Toast, Milch, Marmelade, Nudeln, Pesto. Meine Einkaufsliste ist heute nicht lang, ich habe vergangene Woche erst groß eingekauft. Aber von den wenigen Sachen, die ich heute brauche, landet im Supermarkt nur etwa jedes zweite Produkt im Einkaufskorb. Woran das liegt, wissen wir alle. Richtig. Am Egoismus der Menschen. Nicht am Coronavirus.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass gleicher Grund bei denjenigen greift, die in diesen Tagen mit Atemschutzmaske in den Zügen sitzen und zwischen den leergefegten Regalen im Supermarkt umherstreifen. Ausgenommen selbstverständlich derer, die zur Risikogruppe gehören und die sich – zu Recht – mit allen Mitteln vor einer Ansteckung mit Sars-CoV-2 zu schützen versuchen. Aber wüssten all die anderen Menschen, dass das Tragen dieser Masken denjenigen die Kapazitäten nimmt, die sie wirklich dringend brauchen. Und wüssten sie, dass allein der Anblick ihrer verhüllten Gesichter für viele Menschen in diesen Tagen zu noch stärkeren Bauchschmerzen führt. Und wüssten sie verdammt nochmal, dass die Atemschutzmasken laut Robert-Koch-Institut sogar gegenteilige Effekte haben können – weil in dieser geglaubten Sicherheit andere Hygienemaßnahmen vergessen werden – dann würden sie es lassen. Weniger egoistisch sein. Hoffe ich jedenfalls.
Streits um Toilettenpapier
Egoismus zeigt sich auch in der Politik. Wenn plötzlich ein Wettstreit um einen Impfstoff entsteht. Und – noch bevor er entwickelt ist – ein Präsident versucht, ihn für sein Land zu reservieren, anstatt an die Gesundheit aller Menschen weltweit zu denken. Dann stellen sich einige Fragen. Nach Solidarität. Und viel wichtiger: nach Menschlichkeit, nach der Definition von Selbstverständlichkeit.
Dann sind da noch die Sozialen Medien. Die ihren Klischees in diesen Tagen noch einmal mehr gerecht werden. Menschen provozieren sich, wie sie es inzwischen sogar leider in der Realität tun – man denke an die Streits um Toilettenpapier an den Supermarktkassen. Es wird konsequent gemeckert, gezweifelt. An den unter- oder übertriebenen Entscheidungen der Regierung. Und, Hand aufs Herz, auch an uns selbst. Weil wir uns eine neue Alltagsstruktur schaffen müssen. Neue Routinen. Alte Gewohnheiten ablegen müssen. Alles, was der Mensch von Natur aus nicht gerne tut. Das geht nicht von heute auf morgen. Nur mit Widerwillen. Aber es geht. Mit Vernunft. Und – erneut – Solidarität. Denn was wir in all diesen Wochen nicht vergessen dürfen: Wir sind nicht allein. All diese Probleme betreffen eine Gemeinschaft. Und je stärker wir zusammenhalten, desto schneller geht diese verrückte Zeit auch wieder vorbei. Wenn wir unsere sozialen Kontakte einschränken. Und ganz genau auf uns selbst schauen. Auf mögliche Symptome. Und sie von Symptomen unterscheiden, die nichts mit diesem verrufenen Wort mit „C“ zu tun haben. Uns nicht ohne triftigen Grund ins Wartezimmer zum Arzt setzen.
Kummer wegen Corona
Für mich fühlt sich das Coronavirus ein wenig so an wie Liebeskummer. Es ist abends das Letzte, um das sich meine Gedanken drehen, und morgens nach dem Aufwachen das Erste. Es ist verantwortlich für dieses ungute Gefühl in der Magengegend, das einen erinnert: Irgendetwas war da doch. Stimmt nicht. Ist anders als sonst. Dieses unbequeme Gefühl der Ungewissheit wird uns sicher noch einige Wochen durch unseren Alltag begleiten, ganz bestimmt sogar. Die gute Nachricht aber ist: Liebeskummer geht vorbei. Und das Coronavirus wird das hoffentlich auch. Lasst uns doch einfach versuchen, diesen Corona-Schmerz zu überdauern. Die Zeit nutzen, um bessere Menschen zu werden. Für die Oma nebenan einkaufen gehen, wenn wir selbst gesund sind. Nur ein Paket Nudeln mitnehmen, damit für den nächsten, der kommt, auch noch etwas bleibt. Und – sofern es geht – zu Hause bleiben. Damit wir die ersten Sonnenstrahlen und Frühlingsgefühle in diesen Tagen zumindest noch bei einem Spaziergang aufsaugen können. Ohne, dass Corona aus uns allen selbstsüchtige Egoisten macht. Klingt vernünftig. Und solidarisch. Oder?
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