Prüfungen abgesagt: Nachholtermine noch unklar

In den meisten Unis bleiben die Hörsäle wegen der Coronakrise leer – auch bei Prüfungen.

Am Sonntagabend (15. März) um 18.00 Uhr kommt die Nachricht für Sebastian Rohring, 23. „Die Prüfung morgen früh um 8.00 Uhr fällt aus.“ Kurz vorher sitzt der Maschinenbaustudent noch zwei Stunden lang im Zug nach Dortmund. Es hätte seine letzte Klausur für dieses Semester sein sollen. Ähnlich wie ihm geht es einigen Studierenden im Moment. 

Die TU Dortmund setzt wegen des Coronavirus ihre Präsenzprüfungen, also alle Prüfungen mit Anwesenheitspflicht, vorerst bis zum 19. April aus. Für viele Studierende heißt es jetzt: Warten. Die Ungewissheit dabei ist für viele unangenehm. „Da es meine letzte Klausur gewesen wäre und ich sehr gut vorbereitet war, muss ich sagen, dass ich es persönlich eher blöd finde. Trotzdem halte ich es allgemein für die richtige Entscheidung“, sagt Sebastian Rohring.

Uni stellt Lösungen für besondere Härtefälle in Aussicht

Unklar ist derzeit, wann die Prüfungen nachgeholt werden können. Vom Allgemeinen Studierendenausschuss (AStA), der ebenfalls nicht mehr auf dem Campus arbeiten darf, heißt es auf KURT-Anfrage: „Niemand weiß so genau, wann sich alles wieder normalisiert, weshalb natürlich noch keine zeitnahen Termine festgelegt werden können.“ Die TU verkündet auf ihrer Webseite, es werde nach möglichst frühen Nachholterminen gesucht. Außerdem werde geprüft, ob Prüfungen auch digital geschrieben werden könnten. Studierende, die sich für eine Prüfung angemeldet hätten, bräuchten sich nicht mehr extra abzumelden. Die Abgabefrist für Haus- und Abschlussarbeiten werde zunächst um zwei Wochen verlängert.

Was sagen die Studierenden zu den Absagen?

Judith Boveleth, 25, Master Lehramt Sonderpädagogik
„Nach dem neuesten Stand, dass alle Veranstaltungen untersagt sind, ergibt es schon Sinn, dass Prüfungen dann auch nicht mehr stattfinden dürfen. Es ist nur etwas verrückt, dass diese Entscheidungen alle so schnell nacheinander getroffen werden. Aber darauf kommt es in so einer Situation eben an.”
Sofia Bonas, 19, 1. Semester Informatik
„Ich hätte Ende März noch eine Klausur gehabt, die ich natürlich gerne jetzt noch weggeschafft hätte. Wenn die Klausur dann nachgeholt wird, muss ich alles noch einmal lernen. So habe ich jetzt im Sommersemester wahrscheinlich schon fünf Klausuren. Aber wirkliche Alternativen gibt es wohl nicht.”
Sebastian Rohring, 23, Master Maschinenbau
„Wenn es am 20. April wirklich wieder weitergeht, dann hoffe ich, dass die Prüfungen innerhalb von ein bis zwei Wochen nachgeholt werden. In den Sommersemesterferien ist es für mich sehr schwer vorstellbar, da ich da noch viele andere Prüfungen habe.”

Konkretes kann die TU Dortmund noch nicht sagen. Man hoffe, innerhalb von 14 Tagen mehr zu wissen, was Prüfungen angeht. Zudem ist momentan ohnehin noch völlig unklar, ob das Semester tatsächlich wie geplant am 20. April wieder starten kann.

Ausnahmesituationen erfordern Ausnahmeregeln

Im Moment liege der Fokus bei den Härtefällen, die etwa schon einen Arbeitsvertrag hätten, ihr Studium aber nicht beenden könnten. „Ausnahmesituationen erfordern Ausnahmeregeln“, sagt ein TU-Sprecher. Eine mögliche Lösung für besonders wichtige Prüfungen sei, Prüfungen telefonisch oder über das Internet anzubieten. Der Studierendenservice arbeite momentan noch daran, diese Ideen umzusetzen.

Studierendenservice berät, wenn Nachteile entstehen

Besondere Härtefälle sollen sich laut TU Dortmund beim Studierendenservice melden, damit Lösungen gefunden werden können. Denkbar ist aber auch, dass die Bezirksregierung Arnsberg Sonderregelungen erlassen könnte, wonach beispielsweise Lehramtsstudierende ihr Referendariat antreten könnten, obwohl eine Prüfung noch nicht geschrieben ist.

Noch keine Lösungen zeichnen sich derzeit für all diejenigen Studierenden ab, die beispielsweise ein Modul nicht belegen könnten, weil eine dafür notwendige Prüfung noch fehlt. Man versuche aber, die Einschränkungen für Studierende so gering wie möglich zu halten. Ebenfalls noch keine Angaben macht die Uni dazu, ob Semesterbeiträge zurückgezahlt werden können, wenn das Studium nur wegen einer nicht geschriebenen Prüfung verlängert werden muss. „So weit denken wir derzeit noch nicht“, sagt der Sprecher. „Wir müssen uns dahingehend auch mit dem AStA besprechen.“

AStA bietet Beratung in Prüfungsfragen weiterhin per E-Mail an

Der AStA rät Studierenden, nach individuellen Lösungen mit dem jeweiligen Dozenten oder der jeweiligen Dozentin zu suchen. „Sollte auch das nicht klappen, sind unsere Berater natürlich weiterhin per Mail zu erreichen“, sagt eine AStA-Sprecherin und verweist auf die „Beratung zu Studiumsfragen“. Diese sei unter beratungstudium@asta.tu-dortmund.de zu erreichen.

Auch die Ruhr-Uni Bochum (RUB) reagiert und lässt alle Präsenzprüfungen ausfallen. Auch hier werde an Lösungen für andere Prüfungsformen gearbeitet, heißt es auf der Homepage. Die RUB rät Studierenden, direkt beim zuständigen Prüfungsamt nachzufragen. Das gelte auch bei staatlichen Prüfungen (Jura, Medizin, Lehramt), für die es oft eigene Regeln gibt.

An der TU Dortmund hat sich ein Krisenstab aus Rektorin, Kanzler, Pandemiebeauftragtem, Sicherheitsbeauftragtem und Vertretern verschiedener Fakultäten gebildet. Er berät, wie die Uni weiter mit dem Virus umgehen soll.

Beitragsbild: Larry White/Pixabay

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