Schon wieder nichts gebacken bekommen? Damit bist du nicht allein: Viele Menschen schieben wichtige Aufgaben vor sich her. Insbesondere Studenten neigen dazu – diese zehn Regeln helfen, das Verhalten in den Griff zu bekommen.
Häufig handelt es sich beim Aufschieben um langfristige Aufgaben, zum Beispiel das Schreiben einer Hausarbeit. Neben dem klassischen Aufschiebeverhalten gibt es ein weiteres Phänomen – Prokrastination: Wer statt der eigentlichen, wichtigen Verpflichtung eine weniger wichtige Aufgabe erledigt, der prokrastiniert.
Viele kennen das: Der wichtige Anruf beim Vermieter – hat Zeit. Das Lernen für die Klausur – kann ich morgen machen. Oder übermorgen… Für die Betroffenen wird ihr Verhalten häufig zur Belastung: Trotz Begabung und guten Willens schaffen sie es nicht, wichtige Aufgaben zu bewältigen – weitreichenden Folgen drohen.
Keine Faulenzer
Jonas ist vor sieben Jahren von Hamburg nach Dortmund gezogen. Er studiert an der TU Dortmund – seit 15 Semestern im Erststudium. Prokrastination sei, wie er sagt, ein Teil von ihm.
Mir wurde irgendwann bewusst, dass es sich bei mir nicht mehr nur um Faulheit handelt.
Bewusst wahrgenommen habe er das vor gut einem Jahr: Immerhin habe er andere Dinge, die er auch nicht so gerne mache, stattdessen erledigt, erzählt der 26-Jährige. “Das gab mir immer ein Gefühl der Befriedigung – irgendwie trotzdem etwas geschafft zu haben, auch wenn es nicht der wichtige Unikram war.“
Audio: Jonas erzählt von seinem Aufschiebeverhalten
Chillen? Nein, danke!
“Prokrastination ist nicht mit normalem Faulsein zu vergleichen”, sagt auch Diplompsychologe Holger Kipp. Wer prokrastiniert, faulenzt nicht, sondern sei weiterhin aktiv: „Während die Prokrastinatoren nicht die Aufgabe bewältigen, die sie eigentlich sollen, beschäftigen sie sich aktiv mit anderen Aufgaben.“
Jonas ist so ein Prokrastinator: Er putzt die Wohnung oder geht für eine Nachbarin einkaufen, anstatt sich an seine Hausarbeit zu setzen. Hauptsache, er hat kann sein schlechtes Gewissen irgendwie beruhigen. „Teilweise hatte ich dann so viel anderen Kram um mich rum, dass ich meine Sorgen um die Uni wirklich zeitweise vergessen konnte.”
Das schlechte Gewissen
Der innere Stress sei dann vor dem Einschlafen aufgekommen: “Dieser grauenvolle Moment, wenn dir bewusst wird, dass wieder ein kompletter Tag vergangen ist und du nichts geschafft hast.” Das Gefühl mache einen richtig fertig, erzählt Jonas. Richtig extrem wurde das Aufschieben bei Jonas, sobald die Klausurenphase näher rückte.
Obwohl er sich Ziele und Deadlines setzte, habe es einfach nicht funktioniert. Er habe sich ständig gesagt: “Ok, in der nächsten Stunde fang ich auf jeden Fall an – um Punkt 12. Dann wurde es 13-, 14-, 15 Uhr – es zog sich bei mir wirklich durch den gesamten Tag.” Am schlimmsten sei, dass er sich selbst enttäusche. Denn eigentlich, so sagt er, überfordere ihn das Studium nicht.
Aber je weniger Zeit bis zu den Klausuren, desto mehr fange ich an, zu kapitulieren.
Dem Psychologen Holger Kipp zufolge leiden die Betroffenen unter extremen Organisationsproblemen und großer Angst vor negativen Bewertungen. Daher verschieben sie lieber eine Klausur, anstatt eine „schlechte“ Note zu riskieren, oder schlimmer: sie nicht zu bestehen.
70 Prozent der Studenten betroffen
Schätzungen zufolge prokrastinieren rund 70 Prozent der Studenten regelmäßig, 25 Prozent davon sogar chronisch. Das heißt, dass sie mindestens die Hälfte ihrer produktiven Zeit verlieren und dadurch mit ihren Plänen scheitern können.
Die Uni Mainz kam zu dem Schluss, dass mehr Männer als Frauen prokrastinieren. Außerdem trete das umgangssprachlich “Aufschieberitis” genannte Verhalten häufiger gegen Ende des Studiums auf als zu Beginn oder zwischendrin.
Studenten, die ihr Studium relativ frei planen können, sind besonders gefährdet. Dies liegt vor allem an unterschiedlichen Strukturen: Geisteswissenschaftler etwa können eine Hausarbeit auch ein Semester später abgeben. Besteht man hingegen in vielen naturwissenschaftlichen Studiengängen eine Prüfung nicht, darf man den folgenden Kurs nicht belegen.
Keine Krankheit – aber Nebenwirkungen
“Prokrastination ist keine Krankheit”, stellt Psychologe Kipp klar. Vielmehr handele es sich um ein erlerntes Verhalten, das mit Stress, Angst, innerliche Unruhe, Einsamkeit, Schlafstörungen oder Erschöpfung einhergehen kann.
Das ist die gute Nachricht: Es handelt sich um etwas, dass man sich selbst angewöhnt hat – man kann es sich also auch selbst wieder abgewöhnen.
Regeln gegen die Aufschieberitis
Die besten Mittel gegen Prokrastination sind: realistische Ziele, Struktur schaffen und danach arbeiten. Laut Experten sollte man sich an die folgenden zehn Regeln halten – klicke jeweils auf den Pfeil, um den Tipp komplett zu lesen.