So fühlen sich Amerikaner am 4. Juli in Deutschland

Am 4. Juli feiern die US-Amerikaner die Unabhängigkeit der USA von England. Am sogenannten “Independence Day” lassen es die Amerikaner mit buntem Feuerwerk und stimmungsvollen Paraden krachen. Das ganze Land ist im Ausnahmezustand. Drei amerikanische Studenten erzählen, wie es ist, an dem Tag in Deutschland zu sein.

Der “Fourth of July” erinnert die Bürger an den Beginn einer eigenständigen Nation. Doch nicht alle US-Amerikaner können diesen Tag Zuhause in den USA gemeinsam mit der Familie erleben. Courtney Newman, Kelli Cruz und Jared Chaves leben und studieren derzeit in NRW. Sie erzählen, wie sie den größten Nationalfeiertag der USA in Deutschland erleben und welche Erinnerungen sie an diesen Tag haben.

Courtney Newman (23) aus Phoenix, Arizona

Courtney Newman lebt und studiert derzeit in Köln.

“In Deutschland ist es manchmal schwer, andere Amerikaner zu finden, oder allgemein Leute, die mit einem den 4. Juli feiern wollen. Aber in diesem Jahr kommt eine Freundin aus Amerika zu Besuch. Gemeinsam mit einem anderen amerikanischen Freund gehen wir heute Burger essen, um Amerika zu feiern.

Verglichen zu anderen Feiertagen ist dieser Tag aber nicht so wichtig für mich. Trotzdem ist es ein Tag an de ich zumindest versuche, etwas cooles zu machen. Besonders wenn ich in Amerika bin. Da versuche ich schon mich mit ein paar Freunden zu treffen und ein Feuerwerk zu sehen, gemeinsam zu grillen oder zu feiern.

Und genau das ist es auch, was ich am meisten vermisse. Ich bin schon traurig, nicht bei meiner Familie sein zu können. Das ist aber nicht nur am 4. Juli so, sondern allgemein an allen Feiertagen. Besonders am 4. Juli ist es schon echt blöd, dass das hier in Deutschland einfach so gar kein Ding ist und man weiß, dass in Amerika gerade richtig gefeiert wird.

Den schönsten 4. Juli hatte ich in Dortmund.

Wenn ich dann mal mit meiner Familie in Amerika feiere läuft der Tag eigentlich immer gleich ab. Sobald es dunkler wird fahren mein Vater, meine Geschwister und ich los und essen Eis, dann parken wir das Auto irgendwo, öffnen den Kofferraum und schauen dem Feuerwerk zu und essen dabei das Eis. 

Aber meine beste Erinnerung am 4. Juli ist tatsächlich eine andere. Es ist zwar etwas widersprüchlich, aber den besten 4. Juli hatte ich in Deutschland, als ich 2016 ein Auslandssemester in Dortmund gemacht habe. Wir haben einen Grillabend veranstaltet und alle internationalen Studenten eingeladen.

Wir hatten viel zu essen und zu trinken und es hat super viel Spaß gemacht.  Gegen Ende wollten wir die amerikanische Nationalhymne singen, obwohl wir nur fünf Amerikaner waren. Und alle anderen haben uns nur angestarrt und gelacht. Das war super lustig. Es war das erste Mal, dass ich de 4. Juli außerhalb der USA gefeiert habe.”

Kelli Cruz (33) aus Denver, Colorado

Kelli Cruz studiert Politikwissenschaften und Philosophie im Master an der TU Dortmund.

“Ich feiere dieses Jahr gar nicht. Eventuell bleibe ich bis Mitternacht, also bis zum 5. Juli, wach. Mein Schwager, der bei der Navi war, macht immer sein eigenes  Feuerwerk. Also versuche ich, mit meiner Familie zu skypen und mir das Feuerwerk im Internet anzuschauen.

Für mich ist es immer schwierig, von meiner Familie getrennt zu sein. Egal ob es der 4. Juli oder ein anderer Feiertag ist. Ich vermisse meine Familie sehr, auch wenn wir an dem Tag nie was besonderes gemacht und nur gegrillt haben.

Es gibt wichtigere Feiertage, als den 4. Juli.

Ich finde, dass man allgemein aber schon merkt, dass dieser Tag in Amerika wichtig ist. Die Leute reden über Freiheit und Unabhängigkeit. Auffällig ist auch, dass es in Amerika an diesen Tagen viele Fourth-of-July-Sales gibt. Es ist außerdem cool, dass man an diesem Tag nicht arbeiten muss.

Aber ich würde sagen, dass es definitiv wichtigere Feiertage als den 4. Juli gibt. Für mich wurde er wichtiger, als meine Schwester meinen Schwager geheiratet hat und es seitdem dieses große Feuerwerk gibt.

