Starke WM-Quali macht Lust auf Fußball-EM

von links: Lena Sophie Oberdorf (GER, 6), Tijana Filipovic (SRB, 20)

Im Juli findet die Fußball-Europameisterschaft der Frauen statt. Die DFB-Elf spielt sich jetzt schon in den WM-Qualifikationsspielen warm – zuletzt am Dienstag (30.11.) gegen Portugal. Das deutsche Team überzeugt mit einer Mischung aus Erfahrung und jungen Talenten. Trotzdem wird die EM nicht einfach.

Svenja Huth spielt einen langen Ball direkt vor das gegnerische Tor, doch eine portugiesische Verteidigerin wehrt ihn mit dem Kopf ab. Der Ball landet vor den Füßen von Melanie Leupolz. Sie steht 16 Meter vorm Tor, zieht ab und trifft. Es steht 3:0. Nach 96 Minuten ist das Spiel im Estadio de Sao Luis vorbei. Deutschland gewinnt 3:1 gegen Portugal.

Erfolgreiche WM-Qualibilanz für Deutschland

Das DFB-Team besiegt damit den härtesten Gegner in der WM-Qualifikationsgruppe. Nach diesem sechsten Sieg von bisher sechs Spielen ist die deutsche Mannschaft Gruppenerste und kann die verbleibenden vier Qualifikationsspiele im nächsten Jahr entspannt angehen.

Für Melanie Leupolz ist ihr Tor etwas Besonderes, denn es fällt in ihrem 75. Länderspiel. Mit 27 Jahren gehört sie zu den erfahrensten Spielerinnen in der Nationalmannschaft. Spielerinnen wie sie verleihen dem Team Stabilität.

Stark ist die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg aber auch, weil im letzten Jahr viele junge Talente dazugestoßen sind. Talente, „von denen wir selber nicht einmal dachten, dass sie so durchstarten“, sagt Voss-Tecklenburg bei der Pressekonferenz nach dem Portugalspiel. Sie spricht damit auch über Jule Brand. Die hatte ihr Debut in der A-Nationalmannschaft im April mit gerade einmal 18 Jahren. Seitdem überzeugt sie mit willensstarkem Einsatz, makellosen Torvorlagen und fußballerischem Feingefühl.

Unsere Topauswahl aus Jung und Alt

Melanie Leupolz

Verein: FC Chelsea
Bundesligaspiele: 158
Spiele in der Women’s Super League: 25
Nationalmannschaftsspiele: 75
Geburtsjahr: 1994
Tore für die Nationalmannschaft: 13

Quelle: soccerdonna.de

Melanie Leupolz kennt sich im europäischen Spitzenfußball aus. Nach sechs Jahren beim FC Bayern München wechselte sie zur Saison 20/21 nach England zum FC Chelsea. Dort wurde sie zur Stammkraft und gewann mit dem Team die Meisterschaft. Leupolz spielt im zentralen Mittelfeld und sortiert das Spiel, behält den Überblick und gibt die richtigen Impulse nach vorne.

 

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Jule Brand

Verein: TSG Hoffenheim
Bundesligaspiele: 31
Nationalmannschaftsspiele: 8
Geburtsjahr: 2002
Tore für die Nationalmannschaft: 3

Quelle: soccerdonna.de

Jule Brand ist die jüngste A-Nationalspielerin bei der TSG Hoffenheim. Ihr Debut hatte sie im April 2021 beim WM-Qualifikationsspiel gegen Australien. Vor der Kamera wirkt sie etwas zurückhaltend, auf dem Platz tritt sie dagegen sehr entschlossen auf und zieht mit ihren langen Beinen auf der Außenbahn an den Gegnerinnen vorbei.

 

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Lena Oberdorf

Verein: VfL Wolfsburg
Bundesligaspiele: 64
Nationalmannschaftsspiele: 21
Geburtsjahr: 2001
Tore für die Nationalmannschaft: 2

Quelle: soccerdonna.de

Ein Spiel, in dem Lena Oberdorf keine gelbe Karte bekommt, ist ungewöhnlich. Die 19-Jährige spielt sehr angriffslustig. Oberdorf wirkt durch ihre Spielstärke und das selbstbewusste Auftreten wie eine langjährige Nationalspielerin, gehört tatsächlich aber zu den jungen Talenten des Teams.

