Sag mal Prof: Hilft Achtsamkeit dabei, in Stresssituationen einen klaren Kopf zu bewahren?

Regelmäßig fragen wir hier die, die uns im Hörsaal die Welt erklären: unsere Professor*innen und Doktorand*innen. Können sie uns wohl auch alltägliche Fragen beantworten? Sag mal Prof, hilft Achtsamkeit dabei, in Stresssituationen einen klaren Kopf zu bewahren? Dieses Mal antwortet Prof. Dr. Johannes Michalak, Universitätsprofessor für klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Witten/Herdecke.

Im Alltag sind wir oft gestresst. Wir neigen dazu, abzuschweifen und merken nicht, wie reichhaltig jeder Augenblick sein kann. Stress kann unsere psychische und physische Gesundheit gefährden, daran besteht heutzutage kein Zweifel mehr. Obwohl wir uns darüber im Klaren sind, sind wir dem Stress manchmal trotzdem ausgeliefert. Daher ist es umso wichtiger, sich zurück ins innere Gleichgewicht zu bringen. So sind wir weniger anfällig für Überlastung. Eine bewährte Methode dabei ist Achtsamkeit. Sie kann dabei helfen, mit Anspannung besser umzugehen und hin und wieder abzuschalten.

Univ.-Prof. Dr. Johannes Michalak ist Diplom-Psychologe und approbierter Psychologischer Psychotherapeut.

Achtsamkeit kommt aus dem Buddhismus und ist eine besondere Form, den eignen Körper, das Bewusstsein oder einfach den gegenwärtigen Moment völlig wertfrei wahrzunehmen. Dies ist eine Herausforderung und schärft unseren Blick dafür, die Dinge so zu akzeptieren, wie sie eben sind. Damit uns das gelingt, gibt es formelle und informelle Übungen.
Formell bedeutet, dass wir uns ausschließlich darauf konzentrieren, Achtsamkeit zu entwickeln. Wir besinnen uns also auf den Körper und entziehen uns dem Alltag. Beispielsweise legen wir den Fokus auf unsere Atmung und versuchen sämtliche Gedanken für den Moment auszublenden. Wenn wir merken, dass wir abschweifen, konzentrieren wir uns wieder auf unsere Atmung. Eine weitere formelle Übung ist der Bodyscann. Hierbei liegen wir in der Regel auf dem Boden und nehmen unsere einzelnen Körperregionen bewusst war.
Informelle Übungen hingegen zielen darauf ab, dass wir uns stärker auf den Alltag konzentrieren, also auf die Tätigkeit, die wir im gegenwärtigen Augenblick ausüben. Wenn wir abschweifen, holen wir uns wieder zurück und sind wieder mit ungeteilter Aufmerksamkeit im Hier und Jetzt. Beide Übungen helfen uns dabei, auch in stressigen Situationen nicht die Ruhe zu verlieren.

Studien belegen, dass Achtsamkeit bei unterschiedlichsten Problemen wie Depressionen, Ängsten, aber auch Stress hilfreich ist. Achtsamkeit ist keine Pille, die wir nehmen und auf einmal geht es uns besser. Oft bedeutet Achtsamkeit auch erst einmal mehr Stress. In den 60er-Jahren wurden Achtsamkeitsprogramme für Schmerzpatient*innen entwickelt, die medizinisch austherapiert waren. Diese Übungen bereichern aber nicht nur jene, die körperlich oder psychisch angeschlagen sind. Sie wirken auch präventiv. Profitieren können von Achtsamkeit also alle. Denn so können wir Gelassenheit und innere Ruhe entwickeln, indem wir lernen, den Moment und uns selbst besser wahrzunehmen.

Beitragsbild: pixabay.com

Ein Beitrag von
Mehr von Kyra Usielski
Campussicherheit: Im Dunkeln nicht alleine zur S-Bahn
Die TU Dortmund bietet an, Studierende zu ihrem Auto oder der S-Bahn...
Mehr
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert