Nach dem Radschnellweg Ruhr, der fast alle wichtigen Metropolen im Ruhrgebiet verbindet, sollen nun noch mehr Radwege innerhalb von Dortmund entstehen. Neun sogenannte Velo-Routen sind geplant, um äußere Stadtbezirke mit der Innenstadt zu verbinden.
Die Stadt Dortmund hat am 12.01.2022 verkündet, dass dieses Jahr ein neues Großprojekt starten soll. Bis 2030 sollen neun neue Radstraßen innerhalb von Dortmund gebaut werden. Wo wie viel neu gebaut werden muss, und wo bereits vorhandene Wege benutzt werden können, soll noch ermittelt werden. Langfristiges Ziel ist es, das Fahrrad mit dem Auto gleichzustellen. Radfahrer*innen sollen eigene Straßen und eigene Ansprechpersonen bei der Stadt bekommen. Gut ausgebaute Wege und sichere Abstellmöglichkeiten sollen das Fahrradklima der Stadt verbessern und den Radverkehrsanteil von 10 % auf 20 % verdoppelt werden.
„Das Besondere ist ja, dass wir mit der Radstrategie ein Radnetz für ganz Dortmund erstellt haben“, sagt Andreas Meißner, Projektleiter des Projekts „Emissionsfreie Innenstadt“. Die Velo-Routen seien jetzt neu dazugekommen, um Radfahrern aus den äußeren Bezirken Dortmunds den Weg in die Innenstadt zu erleichtern. „Es ist so geplant, dass die Radwege durch Nebenstraßen führen, damit Autostrecken nicht wegfallen“ so Meißner.
Plan mit mehreren Stufen
Der Bau der Velo-Routen ist ein Teil des „Masterplan Mobilität 2030.“ Dieser Masterplan umfasst zwei Stufen. In der ersten ginge es darum, das gesamte Zielkonzept für Mobilität in Dortmund darzustellen, erklärt Meißner.. Dies sei schon geschehen. In der zweiten Stufe sollen Teilkonzepte für einzelne Aspekte der Mobilität erstellt werden. Konzepte für elektrische Mobilität und für eine emissionsfreie Innenstadt wurden schon vom Rat verabschiedet, die Radwege sind nun das dritte Konzept, das der Rat beschließen soll.
Das wird allerdings noch dauern. „Der Rat wird erst an 31. März über dieses Thema entscheiden, denn bis dahin müssen erst noch die einzelnen Stadtbezirke dem Plan zustimmen. Die haben ja auch Entscheidungsgewalt, wenn es um ihren Bereich geht“, meint Meißner. Trotzdem ist er zuversichtlich: „Es wird vielleicht die ein oder andere Detailfrage geben, aber dem Grundkonzept wird jeder zustimmen“, sagt er.
Warum kommt der Masterplan erst jetzt?
Der erste Masterplan sei schon 2004 entworfen worden, so der Projektleiter. Er musste aber seitdem immer wieder angepasst und erneuert werden, weil sich die Standards und die Ansprüche verändert haben. Auch die detailgenaue Ausarbeitung sei häufig schwierig gewesen, weil nicht immer genügend Personal vorhanden war. Meißner zufolge gab es auch finanziell häufig Fragezeichen. Jetzt werde das Projekt von vielen verschiedenen Programmen und Förderungen und der Stadt Dortmund finanziert. Ein Teil des Gelds kommt von den Förderprogrammen der EU für nachhaltige Mobilität.
Ein Schritt in die richtige Richtung?
„Den klassischen Autofahrer in NRW erzieht man nur sehr schwer um. Er nutzt auch dann sein Auto, wenn er nur langsam vorankommt“ sagt Thomas Scheffel, Pressesprecher des ADAC Westfalen. Trotzdem glaubt er, dass die Anzahl an Fahrradfahrern steigen wird. „Dass die Verdopplung von Radverkehrsteilnehmern von zehn auf 20 Prozent funktionieren wird, bezweifeln wir. Es wird mehr Radfahrer geben, aber wir glauben nicht, dass es so effektiv sein wird, wie die Stadt es sich erhofft“, so Scheffel.
Doch diese Velo-Routen seien ein Schritt in die richtige Richtung. Denn jeder Radfahrer habe ein Recht darauf, sicher fahren zu können. Und um dieses Gefühl der Sicherheit ginge es mit solchen Projekten auch.
Den Anschluss verpasst
„Als Großstadt hat Dortmund den Anschluss ein wenig verpasst, wenn man zum Beispiel nach Münster guckt, wo es solche Fahrradstraßen schon länger gibt“, meint Scheffel. Dass der Rahmen des Projekts bis 2030 angesetzt ist, befürwortet er trotzdem. „2030 klingt länger, als es tatsächlich ist. Denn die Planung und die Verfahren dauern einfach lange, und wenn es Änderungen geben sollte, ist ein langer Zeitplan von Vorteil“ sagt er. Außerdem werden Teilstrecken schon vor 2030 befahrbar sein.
Das einzige Problem, das Scheffel sieht, sind die zusätzlichen Baustellen. „In einer Großstadt wie Dortmund tut jede einzelne Baustelle weh, egal, ob Neben- oder Hauptstraße. Einige Autofahrer*innen werden das natürlich zu spüren bekommen.“
Zuversicht trotz Kritik
Zu spüren bekommen werden sie auch den Wegfall von Parkplätzen, sagt Meißner von der Stadt Dortmund. Die müssen Platz für die neuen Radwege machen. „Jeder will mehr Radfahrer, aber wenn dann eigene Stellplätze wegfallen, gibt es natürlich auch Kritik“, meint er. Diese Kritik sei aber im Gegensatz zu der guten Rückmeldung durch Radfahrer eher gering.
Thomas Scheffel vom ADAC geht sogar noch einen Schritt weiter: „Vielleicht kann man in 20, 25 Jahren auch die Hauptverkehrsstraßen so umbauen, dass Radfahrer dort sicherer fahren können. Das ist aber ein Projekt für die Zukunft.“
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