Winterberg ist vor allem eins: Wintersportort und Lieblingsausflugsziel der Holländer, sagt zumindest das Klischee. Kurt-Reporterin Katja Hönes hat geschaut, was dran ist und ob sich ein Ausflug zum Erlebnisberg Kappe lohnt.
Bei Winterberg denke ich an Schnee, Ski-Fahren und Alkohol. Winterberg soll aber auch im Sommer eine Menge zu bieten haben. Um das herauszufinden setze ich mich in den Zug und fahre fast zwei Stunden ins Sauerland, um mir das versprochene Spektakel mal anzuschauen. Genug Zeit, um mich ein bisschen über den Ort zu informieren.
Wer die Natur liebt, der ist im Sauerland genau richtig, lese ich auf diversen Internetseiten. Winterberg biete neben den Skipisten vor allem schöne Wanderwege und anspruchsvolle Mountainbike-Strecken. Alles keine Aktivitäten, die ich unbedingt in meiner Freizeit betreibe. Am winzigen Bahnhof in Winterberg angekommen, setze ich mich in den Bus und fahre weiter zum Erlebnisberg Kappe. Und ich sehe grün. Rechts und links, so weit das Auge reicht: Wälder.
Ich habe mein Ziel erreicht und werde von einem Eichhörnchen auf einem Schild begrüßt: „Dein Abenteuer erwartet dich. Herzlich Willkommen!“ Habe ich mich im Kinderparadies verlaufen? Noch bevor ich den Gedanken zu Ende bringen kann, rast ein Mountainbiker an mir vorbei. Es ist Mittwoch und nicht viel los. Nur ein paar Mittzwanziger, junge Paare mit Kind und Ich sind mitten in der Woche hier. Mein erster Stopp: der Bikepark Winterberg. Hier treffen sich Biker aus ganz Deutschland und Holland um auf, meiner Meinung nach eher beängstigenden, Strecken hinunter zu fahren.
Zum Glück gibt es für eine Anfängerin wie mich, weniger steile Abfahrten. Ich überlege, den Bikepark zu testen. Aber nur theoretisch, denn ganz günstig ist der Spaß nicht. Für ein ausgeliehenen Mountainbike, inklusive Ausrüstung bin ich schnell mehr als 100 Euro los. Zusätzlich fallen noch Liftgebühren an, wenn ich vom Ende der Strecke wieder nach oben möchte. Wenigstens die Strecken sind dann kostenlos. Trotzdem ist mir das zu viel Geld. Ich verlasse die Strecken, ohne die Abfahrten auszuprobieren.
Jetzt erst einmal zu einem günstigeren Adrenalinkick: Die Sommerrodelbahn. Vor mir in der Schlange stehen fünf junge Holländer und ein Vater-Sohn-Duo. Bevor es losgeht, erklärt mir die Frau, die mir mein Ticket abnimmt, noch, dass ich in den Kurven unbedingt bremsen soll: einfach den Hebel zwischen den Beinen runterdrücken. Ziehe ich ihn wieder nach oben, werde ich schneller.
So schnell wie der Spaß beginnt, ist er auch schon wieder zu Ende. Eine Minute hat meine kurvenreiche Fahrt gedauert. Gebremst habe ich selten, nur die Vollbremsung am Ende hatte es echt in sich. Die Dame vom Anfang schüttelt mit dem Kopf, ich grinse unschuldig. Ich fühle mich direkt zehn Jahre jünger und hole mir gleich noch ein Ticket.
Direkt neben der Sommerrodelbahn gibt es die Erlebnisbrücke. Die Brücke verspricht Kletterspaß und einen wunderschönen Ausblick. Genau das richtige für mich. Ich merke, dass die Hängebrücken, die an der eigentlichen Brücke befestigt sind, doch eher für Kinder ausgelegt sind. Um auf die erste Kletter-Brücke zu kommen, muss ich ein Netz hochklettern. Ich bin mit meinen 164 cm nun wirklich kein Riese, aber selbst ich muss mich verrenken, um dort hoch zu kommen Trotzdem habe ich Spaß. Mit Freundinnen und Freunden wäre das Ganze sicher noch lustiger.
Für die, die mal etwas Neues ausprobieren wollen, das nötige Geld haben oder sich wieder in die eigene Kindheit zurückversetzen wollen, ist Winterberg genau richtig. Auch außerhalb des Apres-Skis. Ich hatte einen lustigen Tag in der Natur. Trotzdem hat sich ein Klischee erfüllt: Winterberg und die Holländerinnen und Holländer sind einfach unzertrennlich.
Wo? Kapperundweg, 599555 Winterberg
Wie? Mit dem RE 57 nach Winterberg (Westf). Dann ca. 30 Minuten zu Fuß.
Wann? Die meisten Attraktionen sind täglich von 9.30 bis 18 Uhr geöffnet.
Wie viel? Bikepark ab 55 Euro. Sommerodelbahn 3 Euro. Erlebnisbrücke 6,50 Euro.