Brauchst du das wirklich? – Wie Rabatte uns gefügig machen

Diese Woche findet wieder die Black Week statt. Wir erklären, warum du dir vor dem Kauf manchmal länger Zeit lassen solltest und wie die Angebote dich beeinflussen. Denn auch du könntest dein Geld wahrscheinlich manchmal besser investieren.

Volle Fußgängerzonen und Schaufenster in denen in Rot das Wort Sale prangt. Die Einen freuen sich schon seit Monaten darauf, während die Anderen jede Shoppingmeile meiden werden. Diesen Freitag findet wieder der Tag der Rabatte statt, der Black Friday. Unternehmen locken Kunden mit günstigen Preisen in die Läden oder in den Onlineshop. Der ursprünglich aus den Vereinigten Staaten stammende Tag hat sich schon längst international etabliert. Inzwischen gibt es sogar zusätzlich zum Cybermonday eine ganze Black Week, in der täglich neue Angebote veröffentlicht werden.

Wir wollen kaufen!

Vor allem für Kritiker*innen der Konsumgesellschaft steht der Black Friday inzwischen symbolisch für die extreme Kaufbereitschaft der Menschen. Bei einer eigenen Umfrage von Statista gaben 39 Prozent von insgesamt 1.028 Befragten an, dass es sehr wahrscheinlich sei, dass sie am Black Friday etwas kaufen werden. 31 Prozent betrachteten einen Einkauf als eher wahrscheinlich und 12 Prozent gaben an, dass es eher unwahrscheinlich sei, dass sie am Black Friday etwas kaufen werden. Nur 10 Prozent sahen einen Einkauf am Black Friday als sehr unwahrscheinlich an.

Bei einer weiteren Umfrage von der Black Friday GmbH gaben 26,6 Prozent der 1.581 Teilnehmer an, dass sie für den Black Friday Ausgaben in Höhe von 101 bis 300 Euro einplanen. Zudem sagt Markus Haas, Center-Manager der Thier Galerie Dortmund, dass die Besucherzahl am Black Friday 2019 um 30 Prozent höher als an einem normalen Freitag gewesen sei. Dass viele am Black Friday auch ihr Gehalt erhalten haben, trage auch zu der hohen Besucherzahl bei. Prognosen für den Black Friday 2021 können aufgrund der aktuellen Situation allerdings noch nicht gemacht werden.

Können wir uns glücklich kaufen?

Wenn wir etwas einkaufen, dann erfüllen wir uns unsere Wünsche und der Neurotransmitter Dopamin, der auch als das “Glückshormon” bekannt ist, wird ausgeschüttet. Und das führt dazu, dass wir seltener bewusste Entscheidungen treffen und abwägen, ob sich der Kauf wirklich lohnt. Daher werden wir besonders glücklich, wenn wir viele verschiedene kleine Dinge kaufen. Denn unser Unterbewusstsein vermittelt uns bereits vor jedem Kauf, dass wir uns danach gut fühlen werden. Allerdings hält dieses Glücksgefühl nicht besonders lange an. Der Wirtschaftspsychologe Prof. Dr. Oliver Büttner sagt dazu: “Wir überschätzen die Dauer und Intensität”. Denn schon schnell gewöhnt man sich an Dinge und das Glücksgefühl setzt aus.

Büttner bemerkte zwar, dass Minimalismus nicht immer glücklich macht, allerdings verwies er darauf, dass es einige Hinweise gibt, die darauf hindeuten, dass Materialismus unglücklich macht. So hat die Metaanalyse “Minimalism, voluntary simplicity, and well-being: A Systematic review of the empirical litrature” hervorgebracht, dass Minimalismus wirklich glücklich machen kann. Durch das Reduzieren des Konsums kann der Fokus auf die Priorisierung der eigenen Werte gelegt werden. Die Studien zeigen, dass es einen positiven Zusammenhang zwischen Minimalismus und der empfundenen Zufriedenheit der Leute gibt.

Die Rabattfallen

Zudem erklärt Büttner, dass wir häufig zu Impulskäufen neigen. Besonders starke Rabatte verleiten uns dazu, Produkte blind zu kaufen, ohne, dass wir abwägen, ob sie den Preis wirklich wert sind. Außerdem ist es für uns während des Einkaufens einfach schwierig den Nutzen der Produkte realistisch einzuschätzen. Zudem sagt der Wirtschaftspsychologe, dass viele Leute zu viel kaufen. Nur die wenigsten kaufen nur Produkte, die sie wirklich benötigen. Das läge daran, dass viele Menschen einfach Spaß beim Shoppen haben, ähnlich wie bei einem Hobby.

Vor allem durch das bequeme online Shopping neigen wir dazu übermäßig viel zu kaufen. Statista veröffentlichte die Gesamtumsätze im Online-Handel von 1999 bis 2020 und es lässt sich ein fast linearer Anstieg erkennen. So lag der Gesamtumsatz 2015 noch bei 39,9 Milliarden Euro, während er 2019 bei 59,9 Milliarden Euro lag. Im Jahr 2020 stieg der Umsatz aufgrund des Lockdowns noch einmal stark auf 72,8 Milliarden Euro an. Auch online lassen wir uns leicht beeinflussen und neigen zu Impulskäufen. Im Alltag erwischen wir uns immer wieder dabei, wie Influencer*innen uns mit Rabattcodes überzeugen, alles Mögliche zu bestellen.

Der Neurowissenschaftler Bern Weber erklärte in einem Interview mit der Welt, dass unser Belohnungssystem im Hirn bereits aktiviert wird, wenn wir nur ein großes Prozentzeichen sehen. Da nun etwas Positives erwartet wird, verringert sich gleichzeitig die Aktivität im Bereich der Fehler- und Selbstkontrolle. Das sei der Grund, warum die Vernunft meist gegen die Verlockung verliert und wir mit Produkten nach Hause kommen, die wir gar nicht kaufen wollten.

Es lohnt sich also, dass wir uns am Black Friday die Zeit nehmen und ganz genau überlegen ob wir das Produkt wirklich benötigen. Sonst werden wir noch Opfer der Rabattaktionen und ärgern uns später zu Hause.

Beitragsbild: Claudio Schwarz/unsplash

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