US-Geheimdienste sollen Ursprung der Corona-Pandemie aufklären

Bis heute ist der Ursprung des Coronavirus nicht eindeutig geklärt. Seit dem offiziellen Ausbruch Ende 2019 verbreiten sich verschiedene Theorien. US-Geheimdienste sollen den Ursprung nun klären.

Am 30. Dezember 2019 wurde in der chinesischen Stadt Wuhan erstmals das neuartige Coronavirus nachgewiesen. Das Virus verbreitete sich daraufhin in nur wenigen Monaten auf der ganzen Welt. Eineinhalb Jahre nach Pandemiebeginn gibt es zwar neue Erkenntnisse zum Ursprung des Virus, aber noch viele offene Fragen.

Bis heute konnten Wissenschaftler aus der ganzen Welt keinen eindeutigen Ursprung des Coronavirus ausmachen. Das liegt nicht zuletzt daran, dass die chinesische Regierung jegliche Untersuchungen und Forschungen in der Vergangenheit erschwert hat. Selbst Forschenden der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sollen nicht genügend Daten zur Verfügung gestellt worden sein.

Das kritisierte Tedro Adhanom Ghebreyesus, Chef der WHO, nach den letzten Untersuchungen im März 2021. Als Ausbruchsort des neuartigen Coronavirus gilt auch heute noch ein Tiermarkt in Wuhan. Die ersten Infektionen mit dem Sars-CoV-2 Virus wurden dort offiziell bestätigt. Bis heute bleiben mehr Vermutungen als Fakten.

Ursprung des Ausbruchs wird angezweifelt

Wissenschaftler halten Ansteckungen schon zwei Monate vor dem ersten offiziell bestätigten Fall für möglich. Das berichtete das Redaktionsnetzwerk Deutsch (RND) im März. Folgerichtig wäre der Tiermarkt in Wuhan dann nur der Ort des ersten großen Ausbruchs gewesen. Diese Vermutungen sorgen für weitere Fragen, die Platz für verschiedenste Theorien und Gerüchte bietet.

Immer wieder heißt es, das Virus sei bei einem Labor-Unfall in Wuhan im Herbst 2019 entwichen. In Verschwörungstheorien wird gar von einem bewusst entwickeltem und verbreiteten Virus gesprochen. Die Pharmaindustrie wolle damit profitieren. Auch der damalige US-Präsident Donald Trump und sein Außenminister Mike Pompeo hatten wiederholt behauptet, dass das Virus aus einem Labor in Wuhan stamme und China für die Corona-Pandemie verantwortlich ist. Belege für die Anschuldigungen konnten aber weder Trump noch Mitglieder seiner Regierung liefern.

Sein Nachfolger Joe Biden räumte am Mittwoch in einer schriftlichen Stellungnahme ein, dass die Vorwürfe eines möglichen Labor-Unfalls in Teilen des US-Sicherheitsapparats nicht ausgeschlossen werden können. Er machte deutlich, dass US-Stellen aus diesem Grund weiter nach Antworten suchen wollen.

Geheimdienste sollen Ursache finden

Schon im März hatte Biden amerikanische Geheimdienste damit beauftragt den Ursprung, des Coronavirus herauszufinden. Dabei sollte die Frage geklärt werden, ob das Virus durch einen menschlichen Kontakt mit einem infizierten Tier oder durch einen Labor-Unfall aufgekommen sein könnte.

Innerhalb des Geheimdienstapparates hätte es aber unterschiedliche Einschätzungen zu der Frage gegeben. Zwei Geheimdienststellen tendierten zur ersten These, eine andere Geheimdienststelle wiederum zur zweiten. Daraus ließen sich keine abschließenden Folgerungen und Ergebnisse schließen. Zudem fehle es an Informationen, um die Szenarien zu bewerten.

Nun teilte Biden öffentlich mit, dass er die Geheimdienste angewiesen habe, ihre Bemühungen zu verstärken und in maximal 90 Tagen Ergebnisse zu liefern, die eine „Schlussfolgerung näherbringen lassen“.

Gerüchte über Labor-Unfall vermehren sich

Vor wenigen Tagen hat das „Wall Street Journal“ die Vorwürfe eines Labor-Unfalls in Wuhan erneut befeuert. Dem Bericht des Journals zufolge haben sich schon Wochen vor dem ersten Bekanntwerden des Corona-Ausbruchs drei Mitarbeiter vom Institut für Virologie in Wuhan im Krankenhaus behandeln lassen. Recherchen und US-Geheimdienst Berichten zufolge, weil sie Covid-19-Symptome aufwiesen.

Die Erkenntnisse könnten darauf hinweisen, dass im Virus-Labor in Wuhan schon im November 2019 mit Coronaviren hantiert wurde. Der Leiter des Viruslabors und auch Chinas Regierungssprecher Zhao Lijian wiesen die Vorwürfe vehement als „komplette Lüge“ zurück. Am Institut habe es vor dem 30. Dezember 2019 keinen Infektionsfall gegeben.

Durch den Bericht des Wall Street Journals wächst das Misstrauen weltweit. Immer wieder versuchte die chinesische Regierung Informationen zum Virus und Infektionsgeschehen zu vertuschen. In den ersten Wochen des Covid-19-Ausbruchs wurde vor dem Rest der Welt viel geheim gehalten und die Gefahr des Virus gar heruntergespielt. Zudem war das Misstrauen der USA ohnehin schon groß. US-Präsident Joe Biden beklagte schon zu Beginn der Pandemie, also noch in der Amtszeit der US-Regierung, dass US-Inspektoren in Wuhan kein Zutritt verschafft worden sei.

Konflikt zwischen China und Forschern

China beharrt auf den bisherigen Erkenntnissen der Wissenschaft, die in einer Studie der WHO im März erneut schlussgefolgert wurden. Demnach gelte es als relativ sicher, dass das Virus von einer Fledermaus auf einen Menschen übertragen wurde. Zudem käme nach den letzten Erkenntnissen auch ein Schuppentier als Überträger in Betracht. Die Theorie, dass das Virus aus einem Labor entwichen sein könnte, stuften die Wissenschaftler als „sehr unwahrscheinlich“ ein.

Die USA und auch der Chef der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, wollen weiterhin die These, nach der das Virus aus einem Labor entwichen sein könnte, überprüfen lassen. Sowohl die USA als auch Ghebreyesus beklagten die mangelnde Transparenz der chinesischen Behörden.

Politik statt Wissenschaft

Die Experten konnten erst nach monatelanger Verzögerung durch chinesische Stellen nach Wuhan reisen. Zudem wurde ihnen die Forschung erschwert. Die USA gingen weiter und warfen China sogar eine Einflussnahme auf das Forscherteam vor. Die chinesische Regierung habe die Untersuchungen kontrolliert und eingeschränkt, so der Vorwurf. Die Wissenschaftler hätten keinen Zugang zu kompletten Originaldatensätzen und Proben gehabt. 

Die Frage nach dem Ursprung des Virus bleibt am Ende nicht nur eine wissenschaftliche, sondern vor allem auch eine politische. Die chinesische Regierung hält dran fest, dass das Coronavirus nicht aus einem Labor stammt, während die USA diese Möglichkeit nicht ausschließen wollen. Am Ende sorgt die Haltung Chinas außerhalb der Landesgrenzen auf der ganzen Welt für Skepsis und Misstrauen. 

Beitragsbild:  Martin Sanchez via Unsplash

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