Junge Erwachsene treten häufiger aus der Kirche aus
Kirche passt nicht zur eigenen Lebenswelt
Kirche nein – Glauben ja
Interessant ist, dass das Interesse in Glauben und Gott generell bei den 18- bis 29-Jährigen vergleichsweise hoch sei. Das sagt Hans-Georg Ziebertz im Religionsmonitor der Bertelsmannstiftung. Demnach bejahen 51 Prozent der Befragten, dass sie an eine höhere Macht glauben, und 34 Prozent der befragten Personen geben an, dass sie stark oder sehr stark an einen persönlichen Gott glauben. Allerdings üben nur wenige dieser Personen religiöse Praktiken aus.
Kaum junge Menschen in den Gottesdiensten
Nur wenig aktive Jugendliche in der Pfarrei der Dortmunder Nordstadt
Vielfältige Angebote für junge Menschen in Berghofen
Die meisten Studierenden nutzen solche Angebote nicht
KURT hat die Studierenden auf dem Campus der TU Dortmund gefragt, was Kirche und die Adventszeit für sie bedeutet: “Ich bin zwar zur Kommunion gegangen, weil das damals jeder gemacht hat, aber eigentlich gehe ich nie in die Kirche. Adventszeit ist für mich auch gar nichts Besonderes. Die richtige Weihnachtsstimmung kommt für mich erst Heiligabend. Vor einigen Jahren waren wir mit der Familie noch in der Messe, aber auch das machen wir jetzt nicht mehr“, erzählt Elena, die Lehramt für Sonderpädagogik studiert.
Anders sieht das bei Physikstudentin Amelie aus. Regelmäßig geht sie zwar auch nicht in die Kirche, aber hin und wieder besucht sie den Gottesdienst dann doch. Im Januar beginnt sie, in einem Start-Up der Kirche zu arbeiten. “Bei uns in der Gemeinde können wir junge Menschen uns gut einbringen und organisieren verschiedene Aktionen im Advent. Das ist immer ein schöne Zeit mit den vielen Lichtern”, meint sie.
Erzbistum Paderborn versucht, junge Menschen für sich zu gewinnen
“Die Advents- und Weihnachtszeit ist eine geprägte und auch für junge Menschen besondere Zeit, die unterschiedlich wahrgenommen und gestaltet wird”, erklärt Benjamin Krysmann, Pressesprecher des Erzbischöflichen Generalvikariats Paderborn, auf KURT-Anfrage. Sie werde von vielen bewusst begangen. “Die inhaltlichen Zugänge junger Menschen zu Advent und Weihnachten sind wahrscheinlich so vielfältig, wie es junge Menschen heute sind. Darauf reagiert auch das Erzbistum Paderborn mit seinen kirchlichen Angeboten.”
Das Erzbistum-Paderborn hat beispielsweise das junge Glaubensportal “YouPax” entwickelt, das jungen Menschen den Zugang zur Kirche und zum Glauben erleichtern soll.
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Jugendliche sind die Zukunft der Kirche
“[Die Jugendlichen] verkörpern die Zukunft der Kirche und wollen sich auch einsetzen und etwas dafür tun, dass Kirche sich verändert, aber stoßen oft auf Widerstand mit ihren Themen und Anliegen”, macht Volker Andres vom BDKJ Köln deutlich. Klar sei, dass die Kirche noch einiges bewirken müsse, um junge Erwachsene und Jugendliche wieder für sich zu gewinnen. Es gebe zwar einige gute Angebote, doch häufig seien diese der Allgemeinheit gar nicht präsent. Die Kirche müsste öffentlich mehr auf sich aufmerksam machen.
Damit sind natürlich noch lange nicht die großen Probleme der Kirche wie die Missbrauchsskandale gelöst. Aber mit Blick auf das hohe Durchschnittsalter der Gottesdienstbesucher*innen lassen sich die leeren Kirchenbänke in gut zwanzig Jahren nur erahnen.
Advent unabhängig vom Glauben
KURT hat auf dem Campus auch mit nicht-christlichen Studierenden gesprochen, die Weihnachten trotzdem als eine besondere Zeit empfinden: zum Beispiel drei Muslima, die untereinander im Freundeskreis wichteln. “Weihnachten feiern wir zuhause nicht. Aber trotzdem finde ich diese Zeit sehr schön und besinnlich. Ich treffe mich mit den Menschen, die ich liebe und überlege mir Geschenke”, erzählt eine der jungen Frauen. “Für mich bedeutet Weihnachten Nächstenliebe und Geschenke verteilen”, sagt eine Atheistin vor der Mensa. Unabhängig von Konfession und Glaube scheint der Advent für alle Studierende eine besinnliche Zeit zu sein, eine Zeit des zur Ruhe Kommens – egal, ob mit oder ohne Gott.
Beitragsbilder: Ellen Waldeyer