Als ich jünger war, haben wir den Tag größer gefeiert. Mein schönstes Erlebnis war, als ich acht Jahre alt war. Wir waren in Grand Lake, Colorado. Wir waren mit dem Boot auf dem See und und haben uns von dort aus das Feuerwerk angeschaut. Bis dahin war es das größte Feuerwerk, dass ich jemals gesehen hatte.

Vor drei Jahren hatten wir aber auch noch ein super lustiges Erlebnis. Mein Schwager hat wieder seine Feuerwerk-Show gemacht. Die Nachbarn haben daraufhin die Polizei gerufen. Aber die Polizisten haben lieber das Feuerwerk mit uns angeschaut. Er hat trotzdem eine Anzeige wegen der Lärmbelästigung bekommen. Die wurde später im Gericht aber wieder fallengelassen.”

Wie wurde Amerika unabhängig?

Der Kampf um die amerikanischen Unabhängigkeit begann nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges (1754 – 1763). Um die Kriegskosten zu kompensieren wollte England unter anderem die Steuern in Nordamerika erhohen. Die damals 13 amerikanischen kolonial Staaten streunten sich allerdings gegen die Regierung durch England. er Konflikte endete in dem Unabhängigkeitskrieg zwischen den Kolonien und der britischen Kolonialmacht und ging von 1775 bis 1783.

Beim Kontinentalkongress, der 1775 startete, versammelten sich Vertreter von zwölf der 13 Kolonien, um sich über eine Revolution gegen England zu beraten. Hier entstanden auch die ersten Grundlagen der späteren “Decleration of Independence”.

In der ersten und wichtigsten Resolution wurde dabei festgestellt, dass die “Vereinigten Kolonien freie und unabhängige Staaten sind und rechtmäßig entbunden sein sollten, von jeglicher Abhängigkeit von der britischen Krone entbunden sein sollen, sowie alle politischen Verbindungen zwischen ihnen und dem Staat Großbritannien aufgelöst sein sollten.” Vorgelegt wurde der Entwurf am 2. Juli 1776. Zwei Tage später wurde er von den Vertretern der 13 Gründer unterzeichnet.

Jared Chaves (30) aus North Hyde Park, Vermont

Jared Chaves studiert Englisch und Kunst an der TU Dortmund.

“Dieses Jahr werde ich mich mit ein paar Kumpels treffen. Und ich habe endlich mal wieder einen amerikanischen Freund hier, der wird auch dabei sein. Wir werden erst auf das Sommerfest der TU gehen und dann wahrscheinlich in die Innenstadt ein paar Bierchen trinken. Also nichts Großartiges.

Der Tag ist für mich wegen meiner Familie in Amerika wichtig, meistens schauen wir uns die Paraden an und grillen, wie fast jeder Amerikaner. Aber allgemein sind mit Feiertage sonst eher egal. Beim 4. Juli finde ich es persönlich eher traurig, dass selbst viele Amerikaner nicht wissen, was wir an diesem Tag überhaupt feiern. Es gibt echt Menschen die denken, dass der Staat Amerika dieses Jahr am 4. Juli 2019 Jahre alt wird.

Ich habe zwei tolle Erinnerungen an den 4. Juli. Das eine Mal, als ich 14 Jahre als war, habe ich meinen Onkel in Indiana besucht. Er hatte ein chinesisches Feuerwerk. Das war das erste Mal, dass ich diese krassen Dinger gesehen habe. Außerdem war es das erste Mal, dass wir uns am 4. Juli keine Parade angeschaut haben.

Aber wir hatten eine tolle Grillparty. Die ganze Stadt hat Feuerwerke gezündet, bis mein Onkel mit den chinesischen Böllern kam, dann haben alle anderen aufgehört. Das ganze Feuerwerk dauerte 20 Minuten und war einfach so krass. Ich glaube das war einer dieser Momente an denen mein Onkel zeigen musste, wir cool er ist.

Wenn ich den Tag feiere, dann aber richtig und mit meiner Familie

Die zweite toller Erinnerung war vor zwei oder drei Jahren. Ich war mit meiner portugiesischen Familie auf Rhode Island. Man muss sehr früh an der Hauptstraße sein, um einen guten Platz zu bekommen. Es war toll, weil ich meine Familie da seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte, viele meiner Cousins und Cousinen haben Kinder bekommen und es war schon, mit den Kleinen zu spielen.

Es ist nichts Besonderes passiert, wir haben uns die Parade angeschaut und gegrillt, aber das Gefühl, einfach so eine tolle Zeit mit der Familie zu verbringen, war einfach schön. Das meinte ich vorhin mit, dass mir der Tag wegen meiner Familie wichtig ist. Ich kann also sagen, dass ich den 4. Juli echt mag. Lieben ist zu viel. Aber wenn ich den Tag feiere, dann richtig. Mit der Familie und mit einem Feuerwerk.”

Fotos: Larissa Rehbock und privat

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