Nein zum Victim Blaming – Hört auf, die Opfer zu Tätern zu machen!

Auf Twitter und Instagram kursiert momentan der Hashtag #DeutschrapMeToo. Immer mehr Frauen, die angeblich Opfer von sexualisierter Gewalt in der deutschen Rapszene geworden sind, trauen sich ihre Geschichte öffentlich zu erzählen. Die Betroffenen werden dann aber häufig, insbesondere von Fans, online beleidigt. Unsere Autorin fordert: Hört auf zu urteilen und hört einfach zu!

Die #MeToo Bewegung ist in der Schauspielbranche entstanden, jetzt ist sie auch in der Deutschrapszene angekommen. Dass Fälle von sexualisierter Gewalt eben keine Einzelfälle sind, wird immer deutlicher. Laut Terre des femmes hat in Deutschland fast jede siebte Frau über 16 strafrechtlich relevante Formen von sexualisierter Gewalt erlebt. Darunter zählt beispielsweise Vergewaltigung, versuchte Vergewaltigung oder unterschiedliche Formen von sexueller Nötigung. Die Schuld an den Übergriffen wird oft auf die Seite der Betroffenen geschoben – das ist Victim Blaming.

Warum in die Öffentlichkeit anstatt einfach Anzeige zu erstatten?

Sexualisierte Gewalt ist ein extrem traumatisches Erlebnis. Das Geschehene öffentlich zu machen und sich so mit anderen zu solidarisieren zeigt, dass man nicht alleine ist. Viele Betroffene haben Angst, offiziell auszusagen oder das Geschehene klar zu benennen. War es nun sexuelle Nötigung, Belästigung oder eine Vergewaltigung? Ganz normal in eine Polizeidienststelle zu laufen und eine Vergewaltigung anzuzeigen, kostet für die meisten zu viel Überwindung. Es braucht einfach viel mehr Unterstützung für Betroffene, auch auf institutionellen und offiziellen Ebenen.

In Deutschland enden von 100 angezeigten Vergewaltigungen durchschnittlich 13 mit einer Verurteilung des Täters. Eine empirische Analyse in der Stadt Stuttgart hat ergeben: Die Einstellung der Verfahren wurde meist mit einem Mangel an Beweisen begründet. Allerdings wurde auch nur in 23 Prozent der Fälle eine gerichtsmedizinische Untersuchung durchgeführt. Die geringe Erfolgsquote in Deutschland mag ein Grund dafür sein, warum nur rund fünf Prozent der Sexualstraftaten angezeigt werden. Die Betroffenen sind auf Hilfe angewiesen, die sie oft nicht bekommen. Die Aufklärungsquoten für Vergewaltigungen müssen steigen, damit sich mehr Frauen trauen, die Taten anzuzeigen.

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Rechtfertigungen und Schuldumkehr

Für viele passiert eine Vergewaltigung nachts, auf verlassener Straße durch eine fremde Person. Zweidrittel der Verdächtigen sind laut Terre des femmes aber keine Fremdtäter, sondern dem Opfer bekannt. Bei sexualisierter Gewalt wird die Frage der Schuld auch manchmal umgedreht. Umstände wie die Kleidung der Betroffenen oder der Zustand des Täters, sind eine Relativierung der Tat. Es ist frauenfeindlich und einfach unglaublich zu sagen, dass man mit tiefem Ausschnitt oder kurzem Rock halt damit rechnen müsse, dass so etwas passiert. Auch durch solche Aussagen richtet man sich aktiv gegen die Betroffenen und betreibt Victim Blaming. Ein knappes Outfit oder zwei Drinks zu viel rechtfertigen sexuelle Gewalt nicht!

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Betroffene, die sich trauen darüber zu sprechen, sofort als Lügnerinnen abzustempeln ist falsch. Es verursacht noch mehr Scham und Versteckspiel bei Sexualstraftaten, bei denen sowieso nicht ausreichend aufgeklärt und unterstützt wird. Die Unschuldsvermutung für den Täter gilt ja andersherum auch für die Betroffene. Laut Terre des femmes liegt die Quote von Falschanschuldigungen bei Vergewaltigungen in Deutschland bei drei Prozent. Letztendlich steht es uns nicht zu, zu beurteilen wer die Wahrheit sagt oder wer lügt. Aber die Diskussion über die ganze Thematik muss weniger verurteilend und hasserfüllt werden. Hört auf, euch auf irgendeine Seite zu stellen. Stattdessen müssen wir alle mehr zuhören und dafür sorgen, dass Themen um sexualisierte Gewalt offener diskutiert und besser aufgeklärt werden.

Wenn du selbst von sexualisierter Gewalt betroffen bist, findest du hier Hilfe: Hilfetelefon Gewalt gegen Frauen: 08000 116 016

 

 

Teaser- und Beitragsbild: Mihai Surdu via unsplash.com

 

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