Am 15. November entscheidet der Stadtrat über die Finanzierung der neuen Bildschirme für das Dortmunder U. Die beliebten „Fliegenden Bilder“ sind nach neun Jahren kaputt und müssen ersetzt werden. Laut dem vorliegenden Finanzplan werden die Kosten bis zu 2,6 Millionen Euro betragen. Es wäre besser diese Summe zu nutzen, um andere Probleme Dortmunds anzugehen – wie den sozialen Wohnungsbau. Ein paar leuchtende Bildchen sind nicht das Fundament für das Wachstum und den kulturellen Geist der Stadt.
Bisher kostete das Projekt „Fliegende Bilder“ die Stadt beim Aufbau zwei Millionen und 170 Tausend Euro in jedem Jahr für Wartung und Reparaturen. Seit 2017 leben laut der Stadt aber auch über 600.000 Menschen in Dortmund. Fantastisch für die Wirtschaft, eine Katastrophe für den sozialen Wohnungsbau und die Wohnsituation von Kleinverdienern. Es kommen zu viele Leute und es fehlt die Wohnfläche. Das treibt die Mietpreise in die Höhe und viele Menschen ohne das entsprechende Kleingeld müssen leiden. Als Student ist es fast unmöglich rechtzeitig vor dem Erstsemester-Start ein WG- oder Studentenheim-Zimmer zu bekommen und eine eigene Wohnung scheint wie ein Traum.
Natürlich ist es positiv zu deuten, dass so viele Menschen wieder Interesse am Ruhrgebiet zeigen. Es bleibt jedoch die Frage, warum die Stadt so einen hohen Beitrag für flackernde Neon Lichter ausgeben kann, wenn der Wohnungsbau wichtiger erscheint denn je. Niemand zieht nach Dortmund, weil er dann sagen kann: „Ich wohne in der Stadt mit dem Flachbildfernseher in der Luft.“.
Der teuerste Leuchtturm
Die LED-Installation ist schon von Weitem zu sehen und gilt seit 2010 als eines der städtischen Wahrzeichen. An Spieltagen sieht man sich drehende Tischfußballmännchen in schwarz-gelb und zu besonderen Ereignissen werden die Aufnahmen angepasst, ganz ähnlich den sich wechselnden Farben des Eifelturms und des Empire State Buildings in den Weltmetropolen.
Das Kulturzentrum im U-Turm ist der ganze Stolz der Stadt Dortmund und die Bildschirme sind ein Teil davon. Schon klar. Aber soll das etwa heißen, Dortmund ist ohne die Bildschirme keine Kulturhauptstadt? Der verzweifelte Erhalt der Technik für 2,6 Millionen sieht zumindest danach aus. Der Signal Iduna Park, unsere Parks und Museen, Konzerte und Clubs, das Essen und jeder Dortmunder Künstler sind anscheinend nicht genug Kultur.
Gibt es keine kreative Lösung?
Die jetzige Installation ist hinüber und dass ein Ersatz her muss, ist nicht zu bestreiten. Bisher lief alles relativ unspektakulär und schon Donnerstag beschließt der Stadtrat die Finanzierung. Alles sieht nach einem klaren „Ja“ aus. Hat man nicht vielleicht an Alternativen gedacht? Warum alarmiert man nicht junge Dortmunder Künstler und lässt sie kreativ werden? Warum gibt es keine Spendenaufrufe und -aktionen? Warum fragt man nicht die Bürger nach Ideen? Es gibt mit Sicherheit motivierte Dortmunder, die aktiv werden wollen und wahrscheinlich noch mehr Bürger, die gerne mitentscheiden würden, wo ihre Steuergelder Kulturprojekte unterstützen. Außerdem heißen ein oder zwei Jahre ohne diese eine Installation noch nicht, dass Dortmund zurück in die Steinzeit muss.
Es gibt viele Fragen und wenig zufriedenstellende Antworten. Alle sind sich einig, dass die „Fliegenden Bilder“ toll anzusehen sind. Allerdings hängt die stolze Kultur und Geschichte Dortmunds nicht zwanghaft an LED-Filmchen für 24-Stunden am Tag. Eine Wohnkrise ist nicht das einzige Problem vor dem Dortmund steht und eine derart hohe Summe sollte bedachtsam eingesetzt werden. Wenn man die Bildschirme retten will, dann muss sich ganz Dortmund zusammentun. Aber einfach zu entscheiden: Ohne geht gar nicht, es muss gemacht werden; das ist weder eine langfristige, noch eine gerechte Lösung für das Wohlbefinden eines jeden Dortmunders.