Instagram begünstigt essgestörtes Verhalten – sperren Sie Kalorienposts!

Auf kurt.digital schreiben wir regelmäßig E-Mails. Diese geht an Adam Mosseri, Chef von Instagram. Unsere Autorin fordert, dass Posts mit Kalorienangaben von Nahrungsmitteln als sensible Inhalte markiert werden sollten.

Sehr geehrter Herr Mosseri,

User*innen, die sich für Kochen, Ernährung oder Fitness interessieren, spielt Instagram häufig Postings zu, die Kalorienangaben von Lebensmitteln enthalten. Solche Beiträge können Menschen, die ohnehin zu Essstörungen tendieren, triggern und dieses Verhalten sogar begünstigen. Deswegen fordere ich: Markieren Sie Posts mit Kalorienangaben als sensible Inhalte, sodass sie geblurrt werden!

Accounts wie @fitgirls.wiki und @thefitnesschef_ posten die Kalorienangaben von Burgern, Pommes und Kaffeegetränken, aber auch von gesunden Lebensmitteln. „Obstsorten unter 50 KALORIEN“, schreit @gymperium_ seinen Follower*innen in dicken weißen Lettern förmlich zu. Sollte nicht im Vordergrund stehen, dass Obst und Gemüse gesund sind – und nicht die Nährwertangabe?

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Kalorienangaben zu nennen und ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie viel Energie der Körper braucht, ist per se nicht schlecht. Das kann vielen Menschen zu einer gesünderen Ernährung verhelfen. Diese ist 91 Prozent der Deutschen sogar sehr wichtig, wie es im aktuellen Ernährungsreport des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft heißt.

Schwierig ist es allerdings, wenn Ihre Plattform Posts wie die von @gymperium_ Menschen mit essgestörtem Verhalten ausspielt. Dass Instagram Essstörungen bei jungen Frauen und Mädchen begünstigt, haben das Internationale Zentralinstitut für das Jugend- und Bildungsfernsehen und die Hochschule Landshut 2019 in einer Studie herausgefunden. Darin heißt es, dass die Beiträge von Fitnessinfluencer*innen die Nutzer*innen dazu antreiben, exzessiv Sport zu machen und deren Essverhalten nachzuahmen. Ähnliches bei Modeinfluencer*innen: Ihre Beiträge fördern, dass sich Frauen und Mädchen unwohl in ihrem eigenen Körper fühlen.

Das Scrollen durch Instagram soll Spaß machen – und nicht triggern oder psychische Erkrankungen fördern. Erst im September haben Sie in einem Interview mit dem amerikanischen Morgenmagazin „Today“ behauptet, Sie würden es ernst nehmen, wenn Instagram den User*innen ein schlechtes Gefühl gebe. Lassen Sie Ihren Worten Taten folgen. Dass Postings im Feed der Nutzer*innen auftauchen, die Kalorienangaben von Lebensmitteln enthalten, können Sie nicht verhindern. Dafür sorgt Ihr Algorithmus. Allerdings können Sie die Beiträge als sensible Inhalte markieren. So können alle selbst entscheiden, ob sie die Postings ansehen möchten, ohne davon überrumpelt zu werden.

Mit freundlichem Gruß

Ellen Waldeyer  

 

Beitragsbild: Ellen Waldeyer

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