 

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Alexandra Popp

Verein: VfL Wolfsburg
Bundesligaspiele: 269
Nationalmannschaftsspiele: 111
Geburtsjahr: 1991
Tore für die Nationalmannschaft: 53

Quelle: soccerdonna.de

Alex Popp, bekannt als „Poppi“, ist eine Ikone im deutschen Frauenfußball. Die gebürtige Wittenerin tritt sehr bodenständig auf, spielt seit acht Jahren für den VfL Wolfsburg und liebt ihren Hund Patch. Die Kapitänin der Nationalmannschaft setzt seit Mai 2021 wegen einer Knieverletzung aus, ist zur EM im Sommer aber voraussichtlich wieder fit.

 

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Bei der EM kommen die Angstgegner schon in der Gruppenphase

Mit der Mischung aus erfahrenen und jungen Spielerinnen, aus „Leadership und Unbeschwertheit“, so Voss-Tecklenburg, ist die Mannschaft gut aufgestellt. Das ist wichtig, denn im Sommer steht das erste große internationale Turnier seit drei Jahren an: die Europameisterschaft in England, wegen Corona um ein Jahr verschoben. Auch wenn die deutschen Fußballerinnen in der WM-Quali gerade gut abschneiden, wird die EM kein leichtes Spiel.

Denn mit Spanien und Dänemark trifft die deutsche Mannschaft dort schon in der Gruppenphase auf harte Gegner. Dänemark hatte das deutsche Team bei der letzten EM schon im Viertelfinale aus dem Turnier geworfen und wurde anschließend Vizemeister. Mit Pernille Harder haben die Däninnen außerdem eine Kapitänin, die schon mehrfach zur Fußballerin des Jahres gewählt wurde. Spanien glänzt gleich mit einer ganzen Reihe an Top-Spielerinnen. Eine ist Alexia Putellas, die nicht nur mit dem FC Barcelona die Champions League gewann, sondern auch mit dem Goldenen Ball ausgezeichnet wurde.

Frauen-EM ist so professionell wie nie

Nicht nur die harte Gruppenphase macht das Tunier spannend, denn diese Frauen-Europameisterschaft wird wohl so professionell wie keine zuvor. 16 Teams nehmen am Turnier teil. 2017 waren es nur zwölf, davor sogar nur vier. Außerdem ist das Preisgeld mit 16 Millionen Euro doppelt so hoch wie bei der vorherigen EM. Auch das Publikumsinteresse ist groß: Bis August wurden schon 140.000 Tickets verkauft. Mehr, als der europäische Fußballverband erwartet hatte.

Doch der Frauenfußball entwickelt sich nicht nur im Rahmen der EM weiter. Die Professionalisierung nimmt auch in den nationalen Ligen Fahrt auf. Vorreiter ist die Women’s Super League im EM-Gastgeberland England, wo die Spielerinnen von ihrem Gehalt leben können und keine Nebenjobs brauchen. In der ersten Frauenbundesliga gilt das höchstens für eine Handvoll Teams.

Fußballerinnen wollen mehr Mädchenförderung

Auch das Publikumsinteresse hält sich in Deutschland beim Frauenfußball in Grenzen. Das sei aber nicht die Schuld der Spielerinnen, meint Luisa Schanze, sondern läge an der schlechten Vermarktung. Schanze spielt in der Regionalliga West bei Vorwärts Spoho 98 in Köln. Die 24-Jährige findet, man müsse schon bei den Kindern anfangen. „Man muss auch im Jugendbereich endlich die Mädchen genauso fördern wie die Jungs. Es gibt zwischen den Kindern doch schlicht keine Unterschiede.“

Mehr professionelle Fußballerinnen bedeuten auch mehr Vorbilder für Mädchen. Ein Turnier wie die EM kann dazu beitragen, dass der Frauenfußball mehr Öffentlichkeit bekommt. Helfen können dabei auch starke Charaktere in den Mannschaften. Und davon gibt es in der deutschen Mannschaft mit ihrer Mischung aus erfahrenen Spielerinnen und jungen Talenten viele.

Teaser- und Beitragsbild (Archiv): Wikimedia/Steffen Prößdorf, lizenziert nach CC.

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