Trier, Volksmarsen und Münster haben eine traurige Sache gemein: In diesen Städten haben Menschen Autos als Waffe genutzt, um gezielt Menschen zu töten oder zu verletzten. Doch lassen sich die Innenstädte überhaupt vor solchen Amokfahrten schützen?
#AnEurerSeite
Um 13:46 Uhr gedenken auch wir mit euch und vielen anderen. #Trier #Trier0112 #wirsindtrier https://t.co/BqminGjoEV— Polizei Rheinpfalz (@PP_Rheinpfalz) December 3, 2020
Am Dienstagnachmittag (01.12) hat ein Mann in der Trierer Innenstadt gezielt Menschen umgefahren. Das traurige Ergebnis: 18 Verletzte und 5 Tote, darunter ein 9 Wochen altes Baby. Gegen den mutmaßlichen Täter ist bereits gestern (02.12) ein Haftbefehl wegen Mordes erlassen worden. Die Amokfahrt von Trier ist eine Tragödie. Aber leider kein Einzelfall. Immer wieder verwenden Kriminelle, psychisch Kranke oder Attentäter Autos oder LKW als Waffe.
Die gefühlte Sicherheit bewahren
Doch nach so einem Ereignis bleibt es wohl nicht aus, dass Menschen Angst verspüren. Angst davor, in die Stadt zu gehen. Angst davor, das Motorengeräusch eines Autos zu hören. Angst davor, dass wieder etwas passiert. Angst davor, dass die Angst da bleibt. Angst ist ein natürlicher Instinkt. Er hilft uns Menschen Gefahren zu erkennen. Doch ist die Innenstadt wirklich eine Gefahr für uns Menschen?
Jens Imorde, Geschäftsführer vom Netzwerk Innenstadt NRW, sagt “Nein”. In seinen Augen sind die Innenstädte objektiv sicher. Seiner Meinung nach gehe es darum, die gefühlte Sicherheit der Menschen zu bewahren. Es ist gerade zu gewollt, dass diese Sicherheitsmaßnahmen wie Poller gesehen werden. Zusammen mit verschiedenen Städten und Kommunen hat das Netzwerk Innenstadt NRW Modelle für eine höhere Sicherheit erarbeitet.
Es gibt keine hundertprozentige Sicherheit. (…) Aber es gibt einen hohen Grad an Sicherheit in den Innenstädten.
Um das Sicherheitsgefühl in den Innenstädten zu erhöhen, haben Städte und Kommunen Poller installiert, die Polizeipräsenz hochgefahren und Eingangsmöglichkeiten zu Fußgängerzonen versperrt. In der Essen Innenstadt zum Beispiel gibt es zu der Weihnachtszeit knapp 20 zusätzliche Speerstellen. Dieses Jahr nicht, da die Weihnachtsmärkte ausfallen.
Kein ganzjähriges Sicherheitskonzept
Metropolen und Großstädte haben viele Stellen, wo Fahrzeuge Schaden anrichten können. “Straßenfeste, Veranstaltungsflächen und Treffpunkte von Feiernden kann man nicht zu 100 % schützen, ohne massiv die Freiheit der Bevölkerung einzuschränken. Freiheit und Sicherheit brauchen eine ausgewogene Balance. Beides zu 100 Prozent geht nicht!” so Wolfgang Baldes, erster Kriminalhauptkommissar des Polizeipräsidiums Köln.
Ein ganzjähriges Sicherheitskonzept, wie es in der Weihnachtszeit üblich ist, lehnt Imode aber klar ab. Man dürfe nicht in Panik verfallen. Es würde auch wenig Sinn machen eine Schule zum Hochsicherheitstrakt umzurüsten, nach jedem Amoklauf. “Diesen Überwachungsstaat möchte ich auf keinen Fall!”, so Imode.
“Die werden wir nie verhindern können.”
Trierer Oberbürgermeister Wolfram Leibe fragte sich nach der Amokfahrt am Dienstag (01.12): “Wer rechnet mit so einer Tat? Wer kann eine Innenstadt in dieser Dimension komplett absichern?” Taten wie die in Trier, Volksmarsen und Münster kann kein Sicherheitskonzept hundertprozentig sicher verhindern. Der einzige Trost: Das Risiko durch solch eine Tat umzukommen ist extrem gering.
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