Weil mit der Weltbevölkerung der globale Bedarf an Lebensmitteln wächst, sind Insekten in den Fokus der Wissenschaft gekrabbelt: In den kleinen Tierchen steckt großes Potenzial.
Für zwei Milliarden Menschen auf der Welt ist es normal, Insekten zu essen. Die weltweit größte Tierklasse bietet über 1900 Arten, die als essbar gelten, wobei Käfer, Raupen, Bienen, Wespen und Ameisen am häufigsten verzehrt werden. Vor allem in Asien, Afrika, Australien und Lateinamerika sind Insekten willkommene Gäste in den Speisekammern. In der westlichen Welt dagegen ist Entomophagie – also der Konsum der kleinen Tierchen – weit weniger verbreitet. Doch das wird sich wohl in Zukunft ändern.
Die Vereinten Nationen gehen davon aus, dass im Jahre 2050 über neun Milliarden Menschen auf unserer Erde leben werden. Um den steigenden Bedarf an Lebensmitteln zu decken, müssten wir die jetzige Lebensmittelproduktion mehr als verdoppeln. Angesichts der knappen Anbauflächen und der Umweltfolgen, die herkömmliche Methoden der Lebensmittelherstellung haben, scheint dies keine Option: Beispielsweise nutzen wir schon jetzt 70% der landwirtschaftlichen Flächen für die Haltung von Nutztieren beziehungsweise deren Futtermittel. Wenn wir in Zukunft überleben wollen, müssen wir also umweltfreundlichere und effizientere Wege finden, um an Nahrung zu gelangen – und genau da kommen Insekten ins Spiel. Aber warum gerade sie? Hier bekommt ihr einen ersten Vorgeschmack!
Fahrt mit dem Mauszeiger über die Grafik und erkundet die Unterschiede zwischen Insekten- und Fleischburger:
(Bei wem das aus technischen Gründen nicht klappen sollte, hier nochmal das Wichtigste in Kürze – aber Achtung: Die Angaben beziehen sich immer nur auf ein 100g-Patty, nicht auf den gesamten Burger:
Ein Insektenburger-Patty enthält 17,2 g Eiweiß, 0 g Kohlenhydrate und 21,9 g Fett.
Ein Rindfleischburger-Patty enthält 20,8 g Eiweiß, 4,5 g Kohlenhydrate und 19,0 g Fett.
Für die Herstellung von 27 g Würmern – so viel sind in einem 100g-Patty enthalten – wurden 7,7 g Treibhausgase ausgestoßen, für 100 g Rindfleisch dagegen 712,5 g. Gleichzeitig können Buffalowürmer Futter viel effizienter umsetzen, sodass 100 g Futter direkt zu 100 g essbarer Masse werden, während es für 100 g essbares Rindfleisch sogar 2,5 kg Futter braucht.)
Im Insekteneiweiß liegt die Zukunft
Insekten haben aber nicht nur eine günstige Ökobilanz. Aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sind sie vor allem als alternative Proteinquelle interessant: „Die Trockenmasse von Insekten besteht zu 50 bis 60 Prozent aus Protein“, erklärt der Ernährungsphysiologe Prof. Dr. Peter Stehle von der Universität Bonn im Gespräch mit KURT. Damit könnten sie mit herkömmlichem Fleisch mithalten: Bei Rindern liegt der Wert bei rund 50 Prozent. „Das Insektenprotein kann man extrahieren und zur Herstellung von Lebensmitteln verwenden. Damit wäre die Notwendigkeit, viel Fleisch zu essen, deutlich reduziert“, so Stehle. Er betont aber, dass Insekten niemals als Fleischersatz dienen könnten, denn so komplex wie Fleisch aufgebaut sei, sei kein Insekt aufgebaut. Nichtsdestotrotz ist Stehles Prognose für die Zukunft: „Aus Insekten gewonnenes Eiweiß wird irgendwann Routine.”
Doch lässt sich der Konsum von Insekten auch im Hinblick auf das von Forschern beklagte Insektensterben rechtfertigen? Wolfgang Koth-Hohmann ist Insektenexperte beim Dortmunder Naturschutzbund. Trotz seiner Leidenschaft für die kleinen Tierchen hält er den Konsum von Insekten auch im Hinblick auf die Bedrohung vieler Arten für unbedenklich: „Das Insektensterben betrifft Insekten, die in der freien Natur vorkommen“, erklärt er im KURT-Gespräch. Vor allem gehe es dabei um fliegende Arten, wie beispielsweise Maikäfer, Wanzen oder Bienen. „Dagegen werden die Insekten, die als Nahrungsmittel verwendet werden, eigens dafür in speziellen Einrichtungen gezüchtet.“ Sollten wir also in Zukunft mehr auf Insekten als Nahrungsquelle zurückgreifen, würde das die Vielfalt dieser Tierklasse nicht einschränken, so Koth-Hohmann.
Es ist also aus vielerlei Hinsicht gerechtfertigt, dass Insekten künftig eine wichtige Rolle für unsere Ernährung spielen werden. Da bleibt nur noch eine Frage offen: Wie schmecken Gerichte aus Insekten denn nun? Schaut euch das KURT-Experiment an!
Jetzt seid ihr gefragt: