Duell: Spülen – heute oder morgen?

Alle sind im Homeoffice und essen daher alle Mahlzeiten zu Hause. Das Geschirr häuft sich nur so an.  Erst recht, wenn es keinen Geschirrspüler gibt. Dabei gibt es – nicht nur unter Studierenden – zwei Meinungen, wie man am besten mit dem dreckigen Geschirr umgehen sollte.

 Spülen sollte man erst, wenn es gar nicht mehr anders geht.

findet Leonard

Man sollte immer spülen, wenn man etwas dreckig macht

findet Nele

Zuallererst: Niemand mag es, zu spülen! Vollkommen egal wie oft und wie lange. Es ist langweilig, nass und anstrengend, manchmal auch eklig. Gerade deshalb sollte man es so selten wie möglich machen. Was ist die einzige gute Lösung von Problemen? Richtig: Verdrängen, aufschieben und ignorieren. Das Ergebnis: Man stresst sich nur einmal in der Woche und nicht jeden Tag mehrfach. Ich gebe zu, dass ich schon das ein oder andere mal meinen Zug verpasst habe, weil ich vor der Abreise noch einen riesigen Haufen Geschirr spülen musste. Das war dann aber nur einmal in der Woche. An sechs von sieben Tagen habe ich meinen Zug pünktlich erreicht oder aus anderen Gründen verpasst. Und ja, ich habe manchmal Albträume unter einer Tupperdosen-Lawine in meiner Küche umzukommen. Aber das ist immer noch besser als jeden Tag spülen zu müssen. Außerdem erweitere ich meine Geschirr-Tetris Skills Woche für Woche. Naja, ich mag Spülen auch nicht, ich glaube das tun die Wenigsten. Meine Einstellung ist aber, dass ein bisschen tägliche doofe Arbeit besser sind als alles Doofe auf einmal. Also schmeiße ich mir meinen Lieblingspodcast an und los geht’s. Dann macht das Ganze sogar ein bisschen Spaß. Zugegebenermaßen war ich nicht immer so. Erst als ich zuhause ausgezogen bin, habe ich angefangen, alles immer sofort zu spülen. Mittlerweile bekomme ich bei einer Küche voll mit dreckigem Geschirr schon richtig schlechte Laune und zwar nicht nur, wenn ich in besagter Küche bin. Ständig denke ich dann daran, dass ja noch gespült werden muss. Außerdem weiß man nie, ob nicht doch spontan jemand vorbeikommen will. Naja, während einer Pandemie eher nicht – aber im Rest des Lebens schon.
Schont die Umwelt und euren Geldbeutel!

Es verbraucht weniger Wasser, wenn man alles auf einmal spült. Das tut der Umwelt gut und man spart höhere Nebenkosten. Nach eigenen Berechnungen (Waschbecken: 30x30x10 Kubikzentimeter) spare ich 54 Liter Wasser, wenn ich nur einmal in der Woche spüle statt jeden Tag. Das wären bei einer Regelstudienzeit von sechs Semestern 8424 Liter. Das ganze Wasser nutze ich lieber, um jeden Morgen ausgiebig zu duschen. Oder man erfüllt sich von dem gesparten Geld den großen Traum der eigenen Spülmaschine.

Bakterien

Beim Umwelt schützen bin ich immer gerne dabei. Wenn das Ganze aber meine Gesundheit angreift, hört der Spaß auf. Bakterien können sich beim so beliebten “Einweichen” sehr gut vermehren und dann hat man am Ende eher eine Bakteriensuppe, als sauberes Geschirr. Besonders bei Temperaturen unter 60°C fühlen sich die Viecher wohl. Länger herumstehendes Geschirr kann also sogar krank machen. Wenn also bei irgendwem etwas liegen bleibt, sollte das auf keinen Fall etwas sein, auf dem zum Beispiel Hähnchen geschnitten wurde.

Nach dem Essen ist vor der Pause

Ich finde, dass man sich nach dem Essen erst einmal ausruhen und verdauen sollte. Ich meine, dafür hat man ja auch ein Bett in der Küche, oder? Also zumindest in meiner WG ist das so. Manchmal hat man eben mal keine Energie mehr. Vor allem, wenn man den halben Tag schon zum Kochen gebraucht hat und den restlichen Tag in langen Zoom-Konferenzen hängt. Das Problem wird noch größer, wenn man alleine wohnt. In der Familie zuhause konnten die Aufgaben noch untereinander aufgeteilt werden. Da gab es zwar mehr Geschirr, aber auch Geschwister und Eltern die das Spülen dann mal übernehmen mussten. 

Stressessen

Es gibt sogar Studien, die belegen, dass eine chaotische Küche zu mehr Stress führt. Laut einer Studie von Wissenschaftlern der Syracuse University und der Cornell University führt eine chaotische Küche zu mehr Stress. Und vor allem zum Essen von ungesünderen Snacks. Die Wissenschaftler haben dafür das Snackverhalten und das Stresslevel von Studentinnen in sauberen Küchen mit dem von Studentinnen in chaotischen Küchen verglichen. Und wer will schon, dass einem sein Nicht-Spülen den Sommerbody versaut?

Küchengeräte und wie man sie benutzt

Ein weiterer Vorteil am Seltenspülen ist, dass man lernt, seine viele Küchengeräte ganz anders zu nutzen. Ihr wolltet schon immer wissen, wie viel Liter Müsli ihr am Morgen esst? Na warum habt ihr es dann noch nie aus dem Messbecher gelöffelt? Suppe aus der Salatschüssel, why not? Da passt sowieso viel mehr rein.

Kontrolle

Und dann will man was kochen und kann es nicht mehr abmessen, weil der Messbecher voll mit Müsliresten ist. Nicht ohne Grund führt dreckiges Geschirr mehr als jede andere Haushaltsaufgabe zu Streit in Beziehungen und WGs. Wenn ich persönlich eine saubere Spüle habe, fühle ich mich, als hätte ich mein Leben im Griff und – mal ehrlich – das Gefühl hat man in einer Pandemie selten.

Wie man sieht, gibt es sehr viele gute Gründe, warum man nicht jeden Tag spülen sollte. Und mal ganz ehrlich, wer von uns hat noch nie ein paar Sachen – bis zum nächsten oder übernächsten Tag, oder einfach bis alles halt leer ist – stehen gelassen? Der werfe den ersten Spülschwamm. Solange man sich in einer WG einigen kann, es nicht dauernd Streit gibt und nicht alles tagelang in der Gegend rumliegt, ist es ja eigentlich auch egal. ABER NICHT FÜR MICH, RÄUM ENDLICH DEINEN SCHEIẞ WEG!

 

 

und
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