Corona-Krise: Job weg – und jetzt?

„Ich mache mir das erste Mal seit langem Sorgen, wie ich meinen Lebensunterhalt bestreiten soll.“ Nina ist eine der mehr als 500.000 Studierenden, die in NRW neben dem Studium jobben. Oder wie es wegen des neuartigen Coronavirus für viele eher heißen müsste: gejobbt haben.

Auf so eine Situation wie jetzt bin ich nicht vorbereitet gewesen. Ich versuche, dem Ganzen noch etwas Positives abzugewinnen und die Zeit für andere Dinge zu nutzen. Aber die Sorgen ums Geld verschwinden dadurch leider nicht.“ Um ihr Leben zu finanzieren, hat die 27-jährige Designstudentin zwei Jobs gehabt: einen als Werkstudentin in einer Ticket-Hotline und der andere ist ein Aushilfsjob als Thekenkraft in einem Club.

Damit hat Nina rund 600 Euro monatlich verdient. Während sie zur Zeit noch einige Stunden bei der Telefonhotline arbeiten kann, fiel mit der Schließung der Clubs der Großteil ihres Einkommens weg. „Vor allem das Trinkgeld fehlt. Das war immer das Geld, das ich zur Seite legen konnte“, erzählt sie. Und genau von diesem Erspartem zehrt sie jetzt. „Das war eigentlich für einen Urlaub dieses Jahr gedacht. Jetzt benutze ich es um meine Miete für den nächsten Monat zu zahlen. Das schmerzt schon.“

AStA bietet Unterstützung an

Dass Nina nicht die einzige ist, der es so ergeht, ist auch den Hochschulen nicht unbekannt. „Die TU Dortmund verfolgt mit Sorge, dass bei einigen Studierenden durch die Corona-Pandemie Einkommen entfallen“, sagt Martin Rothenberg, Sprecher der TU. Eine direkte finanzielle Hilfe oder eine eigene Jobbörse hat die Universität leider nicht, kann jedoch auf den Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA) verweisen. Dieser bietet zum Einen eine Rechtsberatung an – für den Fall einer Corona-bedingten Kündigung. Zum Anderen hat er für Härtefälle einen Hilfsfond eingerichtet. So können Studierende der TU ein zinsloses Darlehen bis zu maximal 1500 Euro bekommen, um eine kurzfristige, unverschuldete Notlage zu überbrücken.

Auch die ASten der FH Dortmund und der Ruhr-Universität Bochum (RUB) bieten ähnliche Angebote an. Zudem setzt sich das Landes-ASten-Treffen NRW derzeit für mehr finanzielle Sicherheit der Studierenden ein. Es fordert, aus öffentlichen Geldern jedem bedürftigen Studierenden 3000 Euro Soforthilfe auszuzahlen – ohne vorherige Bedarfsprüfung. Zu diesem Zweck haben sie eine Online-Petition gestartet.

Unzählige Studierende betroffen

Ein Angebot, das auch für Berit Maria Ludwig hilfreich wäre. Die 23-Jährige studiert Germanistik und Erziehungswissenschaften an der RUB und arbeitet seit fünf Jahren in einem Restaurant in Bochum. Mit dem Job finanziert sie ihr Leben und das ihres Pferdes Rubelle.

Normalerweise hätte sie während der Vorlesungszeit ein bis zwei Mal die Woche und in der vorlesungsfreien Zeit sogar bis zu fünfmal die Woche gearbeitet. So wäre gerade jetzt eine Zeit, in der sie für ihre Notreserve gearbeitet hätte. „Meine Eltern haben mir immer geraten, jeden Monat ein wenig Geld beiseite zu legen, sodass ich in solchen Situationen noch etwas habe. Zum Glück habe ich deren Rat befolgt“, sagt Berit.

Auch das soziale Leben steht still

Aber nicht nur der Verdienst fällt weg: „Ich vermisse schon die Menschen, mit denen ich im Restaurant arbeite. Ich arbeite dort schon mehr als fünf Jahre und mittlerweile sind meine Kollegen auch ein großer Teil meines Freundeskreises geworden“, erzählt Berit. 

Ähnlich sieht es auch für Nina aus: „Am meisten fehlt mir tatsächlich das Arbeiten mit den Leuten. Das Team fehlt mir total. Ich vermisse das Miteinander“, sagt sie. Aber die Arbeit in einem Club hatte noch einen anderen Effekt. „Ich bin dadurch super viel raus gekommen.“ Sie war durch ihre Arbeit auf vielen Konzerten, hat dann einfach hinter dem Tresen getanzt. Auch wenn die Nachtschichten oft anstrengend waren, sei die Zeit immer schnell verflogen. „Und wenn sie es mal nicht ist, dann haben wir es uns halt im Team schön gemacht da.“

Auch für die psychologische Belastung während der Krise gibt es Hilfsangebote der Hochschulen.  So bieten die TU, die FH Dortmund und die RUB und deren ASten Beratungen an. Nur, dass sie jetzt ins Digitale weichen musste.

Zukunft ist ungewiss

Wie es jetzt weitergeht, wissen Berit und Nina noch nicht. Um die Langeweile zu überbrücken „helfe ich jetzt in der freien Zeit meinen Eltern sehr viel beispielsweise im Garten, gehe ehrenamtlich für hilfsbedürftige Menschen einkaufen und helfe einem Bauern in Olfen bei der Ernte aus“, sagt Berit und kann das nur weiterempfehlen. „Geht in Supermärkten, als Erntehelfer oder ähnliches arbeiten. Diese Menschen brauchen unsere Hilfe und wir haben die Zeit und brauchen das Geld.“

Nina teilt die sozialen Ambitionen, sieht aber auch die Verantwortung an höherer Stelle: „Für mich ist es gerade wichtig einen kühlen Kopf zu bewahren, auf andere Rücksicht zu nehmen und denen zu helfen, die Hilfe benötigen.“ Es werden gerade dringend Mitarbeiter in der Lebensmittelindustrie und im Gesundheitsbereich gesucht. Das wäre für die Studentin eine Option, um sich erstmal über Wasser zu halten. Trotzdem seien das alles keine optimalen Verhältnisse und bei vielen Aushilfsjobs werde auch im Krankheitsfall nicht gezahlt. „Meiner Meinung nach müsste da wirklich schnell eine Regelung her, die uns für die kommende Zeit finanziell absichert.“

Beitragsbild: Torben Kassler

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