Foodsharing: Lebensmittel retten in Dortmund

Jährlich landen deutschlandweit ein Drittel aller produzierten Lebensmittel im Müll. Der Verein Foodsharing e.V. geht gegen diese Lebensmittelverschwendung vor. Aber sie retten nicht nur Tonnen an Lebensmittel. Sie wollen auch Menschen für den Umgang mit Lebensmittel sensibilisieren und die Wertschätzung dafür steigern.  Mittlerweile hat sich auch hier in Dortmund eine große Community gebildet. 

Den Verein Foodsharing e.V. gibt es schon seit 2012 und die Mitgliedszahlen steigen stetig. Mit über 200.000 NutzerInnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entwickelt sich die Initiative mittlerweile zu einer internationalen Bewegung.

Rund 55 Kilogramm Lebensmittel werden jährlich pro Kopf weggeschmissen. 46 Prozent der Lebensmittel sind davon  eigentlich noch zum Verzehr geeignet. Das ergab die 2017 durchgeführte GfK-Studie zur „Systematischen Erfassung von Lebensmittelabfällen der privaten Haushalte in Deutschland“. 

Vor allem Haushalte mit Kindern schmeißen überproportional viele Lebensmittel in den Müll. Rund die Hälfte aller weggeschmissenen Lebensmittel landen aufgrund von Haltbarkeitsproblemen in der Tonne.

Doch der Initiative foodsharing geht es nicht nur um die Verschwendung in privaten Haushalten. Sie kämpft auch dagegen, dass auf Märkten und in Supermärkten weniger noch genießbare Lebensmittel weggeschmissen werden. Dafür kooperiert sie mittlerweile mit über 3.000 Betrieben. Dort holen Mitglieder Lebensmittel ab, die nicht mehr zum Verkauf geeignet sind, aber noch immer verzehrt werden können.

In Dortmund kümmern sich über 80 Foodsaver um die Abholungen und die sogenannten Fair-Teiler. Foodsaver sind Mitglieder von foodsharing, die den verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln beherrschen und vorleben.

Registrierung: So ist der genaue Ablauf

Wer Foodsaver werden will muss erst eine Online-Prüfung ablegen, das Foodsaver-Quiz. Es besteht aus 20 Fragen und jeder hat drei Versuche. Mit extra online gestelltem Lernmaterial kann man sich ausrechend darauf vorbereiten. Wer das Quiz besteht wird freigeschaltet und kann weitere Infos zu den aktuellen Abholungen einsehen.

Um vollwertiges Mitglied bei foodsharing zu werden ist aber auch noch eine kurze Praxisausbildung vorgesehen, in Form von drei Einführungsabholungen. Bei diesen Abholungen werden die angehenden Foodsaver in die genauen Abläufe bei der Lebensmittelrettungen in Betrieben eingearbeitet und werden ausführlich über Lebensmittel und Lebensmittelhygiene informiert. Wer bei allen drei Einführungen war, bekommt abschließend einen Ausweis mit Lichtbild und ist dann offizielles Mitglied.

Wie funktionieren die Abholungen?

Mehrmals in der Woche treffen sich Foodsaver für Lebensmittelabholungen auf dem Markt oder bei Supermärkten. Abholungen auf dem Hansa-Markt finden zum Beispiel jeden Mittwoch und Samstag statt. Dann wird die erste Runde gegangen und viel Gemüse gesammelt. Wenn es zu viel zum tragen ist geht es an den Straßenrand, wo erstmal die ganzen Lebensmittel abgeladen werden. Und dann wird die Zweite Runde gegangen.

Helene Schulte ist schon seit 4 Jahren als Foodsaverin aktiv. Und versucht auch andere für das Thema Lebensmittelverschwendung zu sensibilisieren. Für sie ist es trotzdem noch jedes mal erschreckend, was für eine Menge an Lebensmitteln bei den Abholungen immer zusammen kommt.

Alles was wir hier sammeln, würde sonst weggeschmissen werden.

– Helene Schulte (Foodsharing Dortmund)

In erster Linie nehmen die Foodsaver die gesammelten Lebensmittel mit nach Hause. Aber es wird auch an Freunde und Familien weiterverteilt. Und auch die Fair-Teiler werden nach den Abholungen befüllt. So profitieren alle Dortmunder von den Abholungen.

Die Fair-Teiler

Die Fair-Teiler sind öffentliche Orte.  Jeder darf Lebensmittel rausnehmen und jeder darf auch Lebensmittel hineinlegen.

Es spielt keine Rolle, ob man gut verdient oder nicht. Wir hoffen einfach, dass die Leute die in der Umgebung wohnen die Fairteiler nutzen.

– Marleen Krabbenhöfft (Foodsharing Dortmund)

In Dortmund gibt es 15 verschiedene Fair-Teiler.  In der Brückstraße steht zum Beispiel ein Kühlschrank. Im Kreuzviertel stehen aber auch Fahrradanhänger. Dort dürfen nur Lebensmittel rein, die nicht gekühlt werden müssen. Also Obst,Gemüse, Konserven und Trockenwaren.

Bei allen Fair-Teilern gilt das Motto “First come, first serve”. Wenn einmal mehrere Foodsaver gleichzeitig bei einem Fair-Teiler sind, dann werden die Lebensmittel gerecht aufgeteilt.

Es gibt allerdings auch Lebensmittel die nicht weitergegeben werden dürfen. Verboten sind Lebensmittel mit Schimmel oder mit faulen Stellen, die dunkelbraun/schwarz/feucht sind oder bei denen die Kühlkette unterbrochen wurde. Des Weiteren dürfen auch keine leicht verderblichen Lebensmittel, wie zum Beispiel frisches Fleisch, weitergegeben werden.
Die Weitergabe von Arzneimitteln, Alkohol und Drogen ist ebenfalls verboten.

von Nicola Bobe und Manuela Promberger

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1 Kommentare

  1. says: Martina Brink

    Ich finde das eine prima Sache und bin auch traurig das so viel weggeworfen wird… wie ist es denn mit Menschen die das gebrauchen können und es nicht schaffen zu den Verteiler zu kommen aus gesundheitlichen Gründen .. lieb gefragt

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