16:00 Uhr. Nach der Arbeit überlegst du, was du noch mit deinem Tag anfangen möchtest. Sport? Musik? Dating? Du kannst dich nicht entscheiden? Macht nichts. Das übernimmt eine KI.
Was passiert, wenn uns die künstliche Intelligenz überholt?
Mensch und Maschine, die Hand in Hand arbeiten und voneinander profitieren – das wäre die Idealvorstellung. Aber – jetzt wird’s philosophisch – was passiert, wenn die künstliche Intelligenz uns einmal überholt? Wenn sie immer mehr dazulernt, von Generation zu Generation besser wird, eine sogenannte „Super-Intelligenz“?
Professor Hoffmann beschreibt es eher als Intelligenz-Singularität – ein künstliches Wesen, das dem Menschen auf allen Ebenen überlegen ist. Daraus ergeben sich tausende Fragen: Was hat diese Super-Intelligenz im Sinn? Wird sie die Macht übernehmen? Wie stellen wir sicher, dass sie das Wohlbefinden des Menschen im Sinn hat? Dazu sagt Hoffmann: „Betrachten wir uns mal, wie wir als Mensch mit der Schöpfung umgehen. Zu unserem eigenen Nutzen rotten wir Arten aus.“ Oftmals sei uns das auch gar nicht bewusst, oder aber gleichgültig. Für die „Super-Intelligenz“ wäre dann die Frage, was sie höher gewichtet – das Wohlbefinden der Menschheit oder das des Planeten. „Sie könnte sagen, ich schalte jetzt eure Kohlekraftwerke ab und grounde eure Flugzeuge. Warum? Weil das Klima wichtiger ist als eure Flugreise nach Mallorca.“
Mithilfe künstlicher Intelligenz komplett rational entscheiden?
Ein Schritt zurück. Noch sind uns die Roboter und KIs nicht überlegen – aber werden wir dümmer, wenn wir uns von ihnen Tätigkeiten abnehmen lassen? Davon geht Professor Hoffmann nicht aus. Aber wir werden unselbstständiger. Denn die Roboter nehmen uns Tätigkeiten ab, die wir ohnehin nicht gerne machen, weil sie entweder zu anstrengend oder zu langweilig sind. Aber intelligente Systeme nehmen uns auch immer mehr Entscheidungen ab. Das beginnt schon beim Navigationsgerät. Du kommst irgendwann an einen Punkt, an dem du dich wieder auskennst – fährst aber trotzdem den Weg weiter, den dir das Navi ausgibt. Du vertraust darauf, dass der Weg, den es dir vorgibt, schneller ist als deiner.
Das Vertrauen in die Systeme wird aber immer weiter wachsen, sagt Hoffmann. Im extremen Fall vielleicht sogar bis zur Partnerwahl. Denn fest steht: Wir sind nicht objektiv in unseren Entscheidungen. Und wir treffen auch mal schlechte Entscheidungen. Es wäre also möglich, dass eine KI ihre Entscheidungen aufzeichnet und daraus mitlernt. Was lief gut, was lief schlecht? Die KI kann außerdem viel mehr Faktoren in ihre Entscheidung einbinden als wir. Wäre es am Ende sogar besser, auf das Urteil der KI zu vertrauen?
Wahrscheinlich werden sich zwei Lager auftun, sagt Professor Hoffmann. Diejenigen, die die Technologie nutzen werden und die, die es nicht tun. Einen sogenannten „Digital Divide“. Menschen, die AR-Brillen tragen und solche, die sich dadurch bedroht fühlen. Wer die Technik nutzen will, dem hilft es, sich über einige Dinge im Klaren zu sein: „Wenn ein Roboter etwas macht, kriegen wir ja noch ganz direkt mit, was er uns für eine Arbeit abgenommen hat“, sagt Hoffmann. „Bei Entscheidungen oder Algorithmen, die im Stillen ablaufen, ist die Gefahr größer. Kritisch sind Systeme, die filtern. Da ist es viel subtiler: Informationen werden uns vorenthalten, man wird beeinflussbarer – wie auch die Manipulation im Zusammenhang mit Wahlen gezeigt hat. Das Gefährlichste ist, wenn wir gar nicht mehr nachvollziehen können, wie die Algorithmen arbeiten. Wir müssen mindestens noch in der Lage sein, das kritisch zu hinterfragen, um uns nicht komplett abhängig zu machen.“
Hat man das im Hinterkopf, können uns Roboter aber auch Arbeit abnehmen, wodurch wir die wiedergewonnene Zeit für Freunde, Familie oder kreative Aufgaben nutzen können. Was aber, wenn der Mensch sich irgendwann überflüssig fühlt, weil seine Arbeit viel besser und effizienter von künstlicher Intelligenz übernommen werden kann? Dann ist die Frage: Was ist eine gute Beschäftigung für den Menschen?
Wie also wird unsere Gesellschaft in Zukunft sein? Wie werden wir leben, arbeiten, wohnen, wie gehen wir mit der neuen Technik um? All diese Fragen gehen weit über unseren kleinen Ausblick in Sachen Robotik und KI hinaus.Es sind gesellschaftliche Fragen. Aber auch sie entscheiden maßgeblich, wie unsere Welt in Zukunft aussehen wird.
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