Nachdem die Grünen Annalena Baerbock am Montagmorgen (19.04.) als erste Kanzlerkandidatin nominiert haben, hat nun auch die Union ihren Kandidaten bekanntgegeben: Mehrmals hatte sich die Bekanntgabe des Kandidaten verzögert, jetzt soll also Armin Laschet CDU/CSU in den Bundestagswahlkampf führen. Aber wofür steht der Kanzlerkandidat der Union eigentlich inhaltlich?
Bei all den Spekulationen darum, ob nun Markus Söder oder Armin Laschet die besseren Umfragewerte hat, oder wer von den beiden die Unterstützung von prominenten Parteimitgliedern oder der Jungen Union hat, ist eine entscheidende Frage ziemlich in den Hintergrund gerückt: Die tatsächlichen Inhalte der beiden Kandidaten. Bei einigen Themen ist der frisch gekürte Kanzlerkandidat der Union Armin Laschet nicht unumstritten:
Klimawandel
Nach genauen Vorstellungen, wie der Klimawandel bekämpft werden soll, sucht man bei Armin Laschet vergebens. Vor seiner Wahl zum CDU-Vorsitzenden veröffentlichte Laschet zwar ein “Impulspapier” für die 2020er Jahre, dort wurden Klimaschutz und Energiewende aber nur am Rande behandelt. Wenn er sich zur Bekämpfung des Klimawandels äußert, bleibt er stets auf einem Mittelweg.
“Wir wollen Industrieland bleiben und klimaneutral werden”, schreibt Laschet in einem Spiegel-Gastbeitrag. Genau diesen Mittelweg kritisieren Klimaaktivist*innen. Besonders, dass das neue Kohlekraftwerk Datteln 4 im vergangenen Jahr trotz des beschlossenen Kohleausstiegs in Betrieb genommen wurde, hatte für viel Ärger gesorgt.
Migration
Mit dem Thema Migration hat Laschet schon lange zu tun. 2005 wurde Laschet Minister für Integration in Nordrhein-Westfalen. In der seit 2015 hitzig geführten Geflüchtetendebatte widersprach Laschet Söder und der CSU, als diese Terroranschläge in Paris mit Geflüchteten in Verbindung brachten. Beim Brand des griechischen Geflüchtetenlagers Moria im September 2020 kündigte Laschet die Aufnahme von 1.000 Geflüchteten in Nordrhein-Westfalen an. Alle 12.000 Geflüchteten aus Moria aufzunehmen bringe aber nichts, da so ein “deutsches Problem” aus der Situation werde, meinte Laschet damals.
Der #CDU-Bundesvorstand hat sich mit breiter Mehrheit für @ArminLaschet als #Kanzlerkandidat ausgesprochen. Es war eine lange & intensive Debatte der Mitglieder aus den 17 Landesverbänden, Kreisverbänden & Vereinigungen über Personen, Wahlaussichten & Stimmung an der Parteibasis. pic.twitter.com/gf6XpKvkEh
— CDU Deutschlands (@CDU) April 19, 2021
In einem Spiegel-Online-Gastbeitrag schreibt Laschet im Dezember 2020, er wolle einen “weltoffenen Patriotismus”. Dazu gehöre auch “Ordnung in der Migrationspolitik”, was für Laschet bedeutet, dass “Gefährder, Straftäter und Migranten, die nicht schutzbedürftig und ohne Aufenthaltsstatus sind, zurückgeführt werden.” Außerdem meint er, Deutschland benötige “klare Regeln zur Einwanderung dringend nötiger Fachkräfte.”
Hochschulbildung
Laschet sorgte im 2019 mit einer Änderung des Hochschulgesetzes für Aufsehen. Nach dieser Änderung durften Hochschulen bei bestimmten Veranstaltungen eine Anwesenheitspflicht einführen. Vorher war das verboten. Kritiker*innen beklagten das als Angriff auf die Bildungsgerechtigkeit, da so Studierende, die sich ihr Studium durch Nebenjobs finanzieren, benachteiligt werden könnten. Auch beim Thema Digitalisierung stehen die Hochschulen in Nordrhein-Westfalen in der Kritik. Während in anderen Bundesländern schon länger Teile der Hochschulveranstaltungen auch online angeboten werden, verlief der Übergang zur digitalen Lehre in NRW eher holprig.
Beitragsbild: CDU/Tobias Koch