebnisse bei der Planungswerkstatt „Junge Menschen und die City“ vor. Im Innovationsraum „Projektor“ erarbeiteten die Teilnehmer*innen weitere mögliche Maßnahmen für die Innenstadt. Diese Ideen sollen nun den politischen Gremien der Stadt vorgelegt werden.

Das A-Projekt als erster Schritt

Die Basis der Planungswerkstatt war das A-Projekt. Unter dem Titel „All Eyes on The City – Neue Ansätze für Dortmunds Innenstadt“ haben sich die Studierenden öffentliche Räume innerhalb der Wallgrenzen angeschaut. Dabei haben sie sich zwei Fragen gestellt: Welche Stärken und Schwächen weisen öffentliche Räume in der Dortmunder Innenstadt für Menschen auf? Inwiefern lassen sich diese Räume durch den Ausbau von Aufenthalts- und Freizeitmöglichkeiten für junge Menschen attraktiver gestalten?

Stärken-Schwächen-Analysen, Literaturrecherchen, Dokumentenanalysen – so haben die angehenden Raumplaner*innen herausgefunden, welche Plätze in der Innenstadt bereits von jungen Menschen und Jugendlichen genutzt werden. Zudem haben die Studierenden Expert*innen interviewt und 18- bis 25-Jährige nach ihren Wünschen und Bedürfnissen befragt. Anlass dafür war eine Beobachtung der Stadt Dortmund. „Der Stadt ist aufgefallen, dass die Innenstadt wenig von Jugendlichen und jungen Menschen genutzt wird“, erklärt Lars Sievers, Betreuer des A-Projekts.

Der Wunsch nach Tischtennisplatten, Sitzmöglichkeiten und Beleuchtung

Zwei Semester lang haben die wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen Sabine Bongers-Römer und Lars Sievers das Projekt betreut. Sie arbeiten am Lehrstuhl der Stadt- und Regionalplanung der TU.

„Wir haben herausgefunden, dass wenig konsumfreie Möglichkeiten oder Orte in den öffentlichen Räumen in der Innenstadt bestehen, wie zum Beispiel Sitzmöglichkeiten“, erklärt Lars Sievers. Auch sei den Studierenden aufgefallen, dass sich viele junge Menschen mehr Platz für Aktivitäten wünschen, wie Tischtennis. Um die Innenstadt attraktiver zu gestalten, sind einfach zugängliche Sportangebote, gute Beleuchtung und mehr Grünflächen wichtig. Im Stadtgarten schlagen die Studierenden dauerhaft neue Sitzplätze vor, außerdem Bühnen und Sportmobiliar wie Basketballkörbe oder Tischtennisplatten. Um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen, sollte die vorhandene Beleuchtung ergänzt werden. Noch während des Projektes hat die Stadt die Beleuchtung im Stadtgarten erneuert und LED-Lampen eingebaut.

Planungswerkstatt lädt zur Diskussion ein

Inwieweit die erarbeiteten Ideen umgesetzt werden, ist unklar. „Planungsprozesse sind nie so schnell und brauchen eine gewisse Zeit. Letztendlich war das Projekt als Stein des Anstoßes für einen längerfristigen Prozess zu sehen“, sagt Sievers. Dennoch hält er es für realistisch, dass die Stadt Teile der Ideen umsetzt.

Bei der Planungswerkstatt haben die Studierende des A-Projektes ihre Ergebnisse vorgestellt und Beispiele für eine Gestaltung der Innenstädte angeführt. Die Veranstaltung diente aber auch dem Austausch. An zwei Thementischen konnten Teilnehmer*innen diskutieren und ihre Wünsche und Vorstellungen äußern. Besonders im Fokus standen hierbei der Stadtgarten sowie der Bereich rund um die Kampstraße.

Wie die „Hot-Spots“ von Dortmund in Zukunft aussehen könnten

Bei dem Austausch bestätigten sich die Erkenntnisse aus dem A-Projekt. Besonders gewünscht waren Möglichkeiten für Aktivitäten: Sitzsäcke zum Ausleihen, Tischtennisplatten, eine Sport- & Freizeitbox, die es ermöglicht, Sportequipment wie Decken, Bücher, Tischtennisschläger und Wikinger-Schach auszuleihen. Ebenfalls könnten Picknicktische, Fitnessgeräte und Versorgungsmöglichkeiten wie ein Kiosk und eine öffentliche Toilette den Stadtgarten attraktiver machen.

Auch bereits bestehende Angebote schaute sich die Gruppe an. Seit 2000 gibt es einen Skatepark am Stadtgarten. Der komme eigentlich gut bei ihm an, habe aber einige Defizite, erzählt ein Teilnehmer. „Das Problem ist, dass der Skaterpark an einer Stelle zu abrupt endet – da wäre eine kleine Rampe sinnvoll.“

Flohmärkte und Straßenfeste sollen die Kampstraße beleben

Bei dem zweiten Thementisch konzentrierten sich Teilnehmer*innen vor allem auf „urbane Interventionen“, also Möglichkeiten, Passant*innen zu involvieren und anzusprechen. Hier standen besonders die Kamp-, die Hansa- und die Katharinenstraße sowie der Platz rund um die Reinoldikirche im Fokus. Veranstaltungen wie Flohmärkte, Straßenfeste und Stände könnten die Straßen beleben, sagten die Teilnehmenden. Denkbar sei es, für die Stadt mit kulturellen Akteur*innen zu kooperieren. So könnte das Domicil für ein musikalisches Angebot sorgen, das Dortmunder U Ausstellungen im Freien aufbauen und ansässige Gastronomien ein Essensangebot bereitstellen. Wichtig seien vor allem eine zunehmende Begrünung sowie Sitzmöglichkeiten und Fuß- und Radwege.

Mit der Planungswerkstatt ist das Projekt der Raumplanung abgeschlossen. Lars Sievers fände es gut, wenn Formate wie die Planungswerkstatt weitergeführt werden: „Es wäre wünschenswert, solche Formate stärker zu etablieren, denn nur, wenn dies geschieht, erhält man eine Sichtbarkeit. Dadurch würden sich Initiativen, Bürger*innen und Gruppen verstärkt beteiligen, und das Format erhielte die Aufmerksamkeit, die es braucht, um wirksam werden zu können.“ Laut Veranstalter werden die Ergebnisse der letzten Planungswerkstatt für die politischen Gremien aufbereitet und ihnen vorgelegt. Diese beraten dann über die Ergebnisse und beauftragen die Verwaltung gegebenenfalls, bestimmte Ideen umzusetzen. Wann und ob das passiert, ist noch unklar.

Förderprogramm NRW „Zukunftsfähige Innenstädte und Ortszentren“

Höhe der Förderung: Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Stärkung der Dortmunder Innenstadt mit 1,31 Millionen Euro aus einem speziellen Förderprogramm. Unter mehr als 160 geförderten Kommunen erhält Dortmund die größte Summe.

Geplante Verbesserungen: Bis 2027 plant die Stadt zahlreiche Verbesserungen: Leerstehende Ladenlokale und große Immobilien sollen besser genutzt, Gebäude, Plätzen und Straßen besser aufeinander abgestimmt werden. So soll die Innenstadt belebt werden.

Eigenanteil der Stadt: Die Stadt muss sich mit etwa 560.000 Euro beteiligen. Das Amt für Stadterneuerung koordiniert den Prozess.

 

Fotos: Uwe Grützner

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