Das Duell: Silvester – feiern oder boykottieren?

Schon wieder ist ein Jahr vergangen und 2019 rückt unaufhaltsam näher. Feuerwerk, Freunde treffen, Sekt und Bleigießen gehören für viele zum Jahreswechsel dazu. Doch muss es an Silvester die große Feier sein oder kann man den Neujahrstag begrüßen wie jeden anderen auch? 

Bei Silvesterfeiern ist Enttäuschung vorprogrammiert

findet Annina Haefemeier.

Früher oder später kommt sie: Die Frage, die einem jedes Jahr aufs Neue ungewollt die Schweißperlen auf die Stirn treibt: „Und? Weißt du schon, was du an Silvester machst?“ Nein, natürlich habe ich noch nichts geplant. Denn der Zwang an Silvester die tollste Party des Jahres zu feiern, ist zugleich die Garantie für einen misslungenen Abend. Dafür sorgen gleich drei Hürden, die es bei der Planung für einen perfekten Jahreswechsel zu überwinden gibt.

Zunächst stellt sich die Frage, mit wem ich feiern möchte. Keine leichte Entscheidung. Denn während Weihnachten bei uns im Familienkreis mit immer den gleichen Personen stattfindet, wird die Silvesterfeier-Gemeinschaft jedes Jahr neu zusammengewürfelt. Hinzu kommt, dass die eigenen Freunde ebenfalls andere Freunde haben, mit denen sie ab und zu gerne feiern möchten. Seit der Schulzeit haben haben sich durch Studium oder Auslandserfahrungen neue Freundschaften gebildet. Sowohl bei mir selbst als auch bei meinen Freunden. Mit den neuen Freunden feiert man genauso gerne wie mit den alten. Das macht es schwierig, den festen Freundeskreis für Silvester zu finden.

Zu Hause kann man immer feiern

Daneben stellt sich die Frage, wo der besondere Abend stattfinden soll. Vielleicht eine eigene Feier zu Hause organisieren? Viel zu großes Risiko! „Oh, da bin ich schon verplant“, „Wir feiern dieses Jahr bei XY“ oder „Ich fliege für Silvester nach Paris“, sind nur einige Antworten, mit denen man rechnen muss. Wenn es ganz schlimm kommt, sagen die Gäste auch noch drei Tage vorher ab. „Die Tante des Kollegen meines Freundes hat ein Haus in Lappland und wir haben kurzfristig die Möglichkeit bekommen… Das verstehst du doch, oder?“

Zu Hause kann man eben das ganze Jahr feiern. Für Silvester muss es schon was Besonderes sein. Doch wo soll man hingehen? Vielleicht für 25 Euro Eintritt in irgendeinen Club, wo abgesehen vom Countdown um Mitternacht doch alles wie jeden Samstagabend verläuft? Oder nimmt man gleich das VIP-Ticket inklusive Essen für schlappe 60 Euro? Wem das immer noch nicht exklusiv genug ist, der reist für ein paar Stunden feiern schon mal durchs ganze Land, zum Beispiel zum Brandenburger Tor in Berlin. Hier kann man sich ganz für umsonst die Zehen abfrieren und ist dann froh, nach Mitternacht endlich irgendwo ins Warme zu kommen.

Katastrophen vorprogrammiert

Das größte Hindernis für eine gelungene Silvesterfeier sind aber die zu hoch gesteckten Erwartungen aller Beteiligten. Damit ist Enttäuschung vorprogrammiert: Wenn man um Mitternacht nicht genau dort angekommen ist, wo man eigentlich hin wollte, wenn die Musik auf der Party nicht die richtige ist oder wenn die beste Freundin (oder man selbst) um eins eigentlich nur noch schlafen gehen möchte, kann eine sonst schöne Feier für den einen oder anderen schnell zur Katastrophe werden. Warum also an Silvester nicht einfach mal einen gemütlichen Abend zu Hause verbringen und es sich mit Tee und Keksen bei einem schönen Film auf dem Sofa gemütlich machen? Das neue Jahr kann ich am nächsten Morgen schließlich auch noch begrüßen.

Silvesterpartys sind die besten Feiern des Jahres

sagt Lukas Erbrich. 

Ehrlich gesagt, war nicht jede Silvesterparty die beste meines Lebens. Meine Freunde und ich „tanzten“ in überfüllten Clubs oder warteten in endlosen Schlangen davor. Trotzdem: Enttäuscht war ich an solchen Abenden nicht. Wieso sollte ich auch? Denn, dass Clubs an Silvester voll sind, war ja vorher zu erwarten. Jeder ist auf der Suche nach der besten Party und das zurecht. Alleine zuhause zu bleiben ist jedenfalls keine Option, das ist mir einfach zu langweilig. Zwei Gründe, warum die Silvesterparty für mich die beste des Jahres ist. Lasst uns 2019 gebührend feiern! 

2018 ist einiges passiert. Es gab Ereignisse die uns erschüttert haben, wie die Naziaufmärsche in Chemnitz und der Terroranschlag in Straßburg. Aber auch Ereignisse, die uns Hoffnung schenkten, wie die Freilassung des Journalisten Denis Yücel und die Rettung der thailändischen Jugendlichen, die 17 Tage in einer Höhle eingesperrt waren. Am Silvesterabend lassen wir das alles hinter uns, denn das Jahr 2018 ist endgültig Geschichte. Silvester ist der Startschuss für alles Neue, was 2019 vor uns liegt. Die Silvesternacht ist deshalb keine wie jede andere. Wir verabschieden uns vom vergangenen Jahr und heißen das neue willkommen. 

Kein Rezept für Silvester

Neues Jahr, neues Glück, das wird gefeiert: An Silvester treffe ich jedes Jahr die Clique aus der Schulzeit. Die Jungs sehe ich das ganze Jahr so gut wie gar nicht, da wir über ganz Deutschland verstreut sind. Zu Silvester kann endlich mal wieder wie früher gefeiert werden. Was wir machen, wird meistens spontan entschieden. Von Stress keine Spur. Vor zwei Jahren haben wir in einem Pariser Club auf der Champs-Élysées gefeiert. Das war war ganz schön teuer, aber es hat sich gelohnt. Location und Musik waren wirklich besonders. Wir hatten viel Spaß. Am lustigsten waren die Momente, als wir mit unserem etwas eingerosteten Schulfranzösich versucht haben, mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen. Der Mix aus Französich und Englisch  brachte Dialoge zustande, über die wir heute noch lachen. Die Party ist mein bisher bestes Silvestererlebnis. 

Niemand ist gezwungen, Silvester in Clubs oder Bars zu verbringen. Hauspartys, Kino- oder Theaterbesuche; jeder sollte dort feiern, wo er am meisten Spaß hat. Ein Rezept für ein erfolgreiches Silvester gibt es jedenfalls nicht. Es würde schon helfen, wenn wir das Event nicht so verbissen sehen würden. Weniger Stress und mehr Lockerheit zum Ende des Jahres tun uns gut. Die Hauptsache ist, mit seinen Freunden eine gute Zeit zu verbringen und mit positiven Gefühlen ins neue Jahr zu starten. Dann steht der besten Party des Jahres nichts mehr im Weg. 

 

Ein Beitrag von
Mehr von Kurt
Ausgabe 16 – April 2020
Verborgene Orte an der TU: An diese Stellen kommen Studierende selten. Alles...
Mehr
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert