Kommentar: Lasst die Ölpreise steigen!

Viele Autos stehen auf dem Uni-Parkplatz. Ein gestiegener Ölpreis könnte Fahrten zur Uni teurer machen.Die Süddeutsche Zeitung sieht die Gefahr steigender Benzinpreise und warnt vor höheren Kosten für Autofahrer. Denn Trumps Iran-Sanktionen dürften die Ölpreise in die Höhe treiben. Unser Autor findet, dass Benzin zu billig ist. Er würde sich freuen, wenn die von der SZ prognostizierte Entwicklung eintritt.

US-Präsident Donald Trump und seine Pöbel-Politik sind ja eigentlich das Armutszeugnis der Gesellschaft, der Gegenpol zum Fortschritt. Aber die letzte Schrotflinten-Ballerei des Mannes im Weißen Haus könnte einen Querschläger produzieren, der eines der größten Laster der modernen Gesellschaft treffen dürfte: die übermäßige Nutzung von Autos.

Warum soll der Ölpreis wegen Trump steigen?
Im Mai hat Trump angekündigt, das Atomabkommen mit dem Iran aufzukündigen und den Iran wieder zu sanktionieren. Vor einer Woche traten die Sanktionen dann in Kraft. Der Iran exportiert viel Öl in andere Länder. Viele Länder dürfen dem Iran auf Anweisung des US-Präsidenten bald nichts mehr abkaufen. Das Ölangebot auf dem globalen Markt wird dadurch sinken und andere wichtige Ölexporteure wie dem Iran und Saudi-Arabien arbeiten bereits am Rande ihrer Kapazitäten, so die SZ. Deswegen geht die Zeitung davon aus, dass Öl bald teurer wird und damit auch höhere Kosten auf Autofahrer zukommen werden.

Das ist gut, denn Benzin ist viel zu billig und Autos werden immer noch viel zu viel genutzt.  Die Folge: Deutschland erreicht seine Klimaziele für 2020 vermutlich nicht und hat mit schweren Folgen von Luftverschmutzung zu kämpfen. Und was noch viel schwerer wiegt: Der ganze Individualverkehr ist – von außen betrachtet – sinnlos.

Wie würde ein Alien das menschliche Verhalten betrachten? Ein Alien, dass das Auto nicht als als Statussymbol wahrnimmt und das nicht versteht, dass Jugendliche in Deutschland in ihrem Freundeskreis oft erst als erwachsen wahrgenommen werden, wenn sie sich auf vier Rädern bewegen.

Dieses Alien würde das menschliche Verhalten kaum verstehen: Da setzt sich eine Frau jeden morgen in ihr eigenes Metallgestell mit fünf Sitzen, von denen vier leer bleiben und drängt sich durch die Masse der anderen fast leeren Metallkisten. Die Frau bleibt in den verstopften Großstadt-Straßen hängen, flucht über das Fahrverhalten der anderen und kommt nach dem Kampf mit dem Straßenverkehr schon gerädert auf der Arbeit an. Die letzte halbe Stunde vor und die erste halbe Stunde nach der Arbeit verbringt sie mit Autofahren. Einer Tätigkeit, die nicht bildet, die meisten Menschen nicht entspannt und dazu noch die Umwelt verschmutzt. Das Verhalten der Frau kann das unbeteiligte Alien natürlich gar nicht nachvollziehen.

Es sieht die Frau nach der Arbeit zuhause sitzen und leiden, weil sie nicht joggen gehen könne. Bei 35 Grad, das sei viel zu heiß und überhaupt – diese Hitze, die mache sie fertig. Am nächsten Morgen steigt die Frau wieder ins Auto und fährt zur Arbeit.

Es gibt Alternativen zum geliebten Auto

In Autos sitzen nach Angaben des Umweltbundesamts durchschnittlich immer nur 1,5 Personen. Zu dieser Pendelei mit dem Auto hätte das unbeteiligte Alien schon nach kurzer Beobachtung einige Alternativen vorgeschlagen: Große Metallkisten auf Schienen mit Stromantrieb, Metallkisten, die man sich teilt, damit sie nicht den Großteil des Tages nutzlos herumstehen; sogar motorbetriebene Zweiräder verstopfen die Straßen weniger als diese sperrigen Vierräder und verbrauchen tendenziell weniger.

Natürlich ist die Single-Großstadt-Pendlerin genau das Beispiel, das das Alien am wenigsten verstehen wird. Es gibt auch die fünfköpfige Familie, die in der Kleinstadt wohnt und den Familieneinkauf erledigen muss. Die 900 Meter zum nächsten Supermarkt lassen sich mit den Einkaufstüten weder zu Fuß, noch mit dem Fahrrad zurücklegen. Die nächste Bushaltestelle ist immerhin 300 Meter entfernt. 300 Meter, die mit Einkaufstüten für eine fünfköpfige Familie sehr lang werden können. In solchen Fällen würde das Alien verstehen, dass der Familienvater zum Einkaufen in das Auto steigt. Auch ein Elektroauto kommt in einer Kleinstadt mit genau einer Ladesäule wohl kaum in Frage.

Benzinpreis muss steigen – egal wie

Es gibt also die verschwenderische und die verständliche Autonutzung. Und insgesamt werden Autos zu viel genutzt. Was kann da helfen? Höhere Preise! Mit höheren Benzinpreisen nutzt der das Auto, der keine Alternative hat. Autofahrer, die auch mit der Bahn fahren können, werden dazu angeregt, mal darüber nachzudenken, ob sie das nicht machen sollten. Und mal ganz im Ernst: Fast jeder kann seine Autonutzung irgendwie einschränken. Auch die fünfköpfige Familie muss vom Benzinpreis dazu angeregt werden, lieber mit der Bahn als mit dem Auto zu verreisen. Mit steigenden Preisen erreicht man kein Autoverbot, sondern man dämmt die übermäßige und verschwenderische Autonutzung ein.

Also muss der Benzinpreis steigen. Aber die Bundesregierung hat ihre Energiesteuer seit 2003 nicht mehr erhöht. Und so muss der Preis eben anders in die Höhe getrieben werden. Nun  geschieht das zufällig durch den Mann, der Kohlekraftwerke wieder anschaltet und den Klimawandel leugnet. Der wichtige Kerneffekt bleibt aber der Gleiche: Vieleicht  könnte Benzin diesmal so teuer werden, dass sich die Suche nach Alternativen zum eigenen Auto mit Verbrennungsmotor aufdrängt. Dann könnten die Deutschen ihren Volksfetisch Auto endlich überwinden.

Kurt hat auch darüber berichtet, wie die Stadt Dortmund mehr für tut, um öffentliche Verkehrsmittel zu fördern.

Teaser- und Beitragsbild: Sven Lüüs

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