Derzeit zahlt man bei Aldi für ein Kilo Schweinehack weniger als vier Euro. Bei anderen Supermärkten sieht es nicht anders aus. Dass Bauern den Discountern Fleisch zu so niedrigen Preisen verkaufen können, geht auf Kosten der Tiere. Durch finanzielle Unterstützung könnten die EU und ihrem Mitgliedsstaaten dem entgegenwirken. Gefördert wird aber das Gegenteil: die Massentierhaltung.
Seit Jahren geht der Großteil der EU-Gelder in die Landwirtschaft. Auch für das Jahr 2020 sieht der Haushalt Ausgaben in Höhe von 58 Milliarden Euro für die Agrarpolitik vor. Das sind knapp 40 Prozent der EU-Gelder, so das Bundesfinanzministerium. Der Grund für die hohen Ausgaben geht auf das Jahr 1957 zurück. Die sechs Gründerstaaten Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) haben Verträge geschlossen, die für Ernährungssicherheit sorgen sollen
Das Konzept der EU ist veraltet
Dieses Konzept hatte 1957 seine Berechtigung. Viele Menschen mussten im und nach dem Zweiten Weltkrieg hungern. Die sechs Gründernationen der EWG wollten mit den Subventionen verhindern, dass das wieder passiert. Sie unterstützten Unternehmen finanziell, zum Beispiel durch einen Steuererlass oder Gelder. In beiden Fällen mussten die Betriebe keine Gegenleistung erbringen.
Auch heute sind Subventionen in verschiedenen Fällen sinnvoll, geht es um Tierhaltung und -wohl sind sie jedoch aus der Zeit gefallen. Heute droht den Menschen in Europa keine Hungersnot. Ganz im Gegenteil: Jährlich werden laut einer Studie der Umweltschutzorganisationen WWF Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen. Eine Agrarsubventionen sollte heute nicht mehr den Fokus auf Nahrungssicherheit legen, sondern auf Tierwohl und Nachhaltigkeit.
Subventionen müssen nachhaltige Bauern unterstützen
Nachhaltige Fleischproduktion ist im Vergleich zur Massentierhaltung sehr kostspielig. Bauern, die Fleisch ohne Tierquälerei produzieren, haben höhere Kosten, da sie mehr Platz für die selbe Anzahl der Tiere benötigen. Damit Bauern dennoch gewollt sind, höhere Kosten auf sich zu nehmen, könnten entsprechende Subventionen nachhaltige Bauern unterstützen. Wie man am Wort “könnte” bereits feststellt, sieht es in der Realität jedoch anders aus. Nicht die besonders nachhaltigen Betriebe werden unterstützt, sondern die sehr großen Betriebe, die Massentierhaltung betreiben.
Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der EU ist nämlich so ausgestaltet, dass die Höhe der finanziellen Unterstützung von der Größe des Betriebes abhängig ist und nicht von der Tierfreundlichkeit eines Betriebes. Je größer der Betrieb, desto größer die Unterstützung, so das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. Das Paradoxe an den Subventionen ist, dass ein Landwirt die Fläche nur besitzen muss, um finanzielle Unterstützung zu erhalten. Ob er die Fläche nutzt, ist für den Erhalt der Subventionen nicht relevant. So bekommen nach Angaben des Bunds für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) eine kleine Gruppe aus ca. 6700 Subventionsempfängern (zwei Prozent aller Betriebe) je Betrieb mehr als 100.000 Euro pro Jahr. Zusammen sind das rund 30 Prozent aller Direktzahlungen. Demgegenüber bekommen laut BUND 44 Prozent der Bauernhöfe weniger als 5000 Euro pro Jahr – gerade mal fünf Prozent aller Direktzahlungen.
EU erreicht mit ihrer Förderung genau das Gegenteil von Nachhaltigkeit
Während immer wieder und immer häufiger die Rede von Nachhaltigkeit ist, erreicht die EU mit dieser Art von Subventionierung genau das Gegenteil. Große Betriebe, die durch Massentierhaltung schon geringere Kosten haben, erhalten auf Grund ihrer Größe hohe Fördergelder und können somit noch günstiger anbieten. Demgegenüber stehen kleine Betriebe, die aufgrund der Dumpingpreise nicht bestehen können. Die Agrarsubventionen fördern also Massentierhaltung.
Solange sich an den Subventionen nichts ändert, bringt auch eine Reduktion des eigenen Fleischkonsums nicht viel. Denn aufgrund der Subventionen, können die Großbetriebe ihre Produkte auch auf dem Weltmarkt günstig anbieten. Alles was in Deutschland nicht konsumiert wird, wird einfach exportiert. Und bezahlen müssen wir trotzdem. Selbst die Verbraucher, die den Tieren zuliebe auf eine vegetarische oder vegane Ernährung umgestiegen sind.
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