Kommentar: Kunden sind Verursacher der Wegwerfgesellschaft

Die Grünen wollen Online-Versandhändlern verbieten, zurückgeschickte Ware zu vernichten. Sie sprechen von einer „Pervesion der Wegwerfgesellschaft“. Dabei sollte besser der Verursacher selbst die Konsequenzen für den Konsumwahn tragen.

Ich sitze zu Hause bequem auf dem Sofa und möchte mir ein neues Paar Schuhe bestellen. Routiniert packe ich immer mehr in den Warenkorb und begebe mich, zufrieden über die große Auswahl, zur Kasse – ein Bestellwert von 530 Euro. Aber kein Problem, ich behalte nur ein Paar und schicke die anderen ganz einfach kostenlos zurück.

Das denken sich viele Kunden von Amazon und Co. wenn sie sich auf einen Online-Shoppingtrip begeben. Bequem, schnell und garantiert ein passendes von zehn Paaren dabei. Doch mit dem Angebot einer kostenlosen Retoure haben sich die Onlinehändler in das eigene Fleisch geschnitten: Wohin nur mit den ganzen zurückgeschickten Paketen?

Eine Studie der Universität Bamberg bestätigt den Konsumwahn: Jedes sechste Paket schicken die Käufer wieder zurück. Laut ihr sind allein im vergangenen Jahr fast 500 Millionen Artikel gewesen. Bei Kleidung und Schuhen bekommt der Absender sogar jedes zweite Paket wieder.

Grüne machen das falsche Fass auf

Dabei wissen viele Kunden gar nicht, was sie mit ihrem Wahn alles anrichten: Die Umwelt leidet am zusätzlichen Transport der Retouren, einige der zurückgeschickten Artikel landen einfach im Müll und die Marktpreise steigen. Das will Katrin Göring-Eckardt, Fraktionschefin der Grünen, nun verhindern: Onlinehändlern wie Amazon soll verboten werden, Retoureartikel einfach zu vernichten.

Mit dieser Forderung hat die Partei ein großes Fass aufgemacht – aber das Falsche. Amazon schmeißt laut der Studie der Wirtschaftswissenschaftler allerdings gerade Mal vier Prozent der Retouren weg. 92 Prozent werden weiterverkauft und der Rest gespendet. Das vier Prozent von den Artikeln vielleicht auch einfach nicht mehr verwertbar sind, hat die Partei offenbar vollkommen vergessen. Schließlich möchte man auch kein Paar Schuhe zu bekommen, das eher einem Secondhand-Artikel ähnelt.

Kunden sollten die Kosten selbst tragen

Da sollten die Grünen mit ihren Forderungen besser einen Gang zurückschalten – zu den Verursachern selbst. Die Kunden sind letztendlich durch ihren Kaufwahn daran schuld, dass es überhaupt zur Vernichtung zurückgesendeter Ware kommen muss. Würden diese Retoursendungen auch zahlen müssen, würden aus zehn Paar Schuhe im Warenkorb ganz schnell nur eins werden. Um das vom Gesetzgeber verankerte Widerrufsrecht nicht zu missbrauchen, würde schon eine Beteiligung an den Kosten auch ausreichen, um das hohe Aufkommen der Rücksendungen zu reduzieren. Bei einigen Onlinehändlern muss man ab einem bestimmten Betrag per Vorkasse zahlen. Selbst das bremst schon etwas zurück, da der Betrag oft erst dann richtig wahrgenommen wird.

Deutschland ist noch lange kein Ökomusterschüler. Nachhaltiges Leben bedeutet eben nicht nur mit dem Fahrrad zum Bäcker zu fahren, sondern auch die heimische Modenschau mit zehn Paar Schuhen zur Auswahl zu überdenken. Da würde ein Vernichtungsverbot von Retoureartikeln auch nicht viel bezwecken. Vielmehr sollten Anreize geschaffen werden, bewusster zu konsumieren.

Foto: Pexels, lizenziert nach Creative Commons

 

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