Jeder vierte Deutsche hat schon ein Mal per Handy bezahlt. Das ist das Ergebnis einer am vergangenen Sonntag veröffentlichten Studie zum Mobile-Payment. Die Zahl der bargeldlosen Bezahlvorgänge steigt auch generell. Angst vor Datenklau müssen Konsumenten laut Deutscher Bundesbank nicht haben.
Das mobile Bezahlen ist auf dem Vormarsch, die Bargeldtransaktionen nehmen ab. Eine Analyse der Strategieberatung “Oliver Wyman” hat im Zeitraum vom Januar bis Februar 2019 insgesamt mehr als 1.500 deutsche Konsumenten zu ihrem Bezahlungsverhalten befragt. Das Ergebnis: Die Nutzung von bargeldlosen Zahlmethoden hat sich zwischen Mitte 2017 und Anfang 2019 verdreifacht. Laut einer Prognose der Gemeinschaftsfirma deutscher Banken und Sparkassen sollen zudem bis Ende 2019 etwa 70 Prozent aller Girocards mit einer Kontaktlos-Funktion ausgestattet werden.
Besonders das Bezahlen per Smartphone habe zugenommen. Jeder vierte Deutsche gibt laut der Studie an, schon einmal die Methode über das Handy genutzt zu haben. In der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen teilten sogar 38 Prozent mit, schon einmal mit dem Smartphone bezahlt zu haben. Für die steigenden Zahlen seien maßgeblich die Händler verantwortlich. Erst durch die Modernisierung der Kassensysteme sei für viele Kunden der kontaktlose Service per Handy möglich geworden, so die Studie. Wyman selbst sagte im Gespräch mit der “Welt”, der Zahlungsmarkt in Deutschland habe sich in den vergangenen Monaten stark verändert, Zahlungen per Smartphone seien nun auch in Deutschland als vollwertige Variante anerkannt.
Mehr Platz in der Tasche durch kontaktloses bezahlen.
Auch die Kooperationen zwischen deutschen Banken und Google und Apple hätten zum Anstieg der bargeldlosen Bezahlvorgänge an deutschen Kassen beigetragen. 2018 hatten verschiedene Banken ihre Marketingoffensive gestartet und Mobile-Payment-Angebote beworben. Von den 1.500 befragten Konsumenten gaben in der Wyman-Analyse fünf Prozent an, Google Pay zu nutzen. Beim Konkurrenten Apple Pay waren es vier Prozent.
In der Vergangenheit habe man beobachten können, dass die Deutschen im Vergleich zur restlichen europäischen Bevölkerung bargeldlose und vor allem kontaktlose Zahlungen nur langsam annahmen. Auch, weil Experten und ITler immer wieder Sicherheitsbedenken bezüglich des Datenschutzes äußerten. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG AG etwa schreibt in ihrer Studie “Handel 2025”: Einzelhändler seien stark darum bemüht ihre Vormachtstellung gegenüber den Onlinehändlern aufrecht zu erhalten. Gefahr bestehe darin, dass Einzelhändler die bei einer digitalen Bezahlung gesammelten Daten wie etwa Konsumverhalten der Kunden auswerten und nutzen könnten, um sich Vorteile gegenüber den Onlinehändlern zu verschaffen. Denen stünden ohnehin schon große Mengen von Datenmengen über das Kaufverhalten von Kunden zur Verfügung.
Kontaktloses Zahlen als Risiko?
Das Risiko für Datenklau bei kontaktlosem Bezahlen schätzt Heike Winter, Expertin für Zahlungsverkehr von der Deutschen Bundesbank, als sehr gering ein. “Grundsätzlich reagiert die Kreditwirtschaft eher vorsichtig und hat die kontaktlosen Zahlungen auf 25 Euro pro Transaktion beschränkt”, sagt sie im Gespräch mit “Kurt”. Je nach Kreditinstitut seien auch die Zahlungen pro Tag limitiert, beispielsweise auf eine bestimmte Anzahl oder einen Bezahlrahmen. Sie gibt außerdem Entwarnung für alle, die Angst vor einer Fernauslesung ihrer Girocard haben. “Ein Auslesegerät muss mindestens vier Zentimeter von der Karte entfernt sein, um diese überhaupt auslesen zu können.” Bisher seien keine größeren Betrugsattacken bekannt geworden, bei denen Betrug mit dem kontaktlosen Bezahlen stattgefunden hat.
Kein Aussterben des Bargeldes
Auch eine Analyse der Deutschen Bundesbank zeigt, dass die Bargeldtransaktionen immer mehr zurückgehen. Während der Umsatz mit Bargeld im Jahr 2017 in Deutschland noch bei über 53 Prozent lag, ist er mittlerweile auf unter 48 Prozent gesunken. In der Gesamtheit sind es aber noch mehr als die Hälfte aller Einkäufe, die mit Bargeld bezahlt werden (76,1 Prozent). Laut Wyman könnte der Umsatzanteil von Bargeld an allen Transaktionen allerdings binnen fünf Jahren auf unter 40 Prozent fallen.
Dass wir uns in naher Zukunft vom Bargeld verabschieden müssen, darüber müsse sich laut Winter aber niemand Sorgen machen. “Erst mal stirbt Bargeld nicht aus, weil die Wirtschaft in Deutschland bisher darauf ausgelegt ist. Es muss sich keiner Sorgen machen, dass er in seiner Lebzeit das Aussterben des Bargeldes miterleben wird.”.
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